Sommerschlussverkauf

Sonett zum Thema Aufwachen

von  Isaban

Aus ihrer Kirche flieht die Braut,
die sich nicht traut,
ins nächste Abenteuer.

Durch Neues wird man selbst nicht neuer.
Zu spät, zu spät, zu spät!
Die Blätter sind verweht.

Der Gartenteich zeigt Winterhaut.
Kein Meisenzirp liegt in der Luft;
die triste letzte Taube ruft.
Ihr Nest hat sie zu spät gebaut.

Der Himmel spielt noch Mai und blaut,
derweil der Kirchturmhahn sich dreht,
weil er im scharfen Nordwind steht.
Die Taube ruft und klagt recht laut.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Irma (28.11.13)
Tja, die mutige Taube hätte besser auf Rilke hören sollen: „Wer jetzt kein Nest hat, baut sich keines mehr.“ Nun bleibt ihr zum Turteln nur noch die Gesellschaft des kalten Wetterhahns, der nicht einmal kräht, sondern sich im Sturmwind dreht.

Die nachgestellten Quartette im ‚Sonett travers‘ dienen als Erklärung für das, was in den Terzetten beschrieben wird: Der verpasste Zeitpunkt für das Wagnis einer Bindung. Die (wohl nicht mehr ganz junge) Braut riskiert (im Herbst ihres Lebens) nichts mehr, sie traut sich nicht einmal eine weitere Hebung zu.

Ein schönes Sonett voller Wehmut. Einzig die letzte Zeile mit dem füllenden „recht“ und dem wiederholten „ruft“ gefällt mir noch nicht hundertprozentig.
LG Irma
(Kommentar korrigiert am 28.11.2013)
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram