Sprache
Kommentar zum Thema Sprache/ Sprachen
von ian_grey
Kommentare zu diesem Text
1.Das gilt nicht nur für die Umgangssprache. So verändern sich auch Worte. Beispiel: "Arbeit" bedeutete früher das, was wir heute mit "Mühe" beschreiben - und das gilt ja nicht nur für die Umgangssprache.
2.Richtig. Leider ist kaum verbreitet: Dialekte sind immer Soziolekte. Das bedeutet: Verschwindet eine sozial prägende Gruppe, verändert sich auch der Dialekt. Und da es sich bei eine Dialekt zumeist um eine rein mündliche Erscheinungsform handelt, meinen die meisten dann schon nach wenigen Jahren, man hätte dort, wo sie leben, schon immer so gesprochen. Das bedeutet aber auch, dass Versuche, Dialekte am leben zu erhalten, eigentlich nur zukünftige Dialekte zerstören.
3.Das funktioniert aber nur im Bezug zu Punkt 1. Oder kennst du jemanden, der von "Schalksernst" redet?
4.Immer wieder gern kritisiert, sinnvolle Beispiele werden dabei gern übersehen. Beispiel: Als nach dem Zweiten Weltkrieg - zunächst aus Italien und dem Balkan - Menschen zum arbeiten nach Deutschland geholt wurden, nannte man diese "Fremdarbeiter". Waum? Hießen doch so die im Zweiten Weltkrieg unter Zwang nach Deutschland verschleppten Arbeitssklaven. Da benutzte der Deutsche eben den Begriff, den er kannte. Politisch gesteuert wurde der Begriff "Gastarbeiter" verbreitet, um den Deutschen klar zu machen, dass diese Menschen Rechte hatten. Und warum wurde das gemacht? Nun, wie immer wenn so etwas geschieht - und im Bereich Sprache beschreibst du es ja selbst -, passiert es aus einem einfachen Grund: Es war nötig. Darum: Allgemeines Political Correctness-Bashing zeugt nicht von Klugheit - und von Empathie schon gar nicht.
5.Dieser Abschnitt ist über, denn er wirkt, als sei ein kleines beleidigtes Männlein am Werke. Damit zerstörst du deinen ansonsten guten und lesenswerten Text zum Thema Sprache.
...ja, ich weiß, manchmal will man einfach nur draufhauen...
Ein [x]kontovers gibt es trotzdem, wegen Punkt 4. und vor allem Punkt 5.
richtig ist das, was am meisten verwendet wird.
2.
Dialekte als „falsch“ zu bezeichnen
3.
man versucht also aktiv, die Veränderung der Sprache aufzuhalten.
4.
Political Correctness
5.
In conclusio
...ja, ich weiß, manchmal will man einfach nur draufhauen...
Ein [x]kontovers gibt es trotzdem, wegen Punkt 4. und vor allem Punkt 5.
[Edit: KV hat meine Zeilenumbrueche geklaut!]
Vielen Dank für die ausführliche Kritik!
Zu 1: Das ist so natürlich vollkommen richtig. Aber die Hochsprache verändert sich immer nur mittelbar durch die Umgangssprache. Dass es auch hier Bedeutungsverschiebungen gab und gibt, habe ich, um nicht allzuweit abzuschweifen, allerdings nicht gesondert erwähnt - ich wollte mich auf die Umgangssprache konzentrieren, und den Fokus nicht zu sehr auf die Hochsprache lenken.
Zu 2: Das ist eine sehr interessante Anmerkung; etwas das mir selbst auch viel zu wenig bewusst ist/war. Vielen Dank dafür!
Zu 3: Genau das ist das, was ich damit sagen wollte: Während die Umgangssprache sich von selbst verändert, wird die Hochsprache selektiv verändert. So ist man sich heutzutage nicht mehr zu fein, Ironie zu sagen, und benötigt daher die "deutsche Übersetzung" Schalksernst nicht mehr (zumindest der Duden Online kennt das Wort nicht).
Zu 4: In diesem Fall finde ich nicht, dass man das unter die heute übliche "Political Correctness" stellen kann. Denn "Fremdarbeiter" war nicht "politisch" falsch, es war einfach grundsätzlich falsch, d.h. Assoziation und Konnotation Begriffs wurden durch eine plötzliche Veränderung der Tatsachen vollkommen invalidiert. An dieser Stelle einen alternativen Begriff einzuführen ist auf jeden Fall sinnvoll, steht aber auch im Gegensatz zur heutigen Mode, alles was irgendwen beleidigen könnte zu vermeiden. rnHeutige Verfechter der PC allerdings handeln in der Regel aus Angst, nicht aus Notwendigkeit: Genderisierung, Wortungetüme wie LSBTTIQ (ich weiß bis heute nicht, wie ich das auch nur halbwegs flüssig aussprechen soll), Euphemismen wie "verhaltensoriginell" und sogar Formulierungen, die mit dem, was man ausdrücken will gar nichts gemeinsam haben (ein von deutschen Bürgern in Deutschland geborener Schwarzer ist nie und nimmer ein "Afro-Amerikaner" [= aus Afrika emigrierter Bürger der USA], soll aber trotzdem "politisch korrekt" so bezeichnet werden?) - all diese Dinge sind nicht nötig, verkomplizieren den Sprachgebrauch - aufgrund der Angst oder Annahme von "Nichtbetroffenen" ("unbeteiligt" klingt irgendwie falsch), dass sich durch die bisherigen Begriffe jemand auf den Schlips getreten fühlen könnte.rnIn den wenigen Fällen, in welchen tatsächlich Betroffene ein Problem mit einem Begriff haben, ist es durchaus wünschenswert diesen Begriff in öffentlichen Reden und in entsprechendem Kontext zu meiden: Sinti und Roma sollte man eben nicht als Zigeuner bezeichnen, warum man aber einen rein deskriptiven Begriff wie z.B. "schwer erziehbar" nicht verwenden darf, erschließt sich mir nicht.
Zu 5: Mindestens einer der Begriffe ist immer politisch inkorrekt. Ob jetzt T., selbst Rolllstuhlfahrer, brüsk sagt "ach was, besondere Bedürfnisse, mein einziges Bedürfnis ist, dass Du nicht so einen Blödsinn absonderst. Sag's wie's ist: behindert", oder Bevölkerungsgruppen einen alten Begriff aufgrund der Vergangenheit austauschen wollen, irgendwem tut man mit seiner Wortwahl immer unrecht, irgendwer findet immer etwas zu meckern - denn viel zu wenig wird auf den Kontext, die Bedeutung hinter dem Gesagten geachtet, wichtiger ist das Vermeiden bestimmter Begrifflichkeiten. Je mehr man das tut, desto unklarer wird, was eigentlich gesagt werden soll, und am Ende hat man dann doch wieder irgendwen vergessen.rnBetrachtet man das mit etwas Abstand, und paart das mit der Intention, eine Diskussion anzuregen - nun, dann, finde ich, ist meine Zusammenfassung doch ganz gut gelungen, denn zumindest eine Person hat schließlich darauf geantwortet...
(Antwort korrigiert am 17.10.2015)
Vielen Dank für die ausführliche Kritik!
Zu 1: Das ist so natürlich vollkommen richtig. Aber die Hochsprache verändert sich immer nur mittelbar durch die Umgangssprache. Dass es auch hier Bedeutungsverschiebungen gab und gibt, habe ich, um nicht allzuweit abzuschweifen, allerdings nicht gesondert erwähnt - ich wollte mich auf die Umgangssprache konzentrieren, und den Fokus nicht zu sehr auf die Hochsprache lenken.
Zu 2: Das ist eine sehr interessante Anmerkung; etwas das mir selbst auch viel zu wenig bewusst ist/war. Vielen Dank dafür!
Zu 3: Genau das ist das, was ich damit sagen wollte: Während die Umgangssprache sich von selbst verändert, wird die Hochsprache selektiv verändert. So ist man sich heutzutage nicht mehr zu fein, Ironie zu sagen, und benötigt daher die "deutsche Übersetzung" Schalksernst nicht mehr (zumindest der Duden Online kennt das Wort nicht).
Zu 4: In diesem Fall finde ich nicht, dass man das unter die heute übliche "Political Correctness" stellen kann. Denn "Fremdarbeiter" war nicht "politisch" falsch, es war einfach grundsätzlich falsch, d.h. Assoziation und Konnotation Begriffs wurden durch eine plötzliche Veränderung der Tatsachen vollkommen invalidiert. An dieser Stelle einen alternativen Begriff einzuführen ist auf jeden Fall sinnvoll, steht aber auch im Gegensatz zur heutigen Mode, alles was irgendwen beleidigen könnte zu vermeiden. rnHeutige Verfechter der PC allerdings handeln in der Regel aus Angst, nicht aus Notwendigkeit: Genderisierung, Wortungetüme wie LSBTTIQ (ich weiß bis heute nicht, wie ich das auch nur halbwegs flüssig aussprechen soll), Euphemismen wie "verhaltensoriginell" und sogar Formulierungen, die mit dem, was man ausdrücken will gar nichts gemeinsam haben (ein von deutschen Bürgern in Deutschland geborener Schwarzer ist nie und nimmer ein "Afro-Amerikaner" [= aus Afrika emigrierter Bürger der USA], soll aber trotzdem "politisch korrekt" so bezeichnet werden?) - all diese Dinge sind nicht nötig, verkomplizieren den Sprachgebrauch - aufgrund der Angst oder Annahme von "Nichtbetroffenen" ("unbeteiligt" klingt irgendwie falsch), dass sich durch die bisherigen Begriffe jemand auf den Schlips getreten fühlen könnte.rnIn den wenigen Fällen, in welchen tatsächlich Betroffene ein Problem mit einem Begriff haben, ist es durchaus wünschenswert diesen Begriff in öffentlichen Reden und in entsprechendem Kontext zu meiden: Sinti und Roma sollte man eben nicht als Zigeuner bezeichnen, warum man aber einen rein deskriptiven Begriff wie z.B. "schwer erziehbar" nicht verwenden darf, erschließt sich mir nicht.
Zu 5: Mindestens einer der Begriffe ist immer politisch inkorrekt. Ob jetzt T., selbst Rolllstuhlfahrer, brüsk sagt "ach was, besondere Bedürfnisse, mein einziges Bedürfnis ist, dass Du nicht so einen Blödsinn absonderst. Sag's wie's ist: behindert", oder Bevölkerungsgruppen einen alten Begriff aufgrund der Vergangenheit austauschen wollen, irgendwem tut man mit seiner Wortwahl immer unrecht, irgendwer findet immer etwas zu meckern - denn viel zu wenig wird auf den Kontext, die Bedeutung hinter dem Gesagten geachtet, wichtiger ist das Vermeiden bestimmter Begrifflichkeiten. Je mehr man das tut, desto unklarer wird, was eigentlich gesagt werden soll, und am Ende hat man dann doch wieder irgendwen vergessen.rnBetrachtet man das mit etwas Abstand, und paart das mit der Intention, eine Diskussion anzuregen - nun, dann, finde ich, ist meine Zusammenfassung doch ganz gut gelungen, denn zumindest eine Person hat schließlich darauf geantwortet...
(Antwort korrigiert am 17.10.2015)
Dazu fällt mir gerade noch die Debatte Inuit vs. Eskimos ein: "Östliche" Polarkreisbewohner (Kanada, Grönland = Inuit) finden Eskimos böse und wollen, dass alle Polarkreisbewohner Inuit heißen. "Westliche" Polarkreisbewohner (Alaska, Russland = Yupik) haben das Wort "Inuit" nicht in ihrer Sprache, finden dieses diskriminierend, und behaupten, alle Polarkreisbewohner wären Eskimos... (Quelle für die Regionen der einzelnen Völker und Stämme ist hier Wikipedia, da ich Inuit und Yupik nicht blind hätte platzieren können.)
Mach dir keine Sorgen darüber, dass so lange keiner darauf geantwortet hat. Denn 1.) sind die meisten hier schreibfaul und 2.) lesefaul. Längere Texte schrecken ab. Wie das zu bewerten ist, überlasse ich dir. Aber die meisten stehen eben auf Texte wie:
"Hoppladie,
Hopplada,
der große Penisdichter ist wieder da!"
;-)
"Hoppladie,
Hopplada,
der große Penisdichter ist wieder da!"
;-)
Bin inhaltlich hier und da nicht einverstanden, aber es ist sehr gut strukturierter und flüssig geschriebener Text, also eine Ausnahmeerscheinung auf kV.
Das wäre auch schrecklich, ganz und gar einverstanden mit diesem Text zu sein. Gerade der PC-Teil ist ja bewusst provokant geschrieben, und auch sonst soll er vor Allem zum Nachdenken und Diskutieren anregen.
Dass er trotz erheblicher Kürzungen (die Originalversion ist als Kommentar in einer Uni-Zeitung erschienen) immer noch strukturiert und flüssig rüber kommt, freut mich natürlich besonders!
Dass er trotz erheblicher Kürzungen (die Originalversion ist als Kommentar in einer Uni-Zeitung erschienen) immer noch strukturiert und flüssig rüber kommt, freut mich natürlich besonders!
Antwort geändert am 15.10.2019 um 17:26 Uhr