Stille Post

Gedicht zum Thema Geheimnis

von  plotzn

Sophie schaut entzückt auf das Schwangerschaftsstäbchen,
zwei rötliche Streifen - ein deutlicher Wink.
Sie plant schon das Zimmer in Blau für das Knäbchen.
vielleicht auch fürs Mädchen, dann eher in Pink.

Klaus-Dieter, ihr Mann, soll’s als Erster erfahren,
der ist aber just auf Montage in Trier.
Sie will ihm den Anruf auf Handy ersparen,
sonst hat er noch Heimweh und kann nicht zu ihr.

Doch platzt sie vor Freude, das muss jemand hören,
sie ruft gleich die beste der Freundinnen an.
Felicitas muss ihr am Telefon schwören
zu schweigen, sogar vor dem eigenen Mann.

Die kann sich jedoch etwas Tratsch nicht verkneifen,
sie folgt ihrem weiblichen Mitteilungstrieb:
„Man sieht bei Sofie schon die Schwangerschaftsstreifen…“
verbreitet sich rasch nach dem Schneeballprinzip.

Im Laufe der Nachrichtenkette erfinden
die darin Beteiligten weitre Details,
Sophie ist inzwischen schon kurz vorm Entbinden.
„Was, Drillinge?“ staunt man im Zuhörerkreis.

Per Zug kommt dann später Klaus-Dieter nach Hause,
am Bahnhof empfängt ihn sein Kumpel Karl-Heinz:
„Wir haben gesammelt, drei Schlafsäcke, schau’se
mal an – sind die niedlich? Für jedes Kind eins!“

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (05.01.14)
Hehe, sogar die Schreibweise von Sophie verändert sich, wenn Felicitas von ihr erzählt.
Ein Gedicht voller Vorurteile und trotzdem oder gerade deshalb sehr lustig!
Liebe Grüße, Dirk

 plotzn meinte dazu am 06.01.14:
Ooops, das war gar nicht beabsichtigt, Dirk - ich werd's korrigieren. Danke fürs genaue Lesen!

Liebe Grüße, Stefan
janna (66)
(05.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 plotzn antwortete darauf am 06.01.14:
Dank Dir, janna!
Ist oft so, dass jeder die Geschichte beim Weitererzählen noch etwas aufbauscht, um sie interessanter zu machen.

Liebe Grüße, Stefan

 Lluviagata (05.01.14)
Herrlich!!!

Na denn - P(r)ost! Auf ein gutes Jahr, Stefan!

LG Llu ♥

 plotzn schrieb daraufhin am 06.01.14:
Aber nicht zu oft Weitersagen, Llu, sonst wird aus dem Jahr noch ein Jahrhundert

Dank Dir und liebe Grüße!
Stefan
Beaver (41)
(06.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 plotzn äußerte darauf am 06.01.14:
Vielen Dank, Manu! Freut mich, wieder was von dir zu hören!

Liebe Grüße und einen guten Start ins neue Jahr!
Stefan

 niemand (06.01.14)
In dieser Art sind sicher auch viele Sagen, manchmal auch
Geschichte "entstanden", als man noch keinerlei Schriftliches hatte: Jeder Mund sprach ein wenig mehr als der vorherige ... so wurde aufgebauscht, was sich nie so abspielte Hast Du fein und pfiffig verdichtet, lieber
Stefan. Mit herzlichen Grüßen, Irene

 plotzn ergänzte dazu am 06.01.14:
Vielen Dank, liebe Irene!
Beim Kinderspiel "Stille Post" ist es ja noch unabsichtlich, wenn das Geflüsterte verändert weitergegeben wird. Im wahren Leben zweifel ich die fehlende Absicht an )

Liebe Grüße, Stefan

 irakulani (08.01.14)
Ich hoffe, (für den Vater), deine Geschichte beruht auf keiner wahren Begebenheit...:-))

Gern gelesen, gerade weil du mit der "stillen Post" beschreibst, was uns im Alltag immer wieder begegnet.

L.G.
Ira

 plotzn meinte dazu am 08.01.14:
Hallo Ira,
Übereinstimmungen mit lebenden Personen wären rein zufällig Das Gedicht ist mein Beitrag zu einer Ausgabe der "Bierglaslyrik" mit dem Motto "Geheimnis".

Besten Dank und liebe Grüße, Stefan
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram