Traumloszeit

Kurzprosa zum Thema Alleinsein

von  susidie

Aus geballter Hand regnet es. Tropfen auf den Felsen, es höhlt nach innen. Glasbausteine stapeln sich in irgendeiner Mitte. Denke immer, es ist meine, aber ich bin doch gestern links gefallen. Woher soll ich wissen? Irgendein tiefer bodenloser Kram, der mich nicht auffängt. Kann nicht sein. Noch eine Instanz weiter, geht das?  „Nach unten ist noch Luft“, das Flüstern fächert sie mir zu. Ich lege sie in die Schublade, zu der anderen verbrauchten. Sie ist so alleine.

Luft. Anhalten. Es träumt mir ein Gedanke die Liebe auf den Weg. "Komm weiter, hier entlang".  Blumentäler wie aus einem Film. Ich lande in einer Zeit, die keine Räume hat. Die Tür fällt zu. Auch hier alleine. Ach, wie dröhnt die Stille mir ins Ohr. Leise haucht mir Seele zu. Klingt nach schon mal gehabt, auch wieder verbraucht. Und doch, explodierst du in mir.

Stechend versinkt es in der Tiefe. Das muss sie sein, die Traumloszeit des Untergangs. Bunte Tränen male ich in Augen. Weil sie dann lodern, weil ich die Nachthitze liebe. Das Recht im Dunklen und dein Schatten bauen sich auf. Jeder Weg versperrt. Die Schultern zu breit und zu stark um zu brechen. Ein Regenbogen jagt den anderen und gießt dich in Farbe. Und mich in schwarz weiß.

Immer wenn das Meer überläuft hören die Menschen auf zu weinen. Es genügt.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (26.02.14)
Intensiver Text. LG

 susidie meinte dazu am 27.02.14:
Freut mich, wenn er dir gefällt Armin. Vielen Dank. Liebe Grüße von Su :)
Anne (56)
(26.02.14)
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 susidie antwortete darauf am 27.02.14:
Vielen Dank für deine Worte, über die mich sehr freue. Mit meinen Texten dich erreichen zu können, Bilder, ja, Filme in Gang setzen zu können, das ist mir mehr Lob als alles andere. Da bin ich ja gar nicht mehr traumlos :)
Herzlichen Gruß von Su :)

 princess (26.02.14)
Liebe Su,

es sind die einzelnen Sequenzen, die mich gut durch den Text tragen. Denn jeden Satz für sich genommen empfinde ich als ansprechend, verlockend, spannend. Also lese ich von Satz zu Satz, aber ich bekomme die Verbindung dazwischen nicht hin. Wenn ich mich nach dem Lesen frage: "Was hast du eigentlich gelesen?", dann ist meine Antwort: "Keine Ahnung. Es war irgend etwas blitzend Konzentriertes".

Liebe Grüße
Ira

 susidie schrieb daraufhin am 27.02.14:
Vielen Dank für deinen Kommentar Ira. Das Abgehakte kannst du vielleicht so sehen, dass es kein Gedankenfluss ist, der LI hier beschäftigt, sondern die Sprunghaftigkeit das "Nicht-Wissen" ausmacht, die Unsicherheit, die unterschiedlichen Gefühle springen durch das Denken. Aber - blitzend konzentriert - betrachte ich als Kompliment, lach* Liebe Grüße von Su :)

 princess äußerte darauf am 27.02.14:
Das ist es ja auch. Also: ein Kompliment. Sehr schön erkannt, Frau Su! -)

 EkkehartMittelberg (26.02.14)
Su, ich interpretiere die unverbunden wirkenden Sätze als das, was dir aus dem Traum geblieben ist, ins Alleinsein gefallen ist.
Der Schlusssatz ist genial.
Liebe Grüße
Ekki
(Kommentar korrigiert am 27.02.2014)

 susidie ergänzte dazu am 27.02.14:
Dieser Text kann nicht weich und rund sein. Das Thema ist nicht weich und rund. Um die Stimmung einzufangen bedarf es nicht nur Worte, sondern auch deren Klang, die Lesart, den Verbund in Sätzen, kurz wie Gedankenblitze,die sich gleich darauf wieder umdrehen und neue erschaffen.
Deine Interpretation bringt es mal wieder auf den Punkt. Ins Alleinsein gefallen.
Besonderer Dank gilt deiner Einschätzung des Schlusssatzes. Das freut mich sehr. Genial ist...wow! Vielen Dank, Ekki.
Herzlichen Gruß von Su :)

 franky (27.02.14)
Hi liebe Su,

„Immer wenn das Meer überläuft hören die Menschen auf zu weinen. Es genügt.“

Bei diesen Satz zucke ich ein letztes Mal zusammen, weil für mich dein Text ein breites schwimmendes Wunderschiff ist. Du beginnst oben mit den Steinen und fällst allmählich hinunter aufs Meer, um zwischendurch noch an Luft und Regenbogen zu gelangen. Die
Schultern die zu breit sind gehören deiner großen Liebe und unendlichen Sehnsucht, aus dessen Quelle deine Wunderschönen, tiefsinnigen Texte hervorgehen.

Du musst aus dieser Quelle trinken, bevor sie in Vergessenheit versiegt.

Liebe Abendgrüße

Von Franky

 susidie meinte dazu am 28.02.14:
Was für ein wunderbarer Kommentar, lieber Franky. Dafür meinen ganz besonderen Dank. Deine Worte lassen mich erröten.
LI's große Liebe ist wohl die Sehnsucht und dies ist eine unerschöpfliche Quelle und tiefe Lebenskraft. Wenn sie versiegt, ist Leben gelebt.
Mit ganz herzlichen Grüßen zu dir, Su :)
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