Ein Elch, ein Troll und ein Frechdachs im finsteren Walde

Fabel zum Thema Selbsterkenntnis

von  EkkehartMittelberg

Im dunklen Walde äste friedlich ein Elch mit einem gewaltigen Geweih.

Eines Tages wurde er von einigen Trollen umringt, von denen ihn einer unter einer Tarnkappe antrollte, ob nicht bald sein Hals unter dem Gewicht seines Geweihs brechen würde. Der Troll folgte seiner spöttischen Natur, aber er hatte auch Angst vor dem mächtigen Tier, die er mit seiner Stichelei zu überspielen suchte. Der Elch überhörte solche Provokationen und graste ruhig weiter. Doch der Troll forderte den König des Waldes immer weiter heraus, bis dieser ihn schließlich grob anbrüllte, er möge sein ungewaschenes Maul halten.

Da wurde es still im Walde, und alle Tiere lauschten gespannt, wie der Troll reagieren würde.
Der freute sich über die allgemeine Beachtung und trollte unverdrossen mit zunehmender Unverschämtheit weiter, bis die Nacht hereinbrach, während der Elch schweigend schmollte.

Ein Frechdachs hatte die Demütigung des Elchs beobachtet und lud diesen in seine Antitrollschule ein, wo er ihm beibrachte, wie man den Troll mit witzigen Antworten, haarscharf an dessen Anwürfen vorbei, leerlaufen ließ.

Der Troll und seine Rasselbande hatten schon darauf gewartet, dass der Elch sich wieder blicken ließ und versuchten ihn in gewohnter Manier zu verspotten. Doch dieser hatte seine Lektion gelernt, und bald ertönte der beklemmend stille Wald vom Gelächter der zuvor ängstlich schweigenden Tiere über die unerwartet schlagfertigen Antworten des Elchs.

Dem Troll fehlte der gewohnte Beifall, und er zerriss vor Wut seine Tarnkappe, unter der ein kleiner Giftzwerg zum Vorschein kam. Der trollte sich gefrustet ins Gebüsch, wo er unbeachtet an seiner geschwollenen Leber verendete, die durch den Druck bitterer Galle platzte.

© Ekkehart Mittelberg, Februar 2014

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Kommentare zu diesem Text

Zweifler (62)
(13.02.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Merci, Zweifler, ich könnte es dem Schelm verzeihen.^^

 monalisa (13.02.14)
Ach, Ekki, ich möchte mich auch gern in der Antitrollschule anmelden! Wenn ich nur wüsste - WO?

Abgesehen von der Trolligkeit hier und anderswo, könnte einem diese schlagfertige den Spieß-Umdrehen in vielen Lebenslagen äußerst hilfreich sein - auch ein probates Mittel gegen Mobbing: Immer gut, wenn man die Lacher auf seiner Seite hat

Liebe Grüße,
mona
(Kommentar korrigiert am 13.02.2014)

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 13.02.14:
Grazie, Mona, du hast bestimmt ein feines Näschen. Folge der Witterung des Dachses und du findest seinen Bau. Du erkennst ihn an einem Rohr, das aus dem Dache ragt. Durch dieses entweicht das Gelächter aus der Antitrollschule in den stillen Wald. Wenn es die Vögel hören, beginnen sie zu jubilieren.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa schrieb daraufhin am 13.02.14:
Ich glaub, ich bin ihm schon auf der Spur. Und wenn ich gar nicht mehr weiterweiß, klopfe ich an deine Hütte, wenn ich darf?

Wird höchste Zeit für mich! Gute Nacht,
mona

 TrekanBelluvitsh (13.02.14)
"Das hat dir der Teufel gesagt! Das hat dir der Teufel gesagt!"
;-)

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 13.02.14:
Danke, Trekan. Das bestreite ich entschieden, denn ich höre nicht auf den Teufel, allenfalls auf Belzebub. ,-)

 SapphoSonne (13.02.14)
Ach Ekki, du wieder. Herrlich geschrieben. *lach
LG sappho

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 13.02.14:
Merci. Es freut mich, dass du lachen kannst, Sappho, denn so bissig finde ich die Fabel nicht.
LG
Ekki

 Ganna (13.02.14)
...da kann einem der Troll direkt ein bisschen leid tun...hat er nicht auch den Elch "erzogen", sich angemessen zu wehren? ...was wäre die Welt ohne Trolle...lachen jedenfalls musste ich darüber, dass er so wohlverdient an sich scheiterte...

LG Ganna

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Grazie Ganna. Trolle sind meistens sehr intelligent, sodass sie nur an sich selbst scheitern können.
LG
Ekki
chichi† (80)
(13.02.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Merci Gerda. Warum kommen sie selten allein?
Ihr Ego ist nicht so stark, wie die Getrollten es glauben sollen.
LG
Ekki

 Dieter Wal (13.02.14)
"Dem Troll fehlte der gewohnte Beifall, und er zerriss vor Wut seine Tarnkappe, unter der ein kleiner Giftzwerg zum Vorschein kam. Der trollte sich gefrustet ins Gebüsch, wo er unbeachtet an seiner geschwollenen Leber verendete, die durch den Druck bitterer Galle platzte."

Bittere, schwer moralinhaltige Fabel an der Stelle des Zitates zumindest in ihren letzen Zuckungen. Die Leber und Galle sind besonders trollfeindlich eingesetzt. Gut erzählt. Trolle einfach zu ignorieren als Strategie find ich besonders perfide. Die haben dann tagelang Verdauungsprobleme. ;)

"Eine märchenhafte Fabel" kannste streichen. Dass sie es ist, darf getrost dem Leser überlassen bleiben. Als Titelerweiterung wirkt sie unnötig sperrig. Der Titel selbst ist hinreichend anregend für entsprechende Leser.
(Kommentar korrigiert am 13.02.2014)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Danke, Dieter. Ich stimme dir zum zweiten Teil der Überschrift zu. In der Wirklichkeit läuft es ja mit den Trollen nicht so ideal wie in meiner Fabel, deswegen das Attribut "märchenhaft".
Aber das hat wohl jeder kapiert. Ich werde es entfernen.
MelodieDesWindes (36)
(13.02.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
^_^

 Didi.Costaire (13.02.14)
Ja, so sollte man es machen, Ekki. Die entsprechenden Dialoge lieferst du in deiner Geschichte allerdings nicht mit, so dass es bei der Theorie bleibt.
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Vielen Dank, Dirk. Sollte es sich als notwendig erweisen, werde ich mich nicht scheuen, den Praxisbeweis zu liefern.
Liebe Grüße
Ekki

 Dieter Wal meinte dazu am 14.02.14:
@ Ekki: Du Elch!

 Dieter_Rotmund (13.02.14)
Ich sehe da ein inhaltliches Problem: Tarnkappe bedeutet unsichtbar, was für den Elch bedeutet, dass er nur ein Stimme aus dem Nichts gehört haben kann und sein späteres Anbrüllen richtungslos gewesen sein muss.
Ergo: Für die Anonymität das Bild der Tarnkappe zu nehmen funktioniert hier nicht so richtig.
Am Rande: Der (sehr altmodische) Begriff der "Rasselbande" wird meist positiv verwendet und ist fast immer auf eine Kindergruppe gemünzt. D.h. er passt hier ebenfalls nicht so richtig, finde ich...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Vielen Dank, Dieter. Ich habe einen Moment gezögert, bevor ich den Begriff "Tarnkappe" verwendet habe. Ursprünglich verstand man unter "cappa" tatsächlich einen Mantel, der die ganze Person umhüllte. Der Begriff hat aber eine Bedeutungsverengung hin zu Kappe (Kopfbeckung) erfahren. Er ist also heute ein Synonym zu Maske. Da heißt, dass der Elch zwar den Troll nicht als Person erkennen, aber sehr wohl peilen konnte, aus welcher Richtung die Anwürfe kamen.

Ich werde auch bei "Rasselbande" bleiben. Es stimmt freilich, dass das Wort meit positiv verwendet wird. Aber es sollte hier auch ein bisschen positiv klingen; denn Trolle sind doch bei aller Boshaftigkeit auch süße Kindsköpfe.
Koka† (46)
(13.02.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Merci, John. Eine Rasselbande lärmt mit ihren Rasseln, um ihre Angst zu übertönen. ^_^
Gringo (60)
(13.02.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Grazie Gringorette,

"Ich finde es auch anderswo beklemmend still...während die Trolle mehr Aufmerksamkeitsenergie bekommen, als ihnen gebührt."
Ein berechtigter Hinweis. Aber sieh es mal so: Hier läuft gerade ein verweggenommener Frühjahrsputz. Aber bald schon wird den Veilchen, die im Verborgenen blühen, wieder Aufmerksamkeit zuteil. ^^
Grüße am blauen Band
Ekki
(Antwort korrigiert am 13.02.2014)
Gringo (60) meinte dazu am 13.02.14:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Deine Lieblingsfabel gefällt mir so gut, dass ich sie am liebsten klauen würde.^^

 AZU20 (13.02.14)
In Norwegen habe ich auch nette Trolle kennengelernt. Deine Geschichte...nicht nur ein Märchen, oder? LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Gracias, Armin, die netten Trolle in Norwegen. Der Begriff "Troll" klingt ja auch so liebenswürdig, dass ich die Trolle selbst nicht für dessen Erfinder halte.
LG
Ekki

 susidie (13.02.14)
In jeder Zeile, und auch zwischen ihnen, ist die besondere Klasse deines Stiles lesbar. Ganz wunderbar gefabelt. Laechelgruss von Su :)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Ich danke dir sehr, Su.
Lächelgruß zurück
Ekki
LancealostDream (49)
(13.02.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Merci, Lanze, ich verstehe das auch nicht. Aber wir müssen ja nicht alles verstehen.
LG
Ekki
Pocahontas (54)
(13.02.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Grazie, Sigi, eine originelle Beschreibung. Warum laufen sie Amok gegen ihr eigenes Spiegelbild? Weil ihr Narzissmus sie zur Selbstbestätigung bis zum Überdruss treibt.
Liebe Grüße
Ekki

 Dieter Wal meinte dazu am 14.02.14:
Trolle sind göttliche Wesen! :)
Pocahontas (54) meinte dazu am 14.02.14:
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 Dieter Wal meinte dazu am 14.02.14:
Trolle als Internetphänomen find ich wirklich interessant, und hab mich satirisch ausgiebig damit beschäftigt.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.02.14:
@Dieter Wal: Vielleicht zeigen sie, dass sie göttliche Wesen sind, wenn man ihnen eine Pan-Flöte in die Hand gibt und sie ihre Aggressionen vergessen.

 ViktorVanHynthersin (13.02.14)
Nach neusten Erkenntnissen sollen einige Elche und wenige Trolle sogar ein Symbiose eingegangen sein, die sogenannten Trollelche (http://www.scantravel.de/elch8.htm)
Wie der Frechdachs dazu steht? Keine Ahnung ))
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Merci, Viktor. Ich habe gerade den Frechdachs angerufen. Er meinte, in der Fabel habe der Elch lernen müssen, wie wichtig Humor sei. Es gäbe ja auch Trolle mit Humor, die ihn nur verdrängt hätten und wieder entdecken müssten. Auf dieser Basis könne er sich die Symbiose ganz witzig vorstellen. Ein kluges Tier, denke ich.
Herzliche Grüße
Ekki

 irakulani (13.02.14)
Der Frechdachs ist zwar nur eine Nebenfigur, aber wahrscheinlich der Geschäftstüchtigste unter den dreien. Ich bin sicher, die Antitrollschule gibt es nicht umsonst - und der Elch zahlt für die Entwicklung seiner Strategie.
Wahrscheinlich hat der Frechdachs noch ein fabelhaftes zweites Standbein, ein Beerdigungsunternehmen für verendete Trolle...

Verzeih, lieber Ekki, dass ich neben dem auf der Hand liegenden Inhalt noch einen ganz anderen, angedacht habe.

Wahrscheinlich bin ich zu sehr beeinflusst von dem, was tagtäglich um uns herum geschieht - und vermarkten lässt sich beinah alles.:-))

L.G.
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.14:
Grazie, Ira, eine geniale Idee, die bezahlte Antitrollschule. Du hast Recht, es lässt sich beinahe alles vermarkten.
Es ist also kein Zufall, dass kein Troll unter seinem bürgerlichen Namen schreibt, denn das Trollen unter einem Pseudonym schafft die psychischen Störungen, die er in seinerAntitrollschule unter bürgerlichem Namen heilt. ))
Aber ernsthaft: Ich verstehe ja auch nicht, warum wir hier schreiben, statt mit unseren Ideen Geschäfte zu machen.
LG
Ekki

 Dieter Wal meinte dazu am 14.02.14:
Vielleicht sollten berufene Herausgeber eines Tages eine Antrolllologie herausbringen, in der die besten Trollereien des WWW in Buchform gebracht werden!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.02.14:
Da wohnen zwei Seelen in meiner Brust, aber Antrolllogie wäre ein hervorragender Titel.
(Antwort korrigiert am 14.02.2014)
Al_Azif (34)
(06.03.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.03.14:
Lieber Al_Azif,

merci für deine anregenden Gedanken.
Am Schluss der Fabel wird keine "metaphorische Tötung" ausgesprochen. Der Troll stirbt an geschwollener Leber.

Richtig ist, dass kritische Beiträge oft als Trollerei bezeichnet werden, damit man sich mit ihnen nicht auseinandersetzen muss.

Wenn du aber das Motiv tatsächlicher Trollerei nur in Langeweile siehst, machst du es dir zu einfach.
Ich vermute, dass du zu den Glücklichen gehörst, die bisher noch nicht getrollt wurden. Sonst wüsstest du, dass das Nichtbeachten nur selten funktioniert. So schnell geben Trolle nicht auf. Das Einzige, was hilft, ist, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, sie gekonnt lächerlich zu machen.

Das Trollen ist ein Problem auf allen Foren und die Beiträge von Trollen werden von der Mehrheit der User am meisten beachtet, weil nichts so sensationell ist wie die Neugier darauf, wie der Getrollte sich aus der Affäre zieht.
Mit bestem Gruß
Ekki
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