Missionare des Glücks

Aphorismus zum Thema Glück

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Aphorismen
Alle wünschen sich das Glück. Doch keine Definition schickt sich für alle.

© Ekkehart Mittelberg, November 2013


Anmerkung von EkkehartMittelberg:

Laut Google gibt es diesen Aphorismus noch nicht. Der Gedanke ist wahrscheinlich nicht neu. Doch sollte man immer wieder daran erinnern.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (12.11.13)
Hah! Du willst uns herausfordern was?
Na, ich denke, ich habe aber eine Antwort. Zum Glück für alle Menschen gehört, ernst genommen zu werden. Das gilt selbst für den Spaßvogel, denn gerade Spaß muss, damit er funktionieren kann, sehr ernst genommen werden.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Danke, Trekan. Ernst genommen zu werden, "gehört" zum Glück. Aber ist es das Glück?

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 12.11.13:
Nun, ich denke man könnte fast "Ja" sagen, aber nur unter der Prämisse das Glück als absoluter Zustand niemals erreicht werden kann, also nur 'Näherungswert' seien kann. Aber letztlich muss das jeder für sich entscheiden.
Menschenkind (29)
(12.11.13)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 12.11.13:
Merci, Menschenkind. Ich denke auch, dass Glück, anders als Zufriedenheit, die lange dauern kann, in der Regel zeitlich (sehr) begrenzt ist. Deshalb spricht man auch von Glücksmomenten.
Die Philosophen der Antike sahen das freilich anders. Sie glaubten daran, dass man Glück durch Tugend (Arete) zum Dauerzustand machen könne (zum Beispiel Aristotels in der Nikomachischen Ethik). Der moderne Mensch sieht wohl eher die unvorfhersehbaren Wechselfälle des Lebens, die das beste Konzept zum glücklichen Leben zerstören können.
Menschenkind (29) äußerte darauf am 12.11.13:
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 12.11.13:
Sehr wahrscheinlich. Ethnologen können das bestimmt mit Beispielen belegen.

 Sanchina (12.11.13)
Natürlich nicht! Glück ist nicht definierbar; deshalb braucht es auch nicht schicklich zu sein.
Glück ist nur individuell erfahrbar
Gruß, Barbara

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Danke, Barbara. Aber so "natürlich" ist das gar nicht. Philosophen von der Antike bis heute versuchen immer wieder Glück allgemein verbindlich zu definieren.
Und die Propheten - deshalb habe ich die Überschrift "Missionare des Glücks" gewählt - glauben unerschütterlich an die allgemeine Verbindlichkeit ihrer Glücksverheißungen. Wenn es im Diesseits nicht klappt, dann eben im Jenseits.
Die Formulierung "schickt" habe ich in Anspielung auf den Spruch gewählt: "Eines schickt sich nicht für alle."
Gruß
Ekki

 SapphoSonne (12.11.13)
Manchmal ist selbst der glücklichste Mensch derjenige, der sein eigenes Glück nicht erkennt. Ist er dann noch glücklich?
LG Sappho

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
"Manchmal ist selbst der glücklichste Mensch derjenige, der sein eigenes Glück nicht erkennt." Oha, Sappho, du fragst, ob er dann noch glücklich ist. Die klassische Philosophie verneint das, weil sie Glück und Zufriedenheit unterscheidet: Die Katze, die sich am Ofen behaglich streckt, ist zufrieden. Der Mensch als bewusstes Wesen ist aber in der Lage, sein Glück als solches zu erkennen.
Man könnte jedoch einwenden: "Grau ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum" und der Eingangsthese zustimmen.
Meine Auffassung: Wenn ich mein Glück erkenne, genieße ich es noch mehr.
Vielen Dank für die anregende Frage, die bestimmt unterschiedlich beantwortet wird.

 susidie (12.11.13)
Das Glück, DAS Glück? Ist kein Zustand. Ist eher ein Augenblick. Ein zeitloser. Es wird sonst zu leicht überschattet. Aber diese Augenblicke sammeln und in die Glücksschatulle legen. Könnte man es dort haltbar machen? Liebe Grüße von Su :)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Grazie, Susi, jetzt sind es schon einige, die das Glück nicht als Zustand, sondern als Augenblick definieren. Und jetzt sagst du "ein zeitloser". Ich sehe es auch so, weil der Glücksmoment in der Erinnerung ein solches Gewicht erhält, dass er immer wieder erinnert wird und damit aus der Zeit fällt.
Ein wunderbares Bild: die "Glücksschatulle". Ja, wie gesagt: Mit der Erinnerung können wir die fragilen Glücksmomente aufbewahren.
Liebe Grüße
Ekki

 susidie meinte dazu am 12.11.13:
Bist du mir böse, wenn ich diesen Kommi - naja - und irgendwie auch dich - da mit hineinlege? In die Glücksschatulle?

 Möllerkies (12.11.13)
Naja, der Olle Fritz hat gesagt: "Jeder soll nach seiner Façon selig werden." Mit den Ersetzungen selig = glückselig = glücklich und Façon = Definition landet man recht nah an deinem Aphorismus, oder?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Glück ist ein Gefühl von Heiterkeit und dein Kommentar stimmt mich sehr heiter, Mölli. Ich bin sicher, Serenissimus Friedricus hätte auch breit schmunzelnd die Tabakspfeife ausgeklopft.

 Möllerkies meinte dazu am 12.11.13:
Tja, wäre nett, wenn der alte Herr sich selber im keinVerlag zu Wort melden könnte ...
P. Rofan (44)
(12.11.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Nä, ist doch schön und kostenfrei, Aron.
P. Rofan (44) meinte dazu am 12.11.13:
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 Dieter Wal (12.11.13)
Nach meiner Lesart hat Yeats nicht nur in diesem Gedicht seinen individuellen Zugang zum Glück genau beschrieben.

THE SONG OF WANDERING AENGUS

by: W.B. Yeats

I went out to the hazel wood,
Because a fire was in my head,
And cut and peeled a hazel wand,
And hooked a berry to a thread;
And when white moths were on the wing,
And moth-like stars were flickering out,
I dropped the berry in a stream
And caught a little silver trout.

When I had laid it on the floor
I went to blow the fire a-flame,
But something rustled on the floor,
And some one called me by my name:
It had become a glimmering girl
With apple blossom in her hair
Who called me by my name and ran
And faded through the brightening air.

Though I am old with wandering
Through hollow lands and hilly lands,
I will find out where she has gone,
And kiss her lips and take her hands;
And walk among long dappled grass,
And pluck till time and times are done
The silver apples of the moon,
The golden apples of the sun.


The Wind among the Reeds (1899)

Was meinst du?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Grazie, Dieter. Wie schön! Ja, es ist Yeats' individueller Zugang zum Glück

 Dieter Wal meinte dazu am 12.11.13:
Ein echtes lyrisches Juwel. Bestimmt sind wir uns darin einig, dass aktive Nutzung der jedem Menschen angeborenen Kreativität und Fantasie als zutiefst beglückend erfahren werden können. So auch im dir gewidmeten Gedicht beschrieben.  http://keinverlag.de/texte.php?text=340280 Nutzen wir die Bilder und Symbole des Kopfkinos nicht nur spielerisch, sondern auch im Sinn von aktiver Imagination, sprudelt ein weiterer Glückquell zusätzlich. Denn Symbole lassen sich auch aktiv in unserem Leben imaginieren und wirken sich damit positiv auf unsere Entwicklung aus. Jeder Mensch findet, so er sie sucht, individuelle ihm gemäße Symbole dafür. Dein Aphorismus ist wahr, weil die Wege und Ziele verschieden sind, und gerade darin das "Geheimnis" der Glückssucher im Leben liegt. Wir sind individuell verschieden. Auch unsere Glücksquellen und -formen. Aber für jeden sprudeln sie reichlich, so der Suchende es wünscht und sie sich erschließt. Deine Titelwahl war wieder gewohnt clever.
(Antwort korrigiert am 12.11.2013)
MarieM (55)
(12.11.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Gracias, Marie, das sind die angenehmen Missionare des Glücks. Sie wollen niemanden bekehren. Iich finde es sympathisch, wenn sich jemand mit ihnen freuen kann. Doch es stimmt. Glück ist etwas unverwechselbar Individuelles.
Herzliche Grüße
Ekki
Sardinenfischer (48)
(12.11.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Danke für den Hinweis auf meinen Fehler.

 niemand (12.11.13)
Es gibt keine allgemein gültige Definition von Glück.
Jeder stellt sich was anderes darunter vor.
Manchmal kann ein Glück auch der Auslöser von Unglück werden. Ich denke da an den Lotto-Millionär, welcher im ersten
Glücksrausch alles verballert und letztendlich dann vielleicht sogar auf seinen Schulden unglücklich dasitzt
Mit herzlichen Grüßen, Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Merci, Irene. Fortuna, die Glücksgöttin, war und bleibt sehr launenhaft. Ein Vertrag mit ihr ist wertlos.
Herzliche Grüße
Ekki
Anne (56)
(12.11.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Grazie, Anne, das stimmt (fast hätte ich gesagt "absolut"). Wenn Liebe erwidert wird, ist man glücklich. Und dann gilt....(siehe oben)
Liebe Grüße
Ekki
chichi† (80)
(12.11.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Vielen Dank, Gerda. Ich gönne anderen die Uhl und wünsche mir und dir die Nachtigall.
Schmunzelnde Grüße
Ekki

 loslosch (12.11.13)
ned a weng z´weng?

 hier.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Kärglich nährt sich das Eichhörnchen. ;-D

 Bergmann meinte dazu am 12.11.13:
Na ja, Kleinvieh macht auch Mist, pflegte mein Vater zu sagen ...
(Antwort korrigiert am 13.11.2013)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.13:
"Und wenn der Hoffnung letzter Anker bricht, verzage nicht."
Damit richtete mich mein Vater auf. ;-D

 Bergmann meinte dazu am 13.11.13:
Mir schrieb gestern ein Freund, weniger Glück in meinem Leben hätte mir schriftstellerisch mehr gebracht. Ich bin jedoch froh, dass er den (nicht allgemein gültigen) Gedanken formuliert.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.13:
Ich denke, dass sowohl Schmerz als auch Freude Quell dichterischen Schaffens sind.

 Bergmann meinte dazu am 13.11.13:
Ja, zumal sich Schmerz und Freude oft vereinigen.

Zu Lothar noch ein Wörtchen: Ich kenne den Spruch so:
Mühsam (auch: redlich) ernährt sich das Eichhörnchen.
Und diese Varianten würden deinem Aphorismus viel besser gerecht. LG, Uli

 Lluviagata (12.11.13)
[Alle wünschen sich das Glück. Doch keine Definition schickt sich für alle.]

Alle Menschen sind Menschen. Genau wie das Glück Glück ist. Nur muss sich das eine Glück auf alle Menschen aufteilen, die nach ihm rufen oder es einfach verdient haben.
Daher gibt es keine Definition des Glücks an sich. Denn es ist in eine Vielzahl Glücke zerschnitten worden, oder zersplittert, aufgesplittet. Kann man Splitter definieren? Ja. Nur auf ihre Eigenschaften, nicht aber auf ihren Zweck.

Hab ich das einigermaßen richtig verstanden, Ekki?

Abendgrüße
Llu ♥

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.11.13:
Liebe Andrea, dein Bild vom undefinierten Glück an sich ist sehr gelungen. Darauf wäre ich nie gekommen.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki
wa Bash (47)
(12.11.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.13:
Lieber wa Bash,
ich habe mich erst vor kurzer Zeit von der Vorstellung, es müsse eine Glücksdefinition für alle geben, gelöst. Ich vermute, dass es mit der wachsenden weltanschaulichen Differenzierung unserer Gesellschaft zusammenhängt, dass sich immer mehr Menschen ihr Ideal von Glück nicht vorschreiben lassen möchten.
Danke für deinen Kommentar.
Pocahontas (54)
(12.11.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.13:
Grazie, Sigi, das spiegelt unsere Sprache, denn wir reden nicht von Glücksgedanken, sondern von Glücksgefühl. Man kann ein interessantes Experiment mit sich selbst anstellen, indem man reflektiert, was die besonderen glücklichen Momente im Leben ausgelöst hat. Es ist nicht unmöglich, dafür abstrakte Begriffe zu finden, aber man weiß, dass das erlebte Glück unendlich viel mehr ist, als die Wortkörper aussagen können.
Herzliche Grüße
Ekki
KoKa (45)
(12.11.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.13:
Danke John, ich stimme dir gerne zu.
Steyk (61)
(13.11.13)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.11.13:
Gracias, Stefan, ja, das Glück ist sehr flüchtig.
Herzliche Grüße
Ekki

 Alias (01.12.13)
glück, ein sekundärer zustand, der abhängt von primären zuständen wie schmerz, armut, verzweiflung und ähnlich schlimmen dingen. viele empfinden allein durch die kurzfristige abwesenheit dieser primären zustände... glück.
sag' ich mal ganz unprosaisch.
lieben gruß von ingrid

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.12.13:
Grazie, Ingrid, eine prosaische, aber sehr wahre Feststellung.
Liebe Grüße
Ekki
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