Seneca in seinem Element

Erörterung zum Thema Körper

von  loslosch

Non est summa felicitatis nostrae in carne ponenda, bona illa sunt vera, quae ratio dat (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Unser höchstes Glück darf nicht auf das Fleisch (den sinnlichen Leib) ausgerichtet sein; (denn) wahre Güter spendet nur die Vernunft.

Hier ist sie wieder anzutreffen, die uralte, urreligiöse Leib-Seele-Dichotomie. Als sei diese starre Trennung zwischen Körper und Geist (eine andere Dichotomie-Variante) unabdingbar. Wenn der denkende, mit Problemlösung beschäftigte Mensch einem plötzlich einsetzenden Juckreiz nachgibt und sich - sagen wir es geradeheraus - am Ohr kratzt, empfindet er einerseits einen körperlichen Lustgewinn bzw. eine Leidensverringerung, andererseits wird dieser Körperreiz vom Problemlöser als Störung empfunden, der er auf das schnellste Abhilfe zu verschaffen sucht: er kratzt sich genervt am Ohr. Das Beispiel ist - zugegeben - recht schlicht, erfasst nur eine Facette im Mix von Leib und Seele, zeigt aber eindrücklich, dass strenge Dichotomie keine praktische Lebenshilfe bieten kann, sondern eher das Gegenteil bewirkt, Fluchtwege aus der realen Lebenswelt aufzuzeigen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (22.12.13)
In der Verteufelung des sinnlichen Leibes erhielt Seneca kräftigste Schützenhilfe vom Christentum.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 22.12.13:
Ich würde sagen: erhält[/b].

 loslosch antwortete darauf am 22.12.13:
ekkis aussage war zeitbezogen. und dann auch "erhält". was meint tebartz-van elst? er ließ den bischofsgarten zweimal erneuern.

 TrekanBelluvitsh schrieb daraufhin am 22.12.13:
Blümchen sind ja nicht aus Fleisch.

 TrekanBelluvitsh (22.12.13)
Und was mach ich, wenn das Denken mir Freude bereitet, geradezu körperliche Freude? Muss ich dann aufhören zu denken? Aber wie soll ich da der Vernunft frönen?
Hach, ich denk mir halt meinen Teil...

 loslosch äußerte darauf am 22.12.13:
im juristendeutsch: das unterfällt dem beichtgeheimnis!

 TrekanBelluvitsh ergänzte dazu am 22.12.13:
Darf ich denn nur denken (und keine Freude daran haben), wenn ich auch beichte? Und wenn ja: Muss der Beichtvater dann katholisch oder evangelisch sein? Oder - weil die Weisheit ja von Seneca stammt - etwa zeusianisch?

 loslosch meinte dazu am 22.12.13:
anekdote: ein 90-jähriger beichtet, er habe ein mädel vergewaltigt. priester in rage: aber Sie doch nicht! - ist schon 50 jahre her. - und Sie beichten es erst heute? - ich beichte das öfter. wegen der süßen memories ...
Graeculus (69)
(22.12.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch meinte dazu am 22.12.13:
wir haben hier einen kv-autor, hoor, etwa jg. 1992, der sich bestens auskennt in ägyptischer mythologie. leider selten online.

im MA wurden texte gestreut von einem christlichen pseudo-seneca.
(Antwort korrigiert am 22.12.2013)
Graeculus (69) meinte dazu am 22.12.13:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram