Der Reimschmuh [frei nach Schillers "Handschuh"]

Persiflage

von  niemand

Dieser Text gehört zum Projekt    Parodien und Satiren.
.
.
Vor matter Scheibe warten
Schauend gen Dichtergarten
Auf Häuptern den Lorbeerkranz
Die Großen, der Dichtung Krone
Bewaffnet mit kritischem Tone -
Harrend dem Elend und Glanz
Der kleinen, dichtenden Dinger
Vor Ungeduld trommelt manch Finger
Als hinein, mit schüchternem Schritt
Ein Herzdichterlein tritt
Es schaut sich stumm
Rings um
Hinter der Scheibe nur Gähnen
Ein Schütteln der Mähnen
Ein Recken der Glieder
Ein Räuspern der Brüder
Man langweilt sich wieder
Da weitet sich
Die Scheibe zum Tor
Aus dieser rennt
Mit wildem Sprunge
Ein Genius hervor
Den gern man schaut
Denn jener brüllt laut:
Er sei überaus reif!
Seine Dichtung "My Life"
Fließt leicht via Zunge
Er ist nicht scheu
Eher Richtung Leu
Grimmig schnurrend
Und unwillig murrend
Und gar nicht bieder!
Hernach harrt man wieder
Da speit die Hoffnung auf Applaus
Zweie auf einmal aus
Die stürzen mit mutiger Reimbegier
In das Dicht-Revier
Selbstverliebt als müßten sie platzen
Und deklamieren mit Gebrüll
Hinter der Scheibe ist es still
Ein jeder weiß
Hierfür gibts keinen Preis
Denn sie taten's gräulich verpatzen
Da erscheint am Scheibenrand
Ein Reim-Schmuh, von schöner Hand
Führt sich auf wie ein Sieger, ohne Scheun
Ein Fräulein tritt ein
Gar nicht schlotternderweis:
Ich bin die Dichterin Kuni Bunt
Ihr Ritter der Dichtung, ich weiß
Was Ihr begehrt zur späten Stund
Und sie hebt ihr Röcklein hinauf
Und der Ritter Atem geht ab und auf
Und es giert manch trommelnder Finger
Nach leichtem Schritte
Zur Weibleins Mitte
Nach Schönheit solch junger Dinger
Und mit Erstaunen und mit Grauen
Vernehmen's der Dichter Ehefrauen
Doch Mann liest den Reim-Schmuh Stück für Stück
Es schallt ihm ein Lob aus jedem Mund
Und einen zärtlichen Liebesblick
Voller Hoffnung auf Männerglück
Empfängt Fräulein Kuni Bunt
Welche jedoch die Träume bricht:
"Nur Lob, meine Herrn, mehr begehre ich nicht!"
Sie verlassend zur gleichen Stund
.
.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 loslosch (07.02.14)
jetzt hab ich endlich das ORIginal kennen gelernt. so schlecht ists nicht. schiller seinerseits hatte das franz. original vor augen.

ich aber sage mit heinz erhardt: was wolltest du mit dem dolche? stich! (frei nach der bürgschaft.)

 loslosch meinte dazu am 07.02.14:
ein kommentar ist mehr als ein lob!

 niemand antwortete darauf am 07.02.14:
Ein Kommentar ist mehr als ein Lob? So will ichs mal glauben und freun mich darob ))))
Mit herzlichen Grüsskes, Irene
(Antwort korrigiert am 07.02.2014)
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 27.05.15:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram