"Alle wollen nur noch schreiben, niemand mehr lesen" - Edmund White über das Ende der Belletristik

Tweet zum Thema Literatur

von  toltec-head

Now 73 and having lived with HIV for more than 20 years, White says he’s slowed down somewhat. “Last year I had a stroke and couldn’t walk or talk for about a month. He’s heartened, however, by the progress in fighting HIV, believing the epidemic could be “greatly reduced” if not eradicated.

But it’s the uphill battle that authors face that really concerns him. “All authors, their revenue streams are being reduced. Young writers’ chances of starting out in journalism are also slimmer. The Internet’s impact is immense. My students can’t imagine ever paying for a book. I always say to writers who complain about the publishing industry, ‘Just shut up! Say everything’s hunky dory!’ There is a whole industry in America of people who want to write, and those who teach it. Even if the students don’t end up writing, what’s good about them taking the courses is, they become great readers, learning to appreciate the writing. Everyone’s writing, it seems, but no one’s reading,” he says, pointing to the huge number of submissions to literary magazines, versus their minuscule subscriber base.

He adds: “For 50 years, people have been talking about the end of fiction. But I think it really is happening now.”

http://www.theglobeandmail.com/arts/books-and-media/gay-lit-icon-edmund-white-on-the-end-of-fiction/article11507442/

Man sollte den Nobelpreis für Literatur abschaffen und das unverhältnismäßig hohe Preisgeld vielleicht in einen zweiten für Medizin investieren. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass DIE große und überraschende Entdeckung zu meinen Lebzeiten, effektive AIDS-Medikamente sind. Nichts, was es in der Literatur zu meinen Lebzeiten gegeben hat, kommt dem auch nur annäherungsweise gleich. Autoren wirken ganz allgemein im Vergleich zu den sonst geltenden Professionalitätsstandards kindisch, veraltet und ein wenig lächerlich.

Und daher ist auch ein Nobelpreis für Literatur eine kindische, veraltete und absolut lächerliche Veranstaltung. Die Vorstellung des einen großen Autor, der der ganzen Welt etwas Bedeutsames zu sagen hat, ist Hokuspokus. Beispiel Munro. Angeblich mag die Queen ja ihre Erzählungen. Meine Lebenswelt ist aber eine ganz andere als die der Queen, die Chance, dass uns beiden gemeinsam ein Buch sehr gut gefällt, liegt bei 0 (ob sie Hollinghurst kennt?). Warum sollte ich also Munro lesen?

Aus Wikipedia:

"A frequent theme of her work—particularly evident in her early stories—has been the dilemmas of a girl coming of age and coming to terms with her family and the small town she grew up in. In recent work such as Hateship, Friendship, Courtship, Loveship, Marriage (2001) and Runaway (2004) she has shifted her focus to the travails of middle age, of women alone and of the elderly. It is a mark of her style for characters to experience a revelation that sheds light on, and gives meaning to, an event."

Jetzt hör ich hier irgendjemand sagen, man sollte Autoren überhaupt nur wegen ihres Stils und nicht wegen ihrer Inhalte lesen. Aber es stimmt nicht. Zumal das mit dem Stil in einem stillosen Zeitalter so eine Sache ist. Camoes kann man wegen seines Stils lesen, seines herrischen Tons, der uns so fremd ist. Ich will nix von Ehen aus Philippsburg wissen und erst Recht nix von solchen aus Ontario. Egal in welchem Stil.

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Kommentare zu diesem Text

JakobJanus (35)
(12.10.13)
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 toltec-head meinte dazu am 12.10.13:
"Le style c´est l´homme même." (Buffon) Glaub nicht, dass er erlernbar ist.
Graeculus (69)
(12.10.13)
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 toltec-head antwortete darauf am 12.10.13:
Vielleicht ist das des Rätsels Lösung: Man liest in Wahrheit immer aus Interesse am Fremden und es wird deswegen weniger gelesen, weil es immer weniger Fremdes gibt und zwar eben gerade auch in der Literatur. Schwulenliteratur, die auf mich nicht wenigstens ein wenig befremdend oder verstörend wirkt, lese ich auch nicht. Und die Wahlverwandtschaften ziehen umgekehrt immer noch, eben weil sie verstörend sind.
P. Rofan (44)
(12.10.13)
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 toltec-head schrieb daraufhin am 12.10.13:
Ich bin wie du, lieber Aron, ja eigentlich Dichter und nur Dichter. Mein Prosa ist lediglich einer Freizeitbeschäftigung.
P. Rofan (44) äußerte darauf am 12.10.13:
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 toltec-head ergänzte dazu am 12.10.13:
Seine echten Gedichte zu veröffentlichen ist, ich glaube du ahnst es, eine besonders üble Art der Pornographie. Ich bewundere dich immer für deinen Mut. Allerdings muss man sagen, dass auch in diesem Genre die jungen Leute meist bessere bella figura machen. Bei älteren wirkt es oft schnell lächerlich.
(Antwort korrigiert am 12.10.2013)
P. Rofan (44) meinte dazu am 12.10.13:
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parkfüralteprofs (57)
(31.10.13)
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 Thomas-Wiefelhaus (28.11.20)
Ich habe hier auch schon Tweets verfasst, die ein wenig zu lang sind. Kann du den Text bitte auf Tweetlänge kürzen? Bin schon gespannt!
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