Ode auf die Sanftmut

Gedicht zum Thema Wahrnehmung

von  EkkehartMittelberg

Du bist die Beständigste
unter deinen Mutgeschwistern.
Die Anmut erlischt
nach der Selbstbespiegelung.
Die Demut macht sich zu klein
und wird verächtlich getreten.
Der Hochmut kommt vor dem Fall.
Der Gleichmut hat deine Wärme nicht.

An dir perlen rohe Worte ab
und die erhobene Hand,
die dich schlagen wollte,
sinkt schamhaft zurück.

Unter deinem wissenden Blick
senken Gegner die Augen.
Du aber stehst einfach da
und lächelst.

© Ekkehart Mittelberg, November 2013

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 SapphoSonne (17.11.13)
Besonders der letzte Vers hat es mir angetan.
LG Sappho

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Grazie, Sappho, mir auch. )
LG
Ekki
mathis (48)
(17.11.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 17.11.13:
Prosit, mathis, den trinke ich mit. ;-D
Weißt du, ich wollte erst "die Schönste" schreiben. Aber dann fiel mir die Anmut ein, deren Schönheit freilich meistens nicht von langer Dauer ist.
Auf die Schwermut und die Armut wäre ich nicht gekommen.
Merci, du hilfst mir aus dem Schneider, indem du sie als Stiefschwestern bezeichnest.
LG
Ekki
MarieM (55) schrieb daraufhin am 17.11.13:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 TrekanBelluvitsh (17.11.13)
Zumindest sollte man versuchen, sie kennenzulernen... lohnt sich bestimmt...

Das Gedicht wirkt fast schon ein wenig naiv, aber in einer Welt, in der ich ständig aufgefordert werde abzuwägen und zu planen, wirken Träume und Visionen nun einmal so. Und - was die Abgezockten und ihre Apologeten nie verstehen werden - das spricht nicht gegen Träume und Visionen!

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 17.11.13:
Gracie especiale, Trekan. Sollte das Gedicht "ein wenig naiv" wirken, würde ich das in diesem Falle als Kompliment sehen.
(Antwort korrigiert am 17.11.2013)

 TrekanBelluvitsh ergänzte dazu am 17.11.13:
So und nicht anders war es gemeint!

 susidie (17.11.13)
Wie wahr, wie schön, wie schwer zu verwirklichen. Das ist mein Gedicht für die Nacht, nein, nicht nur für diese. Dafür danke ich dir. Liebe Grüße von Su :) Lächelnd

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Ja Susi, ich könnte Sanftmut auch nicht verwirklichen, obwohl ich sanftmütige Menschen bewundere. Sie wirken in einer besonderen Weise auch auf mich schön.
Merci und liebe Grüße
Ekki
Scrag (28)
(17.11.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Vielen Dank, Markus.
LG
Ekki

 Jorge meinte dazu am 17.11.13:
Ich schließe mich aus Bequemlichkeit Markus an.
LG Jorge

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Gracias auch dir, Jorge.
Laudalaudabimini (59)
(17.11.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Gracias, Lauda, kannst du Gedanken lesen? Ich habe a u ch an Mahatma gedacht. Schön, dass du ihn als Kommentatorin erwähnst. Aber zu meinem Gedicht hätten Namen nicht gut gepasst, selbst dieser nicht. Doch wem sage ich das.
MissBluePiano (32)
(17.11.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Vielen Dank, Natascha.
Dein Lob wird mir Ansporn sein.
glg
Ekki
Fabi (50) meinte dazu am 18.11.13:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.11.13:
Vielen Dank auch dir, Fabi. Ich würde mich freuen, wenn es dort einen Platz bekäme.
Liebe Grüße
Ekki
janna (66)
(17.11.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 niemand meinte dazu am 17.11.13:
Ich denke da wie Janna. Sanftmütige können leicht zum Opfer
gewählt werden, denn sie provozieren die Gegenteiligen -
vielleicht weil die Gegenteiligen es nicht aushalten einen Sanftmütigen anzugucken, ohne unterbewusst eine leichte Kritik an sich selber zu verspüren. Ich denke auch, dass die Grenze zwischen Sanftmut und Demut [Demut im negativen Sinne,
sprich sich alles gefallen zu lassen] oft eine sehr dünne ist und man beide Eigenschaften leicht verwechselt. Ich mag sanftmütige Menschen sehr, demütige [im oben angeführten Sinne] weniger, bei denen überkommt mich immer ein:
Herrgott, wehr dich doch mal ordentlich! Mit herzlichen
Grüßen, Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
@ Janna und niemand: Liebe Janna und liebe Irene, das Thema Sanftmut ist mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen besetzt, mit persönlichen aus der Realität und der Fiktion. Es wäre nicht wahrhaftig, wenn ich bestreiten würde, dass nicht auch Sanftmütige Opfer von Gewalt werden, diese sogar unbewußt provozieren. Aber es gibt sie auch, die gegenteiligen Beispiele, vor allem, wenn man den Zeitfaktor einbezieht. Ich hatte einen Mitschüler, der zunächst Gewalt auf sich zog und diese mit seiner beharrlichen Sanftmut schließlich außer Kraft setzte.
Ich bin ein Leser russischer Literatur, in der zahlreiche sanftmütige Gestalten die Gewalttätigen verunsichern.
Sollte Euch die Statistik Recht geben, die das Verhalten der Geschlagenen wohl kaum erfassen kann, so lest mein Beispiel von der schamhaft sinkenden Hand bitte als ein Stückchen Utopie, die sich Literatur ja erlauben darf und erlauben
sollte.
Liebe Grüße
Ekki
MarieM (55)
(17.11.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Merci, Marie, wer könnte sich der Güte verschließen? Ich habe mich hier aber bewusst auf das Wortfeld rund um den Mut beschränkt.
Mir scheint, dass in unserem zivilen Leben das Aggressionspotential ungemein verbreitet ist, wenn man z.B. an die Menschen denkt, die in U-Bahnschächten zusammengeschlagen werden, ohne dass sie Anlass dazu geben, oder an die Stalker, die sich an dem Unglück ihrer Mitmenschen weiden. Das regte mich dazu an, über die gewaltfreie Sanftmut zu schreiben.
Sollte sie dir doch noch begegnen, wirst du sie sofort als authentisch erkennen.
Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (17.11.13)
Sehr gelungen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Vielen Dank, Armin.
LG
Ekki

 loslosch (17.11.13)
azimut und mammut fehlen. kl. scherz. hier eine fast vollständige auflistung:

 eigenlob.

ich leg mich mal quer, als nicht-germanist. anmut ist mein favorit! freimut und gleichmut (ataraxia!) stehen zu sanftmut ebenfalls in konkurrenz. zur anmut siehe auch wiki. anmut ist in keiner gefahr der nähe zur selbstbespiegelung. ironisch kenne ich "anmutungshof". google komischerweise nicht.

die ode ist eine alte gedichtform und lässt deiner betrachtung raum.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Lothar, selbstverständlich steht es jedem frei, statt der Sanftmut zum Beispiel den Freimut oder den Gleichmut zu favorisieren.
Die Schönste ist auch für mich die Anmut. Sie ist mit Poesie untrennbar verbunden. Aber ich bleibe dabei, dass sie durch Selbstbespiegelung erlischt. (Den Wiki-Artikel darüber kannst du vergessen.) Mein Gewährsmann ist Kleist, der in seinem Aufsatz "Über das Marionettentheater" den "Sündenfall" des Bewusstseins" klar erkannt und an mehreren Beispielen beschrieben hat. Das bekannteste ist ein Jüngling, der beim Ausziehen eines Dorns im Spiegel seine eigene Anmut erkennt und die anmutige Eleganz der Bewegung vergeblich zu wiederholen versucht. (Der Dornauszieher)
Schiller hat sich in seinem Aufsatz "Über Anmut und Würde" auch mit dem Verlust der Anmut beschäftigt. Sie ist für ihn in Arkadien geblieben. Nachdem die Menschen den Sündenfall des Bewusstseins getan haben, ist es ein vielleicht unendlicher langer Weg nach Elysium, wo sie die Anmut auf der Stufe eines von Eitelkeit freien Bewusstseins wieder finden könnten. Du merkst, ich lese das als eine schöne Utopie.

 Bergmann (17.11.13)
Sanftmut ist ein a priori und per se ein Begriff zwischen Euphemismus und Litotes. So auch das Gedicht.
LG, Uli

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Lieber Uli, Begriffe, die in der Wirklichkeit keine Entsprechung finden, verschwinden, gleichgültig, ob euphemistisch oder nicht. Litotes? Der Begriff scheint mir, wenn überhaupt, eher zur Demut zu passen. Praktizierte Sanftmut ist sehr schwierig und deshalb sehr selten. Was also die Verwirklichung angeht, ist der Begriff eher eine Hyperbel.
LG
Ekki

 TassoTuwas (17.11.13)
Hallo Ekki,
schön, dass du ihr ein Denkmal gesetzt hast.
Vielleicht sollte man sie zum Weltkulturerbe erklären in einer Zeit von Marktgeschrei und Ellenbogen.
Herzliche Gtrüße TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Gracias, Tasso, dein Kommentar stimmt mich sehr nachdenklich.
Herzliche Grüße
Ekki
Pocahontas (54)
(17.11.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.11.13:
Gracie especiale, Sigi.
Wenn dennoch ein Aggressiver die Sanftmut skrupellos vernichtet, spielt er mit einem hohen Risiko; denn auch solche, die die Sanftmut eigentlich nicht mochten, schließen sich dann dem an, was sie verkörpert hat.
Liebe Grüße
Ekki
LottaManguetti (59)
(18.11.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.11.13:
Merci, Lotta, ein schöner Kommentar. Ich schreibe ihn mir hinter die Ohren.
Liebe Grüße
Ekki

 irakulani (18.11.13)
Sanftmut ist eine seltene Tugend, deshalb finde ich es schön, dass du ihr hier eine Ode widmest, lieber Ekki!

Fälschlicherweise wird sie oft mit Schwäche verwechselt, ist aber meiner Ansicht nach, viel eher ein Zeichen großer innerer Stärke

"Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen." Matth.5,5

Herzliche Grüße
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.11.13:
Ich danke dir sehr, Ira. Genau so verstehe ich die Sanftmut, als "ein Zeichen großer innerer Stärke".
Herzliche Grüße
Ekki
Steyk (61)
(18.11.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.11.13:
Vielen Dank, Stefan, so sehe ich es auch.
Herzliche Grüße
Ekki

 HerrSonnenschein (19.11.13)
Sehr berührend. Bei der Demut bin ich nicht sicher, ob sie sich zu klein macht. Ich übersetze Demut immer mit Bereitschaft zu sich selbst. Ich weiß nicht mehr, wo ich das her habe, aber ich habe mir es gemerkt. Weil ich es passen fand. Liebe Grüße Jörg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.11.13:
Muchas Gracias, Jörg.
Die Demut sehe ich so: Wenn ein Glaubender demütig gegenüber seinem Gott ist, macht er sich nicht zu klein, wohl aber, wenn Demut gegenüber Menschen geübt wird.
Liebe Grüße
Ekki

 Dieter Wal (24.11.13)
Die Gedanken im Text sind sehr einfach formuliert. Hier wird nichts erstrebt, alls fließt natürlich. Hier wird so gut wie nichts gewollt. Der Text dient einzig der Formulierung eines Gedankens: Es lebe die Sanftmut!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.11.13:
Merci, Dieter. Genau so war es beabsichtigt.
LG
Ekki

 TrekanBelluvitsh (27.11.14)
Ich bin hier nach gut einem Jahr noch mal gelandet. Ich denke immer noch, dass es eine optimistische Deutung ist - nicht dass das zu dir nicht passen würde, Ekki. Aber
Du bist die Beständigste
unter deinen Mutgeschwistern.
ist tatsächlich einfach nur wahr, denn ohne diese Beständigkeit, ist es keine Sanftmut, sondern nur ein Anfall von Lustlosigkeit des Aggressiven.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.11.14:
Ich danke dir für diesen gewitzten Kommentar, Stefan.

LG
Ekki
Leila (50)
(01.12.17)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 01.12.17:
Merci, Leila, mir gefällt deine Auswahl sehr.
LG
Ekki
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram