In meinem Palazzo Schifanoia aus Weißweinflaschen, Kippen und Mülltüten lese ich von dem Manifest der 562 richtigen Schriftsteller zur Verteidung der Demokratie im digitalen Zeitalter und denke:

Alltagsgedicht zum Thema Literatur

von  toltec-head

Ich blogge, weil ich einsam bin
Ein schlecht inkludierter, vor die Hunde gegangener Renaissancefürst
Das Bloggen ist mein Palazzo Schifanoia
Sicherlich wäre ich gern richtiger Schriftsteller gewesen
Statt mir meinen Palast der Einsamkeit aus Mülltüten, Kippen und Weißweinflaschen zu zimmern
Oh wie gern, wäre ich z. B. Teil des Fräuleinwunders gewesen
Und wie gern hätte ich als gereiftes Fräulein politische Ansichten
Und einen Mann, um gemeinsam einen Aufruf zu organisieren
Wie gerne würde ich, statt im Büro herumzuhängen, alle vier Jahre einen Roman herausbringen
Mit interessanten Personen, Orten und Handlungssträngen, eine Liebesgeschichte in Südfrankreich oder was über Aussteiger
Ich aber bin so einsam, dass wenn die NSA mich überwachte, mich dies nur amüsierte
Weil ich mir dann etwas weniger einsam vorkäme
Und über etwas bloggen könnte, was interessanter ist als ich
Luhmann: Die großen Funktionssysteme wie Wirtschaft etc. inkludieren uns
Inkludieren uns aber eben nur in ganz spezifischen Funktionszusammenhängen
Für die Inklusion der ganzen Persönlichkeit bedarf es dann noch eines weiteren Funktionssystems
Stellt die Gesellschaft in ihrer Güte ein weiteres Funktionssystem zur Verfügung
Die - tätaratä - Intimbeziehung
Man geht tags zur Arbeit, wo man seine Rolle spielt
Und kommt abends Nachhause, wo die Intimbeziehung wartet
Und kann dann auch noch, zusätzlich ganzer Mensch sein
Das eine bedingt das andere, man ist richtiger Schriftsteller oder richtiger Irgendwas
Wie man eine richtige Intimbeziehung hat und weil man dies ist bzw. hat,
Kann man dann auch noch politische Ansichten zum Zeitgeschehen haben
Ich aber, dem nie eine Intimbeziehung auch nur annähernd gelang
Bin deshalb letztlich zum gesellschaftlichen Totalkrüppel verdammt
Zwar spiele ich im Moment meine Rolle im Arbeitsleben so-là-là, 3 +
Die Note, die mir immer wie ein Traum vorkam und meine Mutter zur Verzweiflung brachte
Aber selbst eine 3 + im Arbeitsleben kostet mich so viel Energie, dass eine Intimbeziehung mir ähnlich absurd vorkommt
Wie ein Manifest zur Verteidigung der Demokratie im digitalen Zeitalter
Ich bin ein insgesamt nur schlecht inkludierter Renaissancefürst
Der niemand hat, mit dem er nach dem Abendbrot Scrabble spielen könnte
Und dem daher nichts bleibt, als ein wenig zu bloggen, um seine Einsamkeit zu vertreiben.

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Kommentare zu diesem Text

lucien (26)
(13.12.13)
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 toltec-head meinte dazu am 13.12.13:
Klugscheißer.
lucien (26) antwortete darauf am 13.12.13:
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 toltec-head schrieb daraufhin am 13.12.13:
Willst du für mich tanzen, bevor ich dir den Kopf abhaue?
lucien (26) äußerte darauf am 13.12.13:
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 toltec-head ergänzte dazu am 13.12.13:
Stell mal ein richtiges Facepic von dir rein. Möchte wissen, ob du hübsch bist.
lucien (26) meinte dazu am 13.12.13:
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 toltec-head meinte dazu am 13.12.13:
Schade, kV wird mir langsam langweilig, such einen neuen Arsch, aus dem ich mir einen Palazzo Schifanoia machen kann.
lucien (26) meinte dazu am 13.12.13:
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michaelkoehn (76)
(13.12.13)
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 toltec-head meinte dazu am 13.12.13:
Hör mal, auf "Alltagsgedicht" hab ich ein Patent. Bist du Chinese?
michaelkoehn (76) meinte dazu am 13.12.13:
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 toltec-head meinte dazu am 13.12.13:
Geb zu, dass ich mich dafür von deinen langen Überschriften, äh, sagen wir hab inspirieren lassen.
michaelkoehn (76) meinte dazu am 13.12.13:
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 Dieter Wal (14.12.13)
Fast sämtliche hauptberuflichen Schriftsteller jammern über Erfolgsdruck.

 toltec-head meinte dazu am 14.12.13:
Bist du denn gefragt worden, ob du unterschreiben willst?
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