Wozu brauchen wir Kommas?

Glosse zum Thema Sprache/ Sprachen

von  loslosch

Ibis redibis non morieris in bello (Albericus Trium Fontium, französischer Zisterziensermönch, 13. Jh.; Cronica Alberici Monachi). Du wirst gehen zurückkehren nicht im Krieg sterben.

Eine gehaltvolle Prophezeiung? Chronist Albericus durcheilte in seiner Cronica die Geschichte von der Antike bis zum 13. Jh. und sprach dabei auch dem Orakel von Delphi zu. Klare, eindeutige Schriftsprache ohne Satzzeichen ist möglich, so wie mündliche Verständigung einwandfrei möglich ist. Gesprochene Sprache funktioniert durch Intonation und Sprechpausen. Mehr braucht es nicht, zumal beim Telefonieren. Das geschriebene Wort könnte prinzipiell mit Betonungszeichen und geschickten Zeilenumbrüchen auskommen, das Lesetempo würde aber deutlich herabgesenkt.

Hätte man in der Antike das Morsealphabet gekannt und genutzt, wäre es zu merkwürdigen Truppenbewegungen, -verschiebungen, Scharmützeln, sogar zu unverhofften Niederlagen oder Friedensschlüssen gekommen. Die Eingangssentenz bietet zwei konträre Auslegungen an: 1. Du wirst gehen, zurückkehren (aber) nicht, (sondern) im Krieg sterben. 2. Du wirst gehen, zurückkehren, nicht im Krieg sterben. Der französische Mönch Albericus war die passende Adresse für derlei Sprüche. Kloster Trium Fontium heißt: Kloster der drei Quellen.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (04.12.13)
Ich finde, dein Beispiel ist nicht an den Haaren herbeigezogen und müsste jeden davon überzeugen, wie wichtig Kommas in der Schriftsprache sind, wenn man Missverständnisse vermeiden möchte.
t.t.
Ekki

 FRP (04.12.13)
"Besonders gut finde ich die Kommas von Horst" (Hier haben wir eine reine, klare Aussage).

"Besonders gut, finde ich die Kommas von Horst"
Hier haben wir vor dem Komma eine WERTUNG (im Sinne von:
"Mir geht es besonders gut, wenn ..." oder: "Etwas ist besonders gut, wenn oder: "Ich bin besonders gut, wennn ..." Nach dem Komma haben wir eine den ersten Teil des Satzes relativierende Vakanz im Sinne von ... " wenn ich die Kommas von Horts finde (geht es mir/bin ich besonders gut)". Ein völlig anderer Satz also als der gleiche oben ohne Kommas. Natürlich betrachten wir dazu als gegeben, dass ein gewisser, als gegeben betrachteter Horst Kommas in einem Text (können aber auch virtuelle oder auf Papier gemalte Kommas sein) irgendwo versteckt hat (oder unter dem Sofa)?

Ähnlich verhielte es sich so: "Besonders, gut finde ich die Kommas von Horst", nur das die Wertung "gut" diesmal eineindeutig an Horst geht. Lesart Nummer 3.

"Besonders gut finde ich die Kommas, von Horst"
Die Lesart hier könnte dahingehend verstanden werden, dass
die Aussage ihrem Empfänger anzeigt, dass ein gewisser Horst
der Meinung wäre, er fände die Kommas besonders gut, was der Absender dem Empfänger mitteilt. Und schon haben wir einen vierten, völlig anderen Satz.



.
(Kommentar korrigiert am 04.12.2013)
(Kommentar korrigiert am 04.12.2013)

 loslosch meinte dazu am 04.12.13:
die "klare Aussage" zieht aber den kommentator herunter. anderes beispiel in der form eines litotes:

"nicht besonders gut finde ich die texte von horst."

daraus die varianten:

nicht(,) besonders(,) gut(,) finde ich die texte(,) von horst.

dann der nebensinn von "finden": finden als ergebnis des suchens. ich muss mir eine brille aufsetzen!
LottaManguetti (59)
(04.12.13)
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 loslosch antwortete darauf am 04.12.13:
huch, aus der sog. virgel entwickelt. wir haben ja wiki. griech. ursprungs, das wusste ich aufgrund der alten pluralform kommata. (du löcherst mich wie ein wissbegieriger bub!)
LottaManguetti (59) schrieb daraufhin am 04.12.13:
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 loslosch äußerte darauf am 04.12.13:
zur röm. interpunktion einiges auf s. 127 der aphos. zur altgr. interpunktion weniges bei wiki:

 hier.

im kapitel schrift. offenbar erst im 9. jh. n. chr. eingeführt. ich hatte es vermutet; denn griechisch war anfangs die röm. leitkultur.

 Irma ergänzte dazu am 04.12.13:
Nu komma uff 'n Punkt, Lo. Watt haste denn zum janzen Rest der jesetzten Zeichen zu vermelden? LG Irma
(Antwort korrigiert am 05.12.2013)

 toltec-head (04.12.13)
Die Kommasetzung unterliegt bei künstlerischen Werken einer größeren Freiheit: In lyrischen Texten kann die Zeichensetzung völlig verschwinden, zur besonderen Betonung oder Gliederung verwendet werden oder aber auch selbst Teil eines Sprachspiels sein. Auch epische Texte weisen oftmals eine sehr eigenwillige Kommasetzung auf – als Beispiel sei auf Kleist verwiesen, der die Kommas nicht nach Regeln, sondern nach seinem Gutdünken setzte.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Komma

Aber schon klar, nicht jeder ist Kleist.

 loslosch meinte dazu am 04.12.13:
richtig guter originalsatz am schluss.
Graeculus (69)
(04.12.13)
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 loslosch meinte dazu am 04.12.13:
kauziger schluss! (ich bin kein pionier.)
Graeculus (69) meinte dazu am 04.12.13:
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 loslosch meinte dazu am 04.12.13:
nur in den kommis. nicht dass da einer denkt, ich würde nicht ...
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