Katzenjammer

Alltagsgedicht zum Thema Loslassen

von  monalisa

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Über die Dächer  -  huschen auf Streife
nachtgraue Katzen  -  noch ohne Kontur.
Eh ichs begreife, verliert sich die Spur.
Traumschattentatzen entgleiten und schwächer
werden die Zeichen. Dann schlagen sie hämisch
aus einem Hinterhalt zu.

Über mein Kissen  -  schleichen Gedanken
wieder von mir weg  -  und direkt zu dir,
kennen nicht Schranken noch stummes Gebot:
sicher ein Irrweg! Was nützt mir dies Wissen,
lebenslang werd ich dich trotzdem vermissen,
es schnappte die Falle längst zu.

Über die Dächer  -  huschen auf Streife
nachtgraue Katzen  -  in deiner Montur.
Sinne, die schweifen, von Schlaf keine Spur,
Traumschattenfratzen, erschreckend real,
machen mir Zeichen, zum hundertsten Mal,
mich zu erweichen und geben nicht Ruh.



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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (27.02.14)
Das Gedicht wirkt auf mich wie ein Rondo, aus dem es kein Entweichen gibt. Man könnte es nämlich hach der letzten Strophe wieder von vorn lesen, ohne dass das Lyrich aus der zugeschnappten Falle kommt.
Traumschattentatzen haben sich in Traumschattenfratzen verwandelt, die keine Ruhe geben.
Der Leser empfindet das bedrohliche Bild der nachtgrauen Katzen auf Streife, es wird "erschreckend real".
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa meinte dazu am 27.02.14:
Lieber Ekki, dankeschön für deine Rückmeldung. Es freut mich, wenn der Leser das Bild in seiner Bedrohlichkeit und das unaufhörlich Kreisende der Gedanken mitempfinden kann.
Danke auch für deine **chen!

Liebe Grüße,
mona

 Lluviagata (27.02.14)
Ein tolles Gedicht, liebe Mona, bei dem mich nur das 'hämisch' ein wenig stört. Vielleicht, weil Katzen an sich nicht hämisch sind, vielleicht, weil es sich nicht mit dem Erweichen lassen wollen LyrIchs vereinbaren lässt. ;)

Gern gelesen!

Liebe Grüße
Llu ♥

 monalisa antwortete darauf am 27.02.14:
Liebe Llu, du hast mich jetzt ganz schön ins Grübeln gebracht. Du hast schon Recht, die 'Traumschattentatzen' können unmöglich 'hämisch zuschlagen', aber das LI darf es doch so empfinden, oder?
Mir fällt da echt kein treffenderes Wort ein, um LIs Situation zu verdeutlichen, das sich schon halb in sicherem Schlaf wiegt und dann vehement aufgestört wird ..., meinst nicht, man könnte das als Stilmittel durchgehen lassen ???
Möglicherweise hab ich dich auch nicht richtig verstanden und es geht dir um ganz was anderes?
Wie auch immer, ich hab mich über deinen Kommi, dein Nachhaken und Hinterfragen sehr gefreut. Mag sein, da findet sich noch was, mit dem wir beide können

Vielen Dank und liebe Grüße,
mona

 Lluviagata schrieb daraufhin am 27.02.14:
Hallo Mona!
Lyrich ist zutiefst verletzt worden.
Sich Erweichen lassen geschieht m. E. nicht durch Häme, sondern eher dadurch, dass man genervt wird oder eben gnadenlos bearbeitet.
Darauf zielt ja die Zusammenfassung, dass Lyrich da durch muss. Es fällt ihm im Traume nicht ein, sich allein nur durch Gedanken erweichen zu lassen geschweige denn durch den Menschen selbst.
So hab ich es verstanden.
Eine Metapher für 'gnadenlos würde dem insofern näher kommen als das Hämische.

Liebe Grüße!
Llu ♥

 monalisa äußerte darauf am 27.02.14:
Llu, hallo,
schön, dass du dich nochmal meldest. Ich denke, du greifst da schon ein bisschen voraus. In S1 verdrängt LI ein diffuses Unbehagen, streifende Gedanken mehr oder weniger erfolgreich, bis sie unvermittelt doch zuschlagen, was LI als 'hämisch' empfindet, es erst in relativer Sicherheit zu wiegen und dann kurz vor dem Einschlafen so richtig heftig zuzuschlagen.
Ist das jetzt ein bisschen nachvollziehbar oder nur blödes Gebrabbel?

Um deinen Gedanken aufzugreifen: 'herzlos' ? würde mir da auf die Schnelle als Alternative einfallen, aber ich weiß nicht?

Dankeschön, Llu,
herzlich mona

 Lluviagata ergänzte dazu am 27.02.14:
Ach Mona, neeee! Was du da sagst! Gebrabbel! Tsss!

Mein krümelkackerisches Gelaber ist manchmal wirklich nervig, ich weiß, und manchmal gehe/lese ich in eine total verkehrte Richtung. Ganz sicher auch hier, bei deinem Gedicht. Denn je öfter ich es lese, umso mehr muss ich dir Recht geben.
"Herzlos" finde ich jedoch irgendwie besser. ;)

Liebe Grüße
Llu ♥

 monalisa meinte dazu am 27.02.14:
Ach, Llu, ich mag das 'Krümelkackerische' - da sind wir, glaub ich, ganz ähnlich gestrickt.
Ich tendieren immer noch zu 'hämisch' (auch aus klanglichen Gründen, die Anlehnung des 'ä' von 'hämisch' an das von 'schwächer' finde ich schon ziemlich cool), aber ich werde auch über 'herzlos' noch einmal gründlich nachdenken.

Dank dir, mona
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