Die andere Art von Pfandschein

Kurzprosa zum Thema Abstraktes

von  Pingui

Der Morgen begann, wie jeder normale Montagmorgen. Der Wecker zeigte 8:30 Uhr an, als sanfte Gitarrenklänge mich aus meinem Schlaf rissen. „Erst mal kurz ausstrecken.“, dachte ich schläfrig, machte meine allmorgendlichen Verrenkungen, stieß meine geliebte Bieber-Bettwäsche an die Unterkante des Bettes, zog den hellgelben Schlaufenschal beiseite und begrüßte den sonnigen Morgen mit einem gequälten Lächeln.
Glücklicherweise nahm meine Frau die Kinder montagmorgens immer mit zur außer Orts gelegenen Schule, wenn sie sich gegen zehn vor acht auf den Weg zur Arbeit machte. Dadurch ermöglichte sie mir wenigstens eine Stunde mehr Schlaf an meinem freien Tag. Ich hatte mit meinem Chef eine Sonderregelung getroffen, dass ich jeden Montag frei haben würde. Da unsere beiden Kinder, Felix und Sophie, jedoch noch die Grundschule besuchen, waren sie normalerweise – wenn der Bus sich nicht verspätete – immer gegen 11:30 Uhr zurück.
Ich bin schon immer der Typ Mann gewesen, für den es völlig normal war, seiner Frau im täglichen Haushaltswahnsinn unter die Arme zu greifen. Deshalb tätige ich jeden Montagfrüh den wöchentlich Einkauf im nahegelegenen Discounter, bügele den Monsterwäscheberg, der sich nach jedem Wochenende angesammelt hatte, und brachte die Wohnung soweit auf Vordermann, sodass man auch mal unangekündigten Besuch empfangen konnte und meine Frau diese Last schon einmal weniger hatte.
Nach einem stärkenden Frühstück, zudem für mich allzeitig Nutella und Orangensaft bereitstehen musste, schnappte ich mir den Autoschlüssel für unsere kleine Familienkutsche, ließ den Motor kurz anheulen und setzte den aquamarinblauen Wagen in Bewegung.
Jedes Mal war es bisher dasselbe Spiel, denn nie war ein Parkplatz frei und ich spielte mit den anderen Einkaufshungrigen Reise nach Jerusalem – nur dieses Mal um einen freien Parkplatz und nicht um einen Stuhl.
Einige Minute später sollte ich auch endlich Mal Glück haben, da vor mir eine ältere Dame ihren Kleinwagen, aus der für sie  viel zu großen Parklücke setzte, und ich mir dieses freie Plätzchen ergattern konnte.  Dieses Mal hatte ich mir sogar eine Ein-Euro-Münze eingesteckt, denn es war doch meistens so, dass ich wie Heinblöd vor den Einkaufswagen stand, weder einen Euro noch fünfzig Cent dabei hatte und letztendlich doch darauf warten musste, dass sich irgendein vorbeikommender Passant erbarmte, mir mein Geld zu wechseln.
Den Wagen derartig vollgestopft mit Pfandflaschen, sodass ich auch wirklich von dem letzten Blinden, der an mir vorbeikam, dumm angestarrt wurde, marschierte ich damit geradewegs in Richtung Pfandrückgabe. Oftmals hatte ich das Glück, dass der Automat während meines Einwurfs die Fehlermeldung „Übervoll“ anzeigte und ich auf den nächsten genervten Kassierer warten musste, der frei wurde.  Heute aber meinte es wohl irgendjemand gut mit mir, denn auch bei der allerletzten PET-Flasche zeigte der Automat weiterhin nur diesen hungrigen Smiley an, der ein wenig wie PacMan aussah.
Mit einem mal nicht erzwungenen Grinsen, drückte ich auf den grünen Knopf rechts am Automat und hoffte nun meinen Pfandschein, nach ganzen fünfeinhalb Minuten, in den Händen halten zu dürfen. Dass diese Automaten nicht dauerhaft blendend funktionierten, dessen war ich mir ja bewusst, aber als die Maschine wie wild zu Rattern begann, machte ich mir schon ein wenig Gedanken. Mal wieder glotzen sie mich alle doof an, so als wäre ich derjenige, der diesen unerträglichen Lärm machte. Aber mit einem Male beendete der Krach sein Treiben und einige Sekunden kam einfach gar nichts mehr – weder mein Pfandschein, noch irgendeine dämliche Fehlermeldung. Ich wollte gerade in Richtung Kasse gehen, um mich zu beschweren, als sich irgendetwas um meine Beine schlug und die umherstehenden Passanten aufschreien ließ, sodass diese mich noch dümmer anstarrten, als bereits die beiden Male zuvor.
Ich dachte an irgendeinen unlustigen Ladenwitz, als da tatsächlich ein kleiner Elefant an meinem linken Bein hing und lauthals begann zu tröten. Ich hielt das alles für einen armseligen Scherz, schüttelte das eigentlich geglaubte Plüschtier beiseite und ging weiter meines Weges. Doch als dieser winzige Elefant sich vor mir aufbaute, dachte ich „Komm da spielste jetzt mal mit. Ist bestimmt versteckte Kamera oder so ein Mist.“
Ich kniete mich vor dem Elefanten hin und wollte so tun, als ob ich ihn streicheln wollte. „Ey, du, lass das. Europhanten mögen es nicht, wenn man sie betatscht!“, sagte das Wesen und tat währenddessen einen kleinen Schritt zurück. „Okay, der ist wirklich gut.“, sagte ich beiläufig. „Wo ist die Kamera?“
„Kam-era? Was zum Himmel ist eine Kam-era?“


Anmerkung von Pingui:

Wer wissen will, wie es weiter geht und was es sich mit dem kleinen Europhanten auf sich hat, der möge es mir bitte mitteilen :)

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (10.12.13)
Wie geht es weiter? LG
Zweifler (62)
(10.12.13)
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 Dieter_Rotmund (11.12.13)
Extrem betulich erzählte Geschichte um einen Familienvater, der in Justin-Bieber-Bettwäsche schläft. Nun, ja, nicht mehr und nicht weniger.

P.S.: " den wöchentlich Einkauf"

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 02.09.18:
Weiterhin extrem betulich erzählte Geschichte um einen Familienvater, der in Justin-Bieber-Bettwäsche schläft. Nun, ja, nicht mehr und nicht weniger.

P.S.: " den wöchentlich Einkauf".

 Dieter_Rotmund (14.07.20)
Hallo?
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