Der absichtliche Zufall - Einbildung oder Realität? -1-

Essay zum Thema Schicksal

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Wieder hatten Heinz und ich uns die halbe Nacht um die Ohren geschlagen. Und wieder waren wir auf das Thema Lenkung und Zufall gekommen. Ich hatte Heinz als "ignorant" gegenüber offensichtlichen Tatsachen bezeichnet, wohingegen er mich als einen "wissenschaftlich Ungebildeten" und "religiös Verblendeten" titulierte, der da etwas zu „sehen“ glaubte, wo nichts sei. 
   
Am nächsten Morgen schrieb ich folgenden Artikel, den ich ihm dann per Email zusandte:

In seinem Buch „Der Zufall und das Schicksal“ (1950) schreibt Wilhelm von Scholz: „Es ist immer sehr leicht und sehr unwissenschaftlich, immer gleich das Eingreifen einer höchsten Macht und ihrer Absichten als Erklärung zur Hand zu haben, wo eine Absichtlichkeit in den Geschehnissen zu walten scheint.“ 
  Der Autor warnt hier vor einer allzu großen Leichtfertigkeit in der Annahme, dass bei außergewöhnlichen Begebenheiten ein "Handeln Gottes" oder ein "Walten des Schicksals" zugrunde liege.. Man solle sich doch vielleicht erst einmal die Frage stellen, ob  da nicht vielleicht noch andere, „natürlichere“ Erklärungen eher in Betracht kommen. 
    Dem kann kann man  beipflichten, aber es  sollte nicht so weit gehen, alles „Außergewöhnliche“ per se natürlich erklären zu wollen. Es gibt jede Menge Phänomene, die - meiner Ansicht nach -  eben nicht mehr "natürlich" erklärbar sind.
   
In jenem besagten Buch verweist der Autor auch auf eine Schrift des berühmten Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860) mit dem Titel: "Transzendente Spekulation über die anscheinende Absichtlichkeit im Schicksal des Einzelnen" (1851). Hier zwei Zitate aus jener Abhandlung:
a) „Allein, wenn wir auf unseren zurückgelegten Lebensweg zurücksehen und zumal unsere unglücklichen Schritte, nebst ihren Folgen ins Auge fassen; so begreifen wir oft nicht, wie wir dieses haben tun und jenes unterlassen können; so dass es aussieht, als hätte eine fremde Macht unsere Schritte gelenkt.“
b) „Man wird bei genauerer Beobachtung finden, dass in dem Leben der meisten Menschen sich ein gewisser Plan findet, der … ihnen gleichsam vorgezeichnet ist.“ 
    Schopenhauer verweist hier auf ein Phänomen – Zufälle im Leben die im Nachhinein wie eine Lenkung oder Fügung aussehen -, das die meisten wohl kennen. Und mancher mag sich da schon die Frage gestellt haben: „Wer oder was lenkt denn da eigentlich? Gott, das Schicksal, die Sterne?" Oder ist letztlich vielleicht alles doch nur eine Einbildung und es gibt gar keine Lenkung?

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(21.10.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Bluebird meinte dazu am 21.10.13:
Danke für den Hinweis! Werde es ändern! -

Schopenhauer habe ich bewusst aus der Überschrift genommen, um den Focus auf die Frage: Zufall - Absichtlichkeit oder nicht? zu lenken. Die Schopenhauer-zitate habe ich belassen, weil sie sehr schön zu meinem Thema passen. Wobei Schopenhauer da sicherlich zu anderen "Antworten" gefunden hat als ich!

Übrigens habe ich dich - vielleicht wegen der "Polemik" - unterschätzt. Du scheinst ja historisch-philosophisch richtig was drauf zu haben!
(Antwort korrigiert am 21.10.2013)
(Antwort korrigiert am 21.10.2013)
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram