Gestern, in der U-Bahnstation am Aegi

Gedicht zum Thema Literatur

von  toltec-head

Gestern, in der U-Bahnstation am Aegi,
Ich fuhr gerad die Rolltreppe hoch und stand still,
Berührte mich unangenehm hinter mir das laute, melodische Pfeifen eines Mannes.
Vorsichtig drehte ich mich nach dem Idioten um.
Er war nicht ganz alt, nicht ganz hässlich, nicht ganz Geschäftsmann, nicht ganz Penner.
Ein Typ, wie man ihn in Hannover oft sieht und der hierher gut passt.
Daseinsfeist aber nicht unnett,
Längeres schon graues Haar, aber das Gesicht eines Kindes.
Vielleicht ein bisschen verrückt,
Aber noch kein absoluter Schrott.
Und ich sagte mir: das bist du.
Das laute Pfeifen, das sind deine Texte.
Die U-Bahnstation, das ist kV.
Du bist genau so ein Idiot.
Nicht ganz Geschäftsmann, nicht ganz Penner,
Aber sicherlich eines nicht: Künstler.
Jemand, der die Leute unangenehm von hinten berührt,
Während sie auf der Rolltreppe stehen,
Mit Texten, die ein bisschen verrückt sind
Und nicht einmal den Glanz absoluten Schrotts haben.
Und während ich weiter hochfuhr, wurde ich noch stiller.
Warum schon wieder?
Eine dieser Begegnungen, die einen so traurig macht.

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Kommentare zu diesem Text


 larala (24.08.13)
Deine Texte, auch und besonders dieser, berühren unmittelbar und unvermittelt und mittig von vorne. Gerade weil sie keine Kunst sind. Jemand, der einfach für uns pfeift.

 toltec-head meinte dazu am 24.08.13:
Dank dir.

 susidie (24.08.13)
Pfeif weiter. Angenehm berührt. Gruß von Su :)
GabrielSiegmann (35)
(24.08.13)
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 EkkehartMittelberg (24.08.13)
Wer sich so selbst begegnet, hat keinen Grund, traurig zu sein.
Gruß
Ekki

 Dieter Wal (24.08.13)
"Wir nannten dich den Pfeifer und deine Devise hieß: "Wenn wer dir vor die Mündung kommt, erst pfeife, und dann schieß!" Warum du pfiffst, das weißt du nicht, weißt nicht mal wie du heißt. Im Westen ist es niemals gut, wenn jemand zu viel weiß. ..."
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