Gespenster im Kopf

Erörterung zum Thema Angst

von  loslosch

Quae finxere [= finxerunt], timent (Lukan, 39 n. Chr. bis 65 n. Chr.; Bellum civile - Pharsalia). Was sie sich eingebildet haben, das fürchten sie. Oder: Sie fürchten sich vor ihren eigenen Hirngespinsten.

Wenn der Achtjährige des Abends eine für ihn wichtige Besorgung im häuslichen Keller erledigen soll, kehrt er in einer Art Sturmlauf wieder zurück. Die Türe schließt er nicht, sondern wirft sie hinter sich zu. Wie ließe sich hier der Abbau von Ängsten trainieren? Etwa so: "Lieber Manuel, da bist du ja mit knapper Not einem Gespenst entwichen!" Der Junge spitzt die Ohren. "Weißt du, dass es wirklich Gespenster gibt?" Der Kleine presst die Lippen zusammen. "Weißt du auch, wo sie sind?" Ein entsetzter Blick. "Da, in deinem kleinen Kopf treiben sie ihr böses Spiel." Zur Demonstration streicht die väterliche Hand sanft über sein Haar. Manuel wirkt sichtlich erleichtert.

Beim nächsten Mal wird er bestimmt wieder die Treppe panikartig nach oben rennen, wohl mit etwas weniger Angst im Nacken.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (24.01.14)
Uli H. hat sich auch eingebildet, er könne mir Geld umgehen. Und nun fürchtet er den Richterspruch.
(Mal sehen ob sein Freund Horst S. das zulässt. Immerhin fürchtet der jede Menge: Bulgaren, Rumänen, die Demokratie... Aber vor allem Letzteres haben wohl vor allem wir uns nur eingebildet...)

 loslosch meinte dazu am 24.01.14:
wie wirkt die meldung vom durchsuchen des finanzamts auf otto normalverbraucher? na, uli sorgt für ordnung im staat! hier eingestandene steuerhinterziehung im großen stil, dort vermutete maulwurftätigkeit, das muss doch vergleichbar sein.

 EkkehartMittelberg (24.01.14)
Lothar, weißt du, ob Gespenster musikalisch sind? Ich habe beim Kohleholen im Keller immer gepfiffen, aber nie eine Resonanz erhalten.^^

 loslosch antwortete darauf am 24.01.14:
sie stoßen den menschlichen klangkörper an. das singen im walde ist ebenso ein verbreitetes ritual.

 niemand (24.01.14)
Hierzu fällt mir der Aberglaube ein, der ja wenn man diesem verfällt zu Zwangshandlungen führt. Man bekreuzigt sich z.B. denn wenn man es nicht tut, dann
könnte etwas passieren. Hierzu gäbe es abertausende Beispiele und ich denke, dass es keinen Menschen gibt, der nicht wenigstens ein kleines Bizzi davon befallen wäre.
Man weiß ja nie Ja, ja, die Einbildung ist schon eine Last.
Mit herzlichen Grüßen, Irene

 loslosch schrieb daraufhin am 24.01.14:
kurz und prägnant, was lukan, neffe des seneca, schrieb. meine "studie" aus etwa 1986 war auch für mich eine anleitung. seither gehe ich treppauf die kellertreppe gemächlich. diese gespensterangst, die man unbewusst antrainiert hat, kann man auch abtrainieren.

 ViktorVanHynthersin (24.01.14)
Wie, im Keller gibt es auch welche? Ich dachte, die Gespenster und Monster sind nur unterm Bett ))
Schröckliche Grüße
Viktor

 loslosch äußerte darauf am 24.01.14:
hattest du nicht selbst mal dazu einen text? ja, unter dem bett und im schloss. (wenn man zu viele krimis liest.) lo
P. Rofan (44)
(24.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch ergänzte dazu am 24.01.14:
nein. die mütter (4 von 65) und väter des GG hatten die "gespenster" der vergangenheit im visier.

 hier.

sie rangen übrigens auch um die gleichberechtigung der geschlechter.
(Antwort korrigiert am 24.01.2014)
Graeculus (69)
(25.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch meinte dazu am 25.01.14:
hängt davon ab, was man unter angst versteht. im singular kann es ok sein. ich habe angst, in extremer rücklage auf den hinterkopf zu knallen. im plural, nach unserem sprachgebrauch, von übel, dieses ängste-haben. autogenes training ist hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich, um angstfrei durch den tag (und die nacht) zu kommen.

am rande: meine lektion an den 5-jährigen manuel damals war auch für mich nützlich.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram