Yamuna - Fluss der vergessenen Hände

Prosagedicht zum Thema Andere Kulturen

von  TassoTuwas

diesseits
gewaltiger Stein
aufgeschichtete Quader
unbezwingbar reckt sich das Rote Fort
.
gegenüber
eine Grabstätte
die für Mumtaz Mahal
von strahlendweißer filigraner Schönheit
.
dazwischen
der graue Fluss
träge verschlammt tot
kein Dichter hat ihm einen Vers gewidmet
.
doch einmal
war er einzigartig
färbten sich seine Wasser
für Tage als Shah Jahan den Befehl erteilte
.
samtig dunkelrot



Aus der Gedichtsammlung "Indische Mosaiken"


Anmerkung von TassoTuwas:

Von der Schönheit des Taj Mahal ergriffen beschloss der Mogulkaiser Shah Jahan, dass nie wieder ein Bauwerk ähnlich diesem errichtet werden dürfte. So gab er nach Fertigstellung den Befehl allen 20.000 am Bau Beteiligten die Hände abzuhacken.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (03.03.14)
Dann wird es mal endlich Zeit, dass jemand ein Gedicht über den liebeskranken Mogul schreibt, wie man ihm ins Gehirn gesch... hat.

Andere Länder, die gleichen geisteskranken Alleinherrscher. "Jeden Tag ist Maskenball."
LottaManguetti (59) meinte dazu am 03.03.14:
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 TassoTuwas antwortete darauf am 03.03.14:
Manches wiederholt sich durch die Jahrhunderte, und kein Aussterben in Sicht (

 susidie (03.03.14)
Dem Wahn der Welt sind keine Grenzen gesetzt, früher nicht, heute nicht und morgen? Nein, es wird nie vergehen.
Ein tolles Gedicht mit einem mehr als passendem Titel.
Namasté, Su :)

 TassoTuwas schrieb daraufhin am 03.03.14:
Die einzige Konstante, die sich durch die Menschheitsgeschichte zieht, ist Ausbeutung und Gewalt.
Sie unterscheidet sich nur in der Methode und ist inzwischen oft sehr subtil.
Danke für den Kommentar.
Liebe Grüße TT
LottaManguetti (59)
(03.03.14)
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 TassoTuwas äußerte darauf am 03.03.14:
Die Schrecklichen haben sich ihre Denkmäler errichtet, oder besser gesagt, errichten lassen.
Manche davon nennt man heute "Weltkulturerbe".
Liebe Grüße TT
LottaManguetti (59) ergänzte dazu am 03.03.14:
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 TassoTuwas meinte dazu am 03.03.14:
Die in den Geschichtsbüchern stehen, stehen immer auf den Schultern der Namenlosen.
Einer kriecht schon an mir hoch ))))

 ViktorVanHynthersin (03.03.14)
"Die Yamuna fließt reißend, doch ihr Wasser ist warm.
Kinder umzingeln dich wie ein Bienenschwarm.
Umkreise den Govardhan, der Weg ist zwar steinig,
doch sei dir gewiss, dein Herz wird gereinigt.

Hare Krishna Hare Krishna
Krishna Krishna Hare Hare
Hare Rama Hare Rama
Rama Rama Hare Hare"

Der Rap-Gesang von  Tulsi Beatz ist hier zu hören.

Herzliche Grüße
Viktor

 TassoTuwas meinte dazu am 03.03.14:
Ja, wenn sie aus dem Himalaya kommt ist sie wild und vital.
Auf dem Wege gen Süden wird sie zugemüllt und erreicht den Ganges als unansehnliche vergiftetes Gewässer.
Danke für den Rap-Hinweis.
Herzliche Grüße TT

 Didi.Costaire (03.03.14)
Es gab sie schon immer, diese Irren mit viel zu viel Macht.
Liebe Grüße, Dirk
P.S: Was ist das für eine Gedichtsammlung, die du erwähnst?

 TassoTuwas meinte dazu am 03.03.14:
Hallo Dirk,
viele Jahren nach einer Indienreise kam mir die Idee, das was mir bleibend haften geblieben war, aufzuschreiben.
Ich bin jetzt mitten drin in den "Mosaiken". Ob es was wird, wird sich zeigen, sonst, ab in die Tonne.
Liebe Grüße TT

 irakulani (03.03.14)
Und trotzdem sind wir stumm vor Bewunderung vor der einzigartigen Schönheit, die auch den wahnwitzigen Hirnen entspringt...
Ist das der Preis?

Dein Gedicht ist großartig, Tasso!

L.G.
Ira

 TassoTuwas meinte dazu am 03.03.14:
Hallo Ira,
vielen Dank für dein großes Lob.
Ja, wir (auch ich) sehen gerne die glänzende Seite der Medaille, und manchmal kommt ein Spielverderber daher.
)
Liebe Grüße TT
chichi† (80)
(04.03.14)
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 TassoTuwas meinte dazu am 04.03.14:
...und ich bin schuld (
Ich mag dich trotzdem )
LG TT
CarlottaB (44) meinte dazu am 02.04.14:
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 Prinky (17.04.14)
Ferne, aber aufregende Welt. Fast jedes deiner Worte ließ mich dorthin abgleiten. Schön geschrieben. Gefühlvoll. Gruß Micha

 TassoTuwas meinte dazu am 17.04.14:
Herzlichen Dank für deine Woerte.
Ja, ein Land der Gegensätze, faszinierend und erschreckend zugleich.
LG TT

 Regina (17.04.14)
Leider hast du recht. Es ist wahrscheinlich so gewesen. Als ich den "Blauen Tempel" schrieb, wusste ich das nicht. Ich bewunderte das Bauwerk sehr.

 TassoTuwas meinte dazu am 18.04.14:
Ist es nicht so, viele der bestaunten Sehenswürdigkeiten, oft zum Weltkulturerbe ernannten Touristenziele, sind unter schlimmsten Bedingungen, bis hin zum Tod, von einer ausgebeuteten namenlosen Masse errichtet worden.
Nur eine Sekunde daran denken, bevor unter "Achs" und "Ohs" die Fotoapparate klicken.
Kleiner Versuch des Gedenkens in einem besinnlichen Moment.
Frohe Ostern.
LG TT

 AvaLiam (09.06.20)
Lieber Tasso,

so ähnlich wars ja auch mit den Pyramiden... und am Ende stehen die Bewunderer da und machen sich keine Vorstellung davon, welches Leid in dem Bauwerk steckt.

In gewisser Weise trifft es auch heute noch zu - geht nur andere Wege und trägt andere Opfer.

Alles hat seinen Preis. Und es wird immer jemanden geben, der ihn bezahlen kann und auch dazu bereit ist. Auch mit seinem Leben.

Schön finde ich, dass dieser stille Fluss, der so einen schönen Namen hat, durch deine Zeilen etwas Beachtung gefunden hat. Fließt er doch immer im Schatten vom Ganges und ist dabei nicht weniger schön im Ursprung und genauso bedeutend für den Glauben.

Schade, dass man dieses Stück Natur sooo zumüllt.
Wenn ich makaber wäre, würde ich sagen, man könne ja mal im Gegenzug den Müllsündern die Hände abhacken.

Es war schön, zu guten Nacht mit deinen Zeilen dir ein Stück verbunden zu sein, am Fluss zu stehen, der Historie nachzuspüren und sich die Ursprünglichkeit, diese Kraft und die verblichene Schönheit ins Gedächtnis zu rufen.

Yamuna - the stolen river

Schlaf gut, mein lieber Tasso.
Herzliche Grüße - Ava

Kommentar geändert am 09.06.2020 um 00:21 Uhr

Kommentar geändert am 09.06.2020 um 00:22 Uhr

 TassoTuwas meinte dazu am 09.06.20:
Liebe Ava,

sie sind so großartig, so imposant, so atemberaubend schön, die Sehenswürdigkeiten rund um den Globus. Wir fliegen um die Welt, staunen und erfreuen uns, und erzählen zuhause voller Begeisterung von den Highlights, die aus alten Zeiten berichten.
Wir wissen wer der Erbauer war und wann und in wie viel Jahren es entstanden ist.
Aber offensichtlich ist noch niemandem bei der UNESCO die Idee gekommen, so eine kleine Bronzetafel an das Weltkulturerbe zu schrauben, mit dem Hinweis auf das Elend, die Not oder die Zahl der Toten, die dieses Monument gefordert hat.
So sind wir halt - vergesslich - ich auch!

Liebe Grüße
TT

 harzgebirgler (06.04.21)
vielleicht schmoren so ungeheuer
auf ewigkeit im höllenfeuer.

lg
harzgebirgler

 TassoTuwas meinte dazu am 07.04.21:
Zu allen Zeiten wie es scheint
verführt die Macht zu Gräueltaten
wer ist des Menschen größter Feind
das ist nicht schwer zu raten!

LG TT
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