Stilblütenparadox

Satire zum Thema Lernen

von  loslosch

Nemo quidem sine aliqua iactura sanitatis expavit (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Naturales quaestiones). Noch nie ist jemand zu Tode erschrocken ohne Schaden für seine Gesundheit. Oder korrekt: Noch nie ist jemand mit äußerster Heftigkeit erschrocken ohne Schaden für die Gesundheit.

Die sprachliche Metapher "zu Tode" für "heftig, äußerst stark" wurde hier zum Äußersten, bis zum Es-geht-nicht-mehr, getrieben und sprichwörtlich zu Tode geritten. Man erschrickt zu Tode und lebt weiter, einfach so. Der Schaden für die Gesundheit schlägt dann dem Fass den Boden ins Genick, wie man so sagt. Soweit die Stilblüte eines Lateinprofis. Bekannt ist eine Übersetzungsblüte eines Schülers aus folgender lateinischer Vorlage: Caesar cum vidisset, ut portus plenus esset, iuxta navigavit. Als Caesar sah, dass der Hafen voll war, schiffte er vorbei. Knapp vorbei ist auch daneben, zumindest nebenan, an der nächstgelegenen Anlegestelle. Manchmal sollte sich der Lateinschüler einfach schlau stellen und navigare (segeln, mit dem Schiff fahren) ganz mutig, so als hätte er im Pons unter der Bank nachgeblättert, mit "navigieren" übersetzen.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (26.09.13)
Ich denke mal, das Seneca da weniger an den pinkelnden Caesar als an seine Schüler Nero und sich selbst gedacht hat.

 loslosch meinte dazu am 26.09.13:
mir gings zentral um stilblüten von sog. experten. aber seneca hat sich wohl irgendwann über seine erzieherischen bemühungen erschrocken und flüchtete aufs altenteil, mit 60.
ichbinelvis1951 (64)
(26.09.13)
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 loslosch antwortete darauf am 26.09.13:
man fürchtet sich oft vor dem, was man nicht kennt, klaus. daher die gottesfurcht. lo
Graeculus (69)
(29.09.13)
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 loslosch schrieb daraufhin am 29.09.13:
alle ... sind traurig.

sehr tiefer blick in die russische säle.
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