Die meditative Rose

Gedicht zum Thema Leidenschaft

von  EkkehartMittelberg

Blume der Aphrodite,
schwerelos schwebt dein schönes Haupt
glutrot
wie eine Fata Morgana
über fein ziselierter geordneter Landschaft.

Wenn die Leidenschaft aus
deinen Blättern fließt,
dann wird das Paar sub rosa
sich Liebe schwören,
erfüllt von deinem betäubendem Duft
von Sinnen sein und
ekstatisch meditieren,
entfesselt von Aphrodite.

© Ekkehart Mittelberg, Januar 2014



 hier


Anmerkung von EkkehartMittelberg:

Dieses Gedicht wurde inspiriert durch das Bild von Salvadore Dali "Die meditative Rose". Ein Link zu dem Gemälde befindet sich unter dem Text. Das Copyright der Bilderfassung liegt bei Ars mundi.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 loslosch (07.01.14)
... deine(n) Blättern fließt, ...

sub rosa: meine rosen am fenster draußen blühen noch, insgesamt zwei.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.01.14:
Danke Lothar, du wirst die zwei Rosen fasziniert betrachten, aber ich vermute, dass die Zeiten eines Schwurs sub rosa vorbei sind. Doch solange die Faszination der Rose bleibt, leben wir.

 TrekanBelluvitsh (07.01.14)
Das ist ein Gedicht und eine Bildbeschreibung/-interpretation in einem. Mir gefällt beides.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 07.01.14:
Merci, Trekan. Das freut mich natürlich.
Scrag (28)
(07.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 07.01.14:
Grazie, Markus, dieser Tausendsassa Dali bringt den Betrachter zum Rotieren und das wusste er bei der Wahl seiner Überschrift.

 TassoTuwas (07.01.14)
Salve Ekki,
Text- und Bildphantasie.
Salvador hätte es bestimmt auch gefallen.
Liebe Grüße TT

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 07.01.14:
Gracias, Tasso. Mir hätte es schon gefallen, wenn er seinen Schnurrbart gezwirbelt hätte.
LG
Ekki

 susidie (07.01.14)
Fantastisch, Ekki. Das Bild sowieso. Wie du das im Gedicht umgesetzt hast, wow. Als Freund der Meditation bleiben meine Gedanken nun bei ekstatisch meditieren...leidenschaftlich grüßt dich, Su :)

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 07.01.14:
Grazie, Su. Ich habe ein bisschen überlegt, ob die Formulierung "ekstatisch meditieren" wohl geht. Wer es tut, hat sich bereits aus dem normalen Zustand herausmeditiert (Ek-Stasis).

 Dieter Wal (07.01.14)
Das Bild gut verkäufliches Kunsthandwerk (Es gefällt mir wirklich), dein Gedicht dazu gefällt mir überhaupt nicht. Empfinde es als megakitischig, und denke dabei an extragruselige Texte einer ansonsten sehr sympathischen kV-Autorin, die leider auch dafür Patin gestanden haben könnte.

Die Symbolik der Rose ist für mich eine der schönsten und vielfältigsten überhaupt. Fast sämtliche Liebes-Göttinnen aller Zeiten sind damit verbunden. Auch fasziniert mich die Kulturgeschichte der Rose.

Bitte schreib weiter an Rosengedichten. Hab selbst rel. viel "Ausschussware" in Sachen Rosengedichten produziert. Auf kV "überlebten" von mir bisher nur zwei Rosengedichte, die ich für tragbar halte.
(Kommentar korrigiert am 07.01.2014)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.01.14:
Ein dionysischer Kommentar. Du bist wohl rosengeschädigt? ))

 Dieter Wal meinte dazu am 08.01.14:
Wie meinst du hier dionysisch?

Hab dabei ein Interview mit dem ehemaligen Schauspieler aus Wien Kurt Mejstrik über seine Dionysos-Hymne im Hinterkopf, in dem er das Gedicht interpretiert, und von seinen Dionysos-Epiphanien berichtet.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.14:
Schlicht scherzhaft: dionysisch=entfesselt.

 Dieter Wal meinte dazu am 28.01.19:
Wunderte mich beim Wiederlesen über mein hartes Urteil. Jetzt finde ich große Teile sehr schön.

 AZU20 (07.01.14)
Wunderschöne Zeilen, die zum Bild passen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.01.14:
Vielen Dank, Armin.
LG
Ekki
hagan (35)
(07.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.01.14:
Merci, Hagan, deine kleine Anekdote ist sehr schön und ich teile deine Deutung des Symbols der Rose.
Apropos 'Sieg der Liebe'. In Goethes "Wahlverwandtschaften" entsagt Ottilie der Liebe zu dem verheirateten Eduard und stirbt daran. Die beiden werden aber nebeneinander beerdigt, und aus dem Grab Ottiliens wächst ein Rosenstrauch in das Grab Eduards.
wa Bash (47)
(07.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.14:
Vielen Dank, wa Bash. Das Bild lässt natürlich unterschiedliche Deutungen zu. Ich sag mal in Prosa, worauf es mir ankommt.
Die rote Rose ist die Symbolblume der Aphrodite. Wenn es um die Macht des Eros ging, die Aphrodite von der weiblichen Seite her verkörpert, hat die griechische Antike in schärferen Gegensätzen gedacht als wir; denn das Rauschhafte, Dionysische bei der Geschlechterliebe wurde viel stärker betont, bis das Christentum es domestizierte. Mit der Überproportionalität der Rose ist meines Erachtens gemeint, dass das Rauschhafte der Liebe der geordneten apollinischen Welt der Landschaft unter der Rose sehr mächtig gegenübersteht, sie überragt und deren Ordnung aufheben, durcheinander bringen kann. So verstehe ich die meditative Rose nicht als Zeichen ruhiger Meditation, sonderen einer Meditation leidenschaftlicher Ekstase, die potentiell -das sehe ich auch so- über den Dingen schwebt, sie beherrscht, und dann ist es mit der schön ziselierten Ordnung vorbei. Für mein Verständnis ist Dalis Bildbezeichnung "die meditative Rose" also ironisch. Es geht hier keineswegs um die be-sinnliche Meditation christlicher Prägung, sondern um die Herrschaft der Sinne. Deswegen die Überproportionalität der Rose.

 Dieter Wal meinte dazu am 08.01.14:
Sehr interessanter Kommentar, Ekki. Mit Apoll und Aphodite liefertest du mir Stichwörter, eigene Rosengedichte zu posten, was ich nicht nur aus Gründen des Narzissmus, sondern auch leider der Taktlosigkeit gern tue:  Apolls Lipgloss. In Apolls Lipgloss wird über Rot meditiert. Dadurch entstand das Bild von Apolls Lippen, was daraus resultiert, dass ich irgendwo in der FAZ einen Artikel darüber gelesen hatte, antike griech. Skulpturen seien früher koloriert gewesen, nur wir Heutige genießen ihre marmorne Blässe. Im Gedicht wird daher Eros sowohl bei Apoll, als auch Aphrodite dargestellt. Das lyrI bewegt sich am Ende in Aphrodites Rosengarten, es bewegt sich von Homoerotik zu Heteroerotik. Ähnlich, nur leider ohne Rose, ist der nächste Text aufgebaut:  Pygmalions schlafendes Mädchen beschreibt fehlende Epiphanie des Hermes über synästhetische Wahrnehmungen im Zusammenhang mit Artemis. Doch dann:

"Die Macht des Eros bleibt.
Die blonde Lockenpracht des Zeus
und das Spiegelbild des Narkissos.
Unzählbare Quellnymphen
und der Lorbeerbaum der Daphne.
Silberne Locken drehen sich um die runde Mädchenstirn.
Ihre Lippen stehen offen
als ob sich ihre beiden Brüste
noch heben und senken."

Eros wird auch hier sowohl im Männlichen, als auch im Weiblichen dargestellt, am Ende aber wieder dem Weiblichen der Vorzug gegeben. Hier in Gestalt einer Mädchenskulptur. Ich bin der Überzeugung, nicht nur Sexualität an sich, sondern auch Männlichkeit und Weiblichkeit ist seit Wolfram von Eschenbach in unserer christlich dominierten Kultur eher als Thema in den Hintergrund getreten. Beides nicht nur farblich wieder hervorzuheben, und beiden Geschlechtern die ihnen gebührende gleichgestellte Position zurückzugeben, halte ich für sinnvoll.

Im  Philosophischen Rosengarten wird Petting auf einem Barockfriedhof thematisiert. Bereits I. endet damit, dass "silberne Buchstaben" zurückbleiben. Sonst nichts?

Auf jeden Fall lächeln

"hinter mittelalterlichen Grabplatten
tauschwer
offene Rosenblüten.
Die Lippen der mystischen Schwester
verwandeln den Stein der Weisen
in das leuchtende Rot der Rose."

Rosenblüten bleiben auf dem Friedhof, wenn sie auch den "Stein der Weisen", Symbol für den Menschen im Prozess der Alchemie, zur leuchtenden Röte führen, gewissermaßen rosifizieren, ja die innere Erstarrung Lösen, in der sich das lyrI im Trauerprozess einer Trennungssituatin vorher befunden haben muss. Die "mystische Schwester" sexuell-asexuelle Gefährtin in einem des Alchemisten hat ganze "Arbeit" geleistet. Der Alchemist hoffentlich auch.
(Antwort korrigiert am 08.01.2014)
wa Bash (47) meinte dazu am 08.01.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.14:
@ Dieter Wal: Danke, Dieter, stelle deine Rosengedichte neu ein und ich bin gerne bereit, sie zu kommentieren. Hier geht es um das Verständnis meines Rosengedichts, das, unter dem Aspekt des Kontrasts von apollinisch und dionysisch gelesen, (wie ich oben ausgeführt habe), keineswegs kitschig ist, wie du vorschnell geglaubt hast.
@wa bash: Merci, wa Bash. Ja, dem stimme ich zu. Man kann das Bild Dalis mit dem von dir vorgeschlagenen Akzent auch anders deuten.
Mein Gedicht ist nur eine Variante unterschiedlicher Interpretationsmöglichkeiten. Mehr soll und kann es nicht leisten.

 Dieter Wal meinte dazu am 08.01.14:
Ekki, entweder empfindet es ein Kommentator als megakitschig oder nicht. Das lässt sich nicht wegargumentieren, auch basieren solche Eindrücke eher nicht auf einer falschen Interpretation, denn es gibt allenfalls mehr oder weniger textnahe, aber niemals völlig falsche.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.14:
Okay, ich will dem Kommentator die Empfindung nicht ausreden, aber der Autor teilt sie nicht.

 Dieter Wal meinte dazu am 09.01.14:
Du sollst sie nicht teilen. Aber ich wollte dir meine mitteilen. Speziell die zweite Strophe verstand ich als megakitschig.

Mindestens so megakitischig kommt mir mein Verspaar  "verbrenne du im Rosenmeer,/Hingabe ohne Wiederkehr.“ vor, aber ich mag es vielleicht gerade deshalb. (Oder nur, weil es von mir ist?)

Außer unserem gemeinsamen Interesse an Rosensymbolik scheinen wir völlig unterschiedliche ästhetische Vorstellungen in dieser Hinsicht zu haben. Warum auch nicht.
(Antwort korrigiert am 09.01.2014)
Koka† (46)
(07.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.14:
Vielen Dank, Koka, die Verschwiegenheit ist hier ein Aspekt. Wichtiger scheint mir die Herrschaft der Leidenschaft, die die überproportionierte Rose verkörpert. (Vielleicht magst du meine näheren Ausführungen dazu unter dem Kommentar von wa Bash lesen.)
Koka† (46) meinte dazu am 08.01.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.14:
Super, Koka, das Geheimnisvolle hatte ich nicht genügend herausgestellt.

 ViktorVanHynthersin (07.01.14)
Liebe und Verschwiegenheit in Deinem und in Dalis Bild - ein schöner Kontrapunkt zu all den Leuten, die ihre "Liebe" über Twitter, TV, etc. der Welt aufdrängen. Sehr gerne gelesen, lieber Ekkehart.
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.14:
Gracias, Viktor für deinen Hinweis auf den Kontrast zwischen der verschwiegenen Liebe sub rosa zu der prostutuierten Liebe der Massenmedien. Aber wie ich in der Antwort auf wa Bash und Koka schon zu erklären versuchte, ging es Dali wohl noch mehr um den Kontrast zwischen der apollinisch geordneten bürgerlichen Welt, die sich so ruhig am Horizont des Bildes darbietet, und der alles beherrschenden rauschhaften Welt der Sinne: omnia vincit amor bzw. Aphrodite. Die Liebe besiegt alles, aber wohlgemerkt hier nicht die Agape, die Nächstenliebe, sondern die sexuelle/erotische Liebe. Deshalb dominiert die Rose das Bild.
Herzliche Grüße
Ekki

 irakulani (08.01.14)
Lieber Ekki,

das Gedicht, zu dem dich das Bild von Dali inspiriert hat, ist klasse! Allerdings beginne ich jetzt erst (nachdem ich einige Kommentare und deine Erläuterungen dazu gelesen habe),. den tieferen Sinn zu erfassen.
Bei jedem weiteren Lesen (natürlich mit dem Bild im Hinterkopf) gefällt es mir noch besser!

L.G.
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.14:
Vielen Dank, Ira, auch dafür, dass du dir die Mühe gemacht hast, meine Kommentare zu lesen.
LG
Ekki
LottaManguetti (59)
(08.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.01.14:
Gracias, Lotta. Welch humorvoller Kommentar!
Liebe Grüße
Ekki
Pocahontas (54)
(11.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.01.14:
Grazie, Sigi, genau darum ging es mir.
Liebe Grüße
Ekki
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram