Weihnachten bei Klattke

Kurzgeschichte zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  Klattke

Es war Heiligabend. Klattke hatte sich einige Freunde eingeladen und gemeinsam aß man nun selbst gebackene Plätzchen und trank Glühwein. Schließlich zeigte die Uhr gegen 18.00 Uhr. Klattke wollte gerade in die Küche gehen um einen Kessel heißes Wasser zu zubereiten, denn es war ein klassisches Berliner Weihnachtsessen geplant: Wiener Würste mit Kartoffelsalat, dazu Molle mit Korn.

Doch da klingelte es an der Tür. "Nanu", meinte einer seiner Gäste: "Iss noch wer injeladen?" "Eijentlich nich, aba ick jeh ma kieken, villeicht iss et ja der Weehnachtsmann", gab Klattke zurück und öffnete die Wohnungstür.

Er staunte nicht schlecht und für einen Moment verging ihm seine "Berliner Schnauze". Denn vor ihm stand ein Mann, ganz in Rot gekleidet, mit weißem Rauschebart. "HoHo, wohnt hier Klaus Klattke und darf man eintreten" krächzte der Mann mit heiserer Stimme. Klattke ging wortlos ein Stück beiseite und bat den Weihnachtsmann mit einer Handbewegung in die Wohnung. Auch die Gäste waren sehr erstaunt und es war absolut still.

"Nun Klaus" begann der Weihnachtsmann, "warst du denn dieses Jahr auch artig und bist deinen Pflichten als Hartz IV-Empfänger nachgekommen?" "Natürlich" stotterte Klattke und holte seinen Ordner mit den Bewerbungsbemühungen hervor, außerdem deutete er auf das Zertifikat von seinem Bewerbungstraining, dass er gerahmt und über seinen Schreibtisch aufgehangen hatte. Der Weihnachtsmann blätterte in dem Ordner und meinte: "Sehr ordentlich. Was hast Du denn sonst noch getan?" Klattke überlegte. Schließlich fragte der Weihnachtsmann: "Hast Du Dich denn auch einmal ordentlich zur Wehr gesetzt und für Deine Rechte demonstriert?"

Da wurde Klattke rot und er sagte langsam: "Nee, hab ick nich, aba an eenem Wahlkampfstand hab ick die Kandidatin nach der Eurorettung jefracht." "Sehr mutig", betonte der Weihnachtmann, "das ist ja schon einmal ein Anfang, nächstes Jahr kannst Du vielleicht mehr erzählen."

Dann holte er ein Paket aus seinem Sack und überreichte es Klattke. Der öffnete es und fing an zu strahlen. Der Weihnachtmann kannte seinen innigsten Wunsch: ein Sammelalbum für seine historische Euromünzensammlung. Klattke drehte sich um und wollte sich bedanken, doch der Weihnachtsmann war wie vom Erdboden verschwunden. Keiner der Anwesenden hatte gesehen, wie er die Wohnung wieder verlassen hatte.

Nun fragte Klattke in die Runde: "Wem von euch iss dit denn nu injefalln und hat nen Weehnachtsmann bestellt?" Doch alle sahen sich ratlos an und versicherten, dass sie es nicht waren, schließlich waren alle auf Hartz IV und hatten gar kein Geld dafür übrig und außerdem wusste niemand von der Euromünzensammlung. Jetzt begann Klattke zu zweifeln, zumal der Weihnachtsmann sich plötzlich in Luft aufgelöst hatte. Gab es ihn vielleicht doch…?

Schließlich bemerkte einer der Gäste: "Ick bekomme Kohldampf!" Klattke stapfte in die Küche und setzte den Topf mit Wasser auf. Als er über den Flur kam, fiel sein Blick auf die Wohnungstür. Diese war festverschlossen, den Schlüssel hatte er in der Hosentasche. Ein Hinausgehen war also eigentlich nicht möglich…

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (03.12.13)
"Schließlich zeigte die Uhr gegen 18.00 Uhr. Klattke wollte gerade in die Küche gehen um einen Kessel heißes Wasser zu zubereiten"

Nichts für ungut, aber bei genauerer Betrachtung ist das doch ein reichlich seltsamer Stil, oder? Erstens weil die Uhr offenbar nur ganz ungefähre Zeitangaben macht (?) und zweitens man normalerweise Essen und Getränke zubereitet, aber nicht Wasser, das nun mal nicht komplex genug ist, um zubereitet werden zu können...

 Klattke meinte dazu am 03.12.13:
Wissenschaftlich betrachtet ist dies wohl richtig. Doch aus dem Leben gegriffen (was die Geschichte trotz des Weihnachtsmannes ja ist), ist es schon auch normal zu sagen, "die Uhr zeigte gegen 18.00 Uhr". Was den Topf Wasser angeht, kann man streng genommen werden das Wasser noch die Würste zubereiten. Die Würste kauft man ja schon fertig und erhitzt diese nur noch. Da kann man sicherlich nicht mehr wirklich von zubereiten reden. Tatsache ist aber, dass man erst das Wasser zubereitet (vielleicht besser gesagt: erhitzt!) und dann die Würste hinein tut um diese nur noch zu erwärmen...
(Antwort korrigiert am 03.12.2013)

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 03.12.13:
Ja, so ist es bzw wäre besser, schärfer. Ich würde das Schnoddrige, das Du pflegst, auf den Dialogteil beschränken, den Rest aber handwerklich sauber machen...
parkfüralteprofs (57)
(16.09.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram