Podiumsdiskussion

Szene zum Thema Politik

von  Dart

Moderator:
Einen schönen guten Tag, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie hier zu unserer Podiumsdiskussion für die anstehende Wahl. Bei mir zu Gast habe ich jeweils einen Vertreter der Parteien, die ich Ihnen nun kurz vorstellen werde. Da wäre zunächst Herr Hell von der Schwarzpartei.

Hell:
Mein Motto ist: Ich! Für sie.

Moderator:
Ja, danke schön Herr Hell. Rechts neben ihm sitzt Herr Frei von der Geldpartei...

Frei:
Gelb! Das heißt Gelbpartei!

Moderator:
Oh...tatsächlich! Sind Sie so liberal, mir diesen Fauxpas zu entschuldigen?

Frei:
Nein!

Moderator:
Wie schade. Darf ich Ihnen im Gegenzug ein Gürkchen anbieten?

Mehrsozial:
Wollen wir nicht beim Thema bleiben?

Moderator:
Ach so, ja - neben Herr Frei sitzt Herr Sozial von der Rotpartei. Sie erkennen ihn daran, dass er wie ein anderer Anwesender einen roten Anzug trägt.

Sozial:
Das ist Burgunder.

Moderator:
Entschuldigung?

Sozial:
Mein Anzug ist burgunderfarben. Wie der Wein.

Moderator:
Sollte ein Unterschied erkennbar sein?

Sozial:
Sehen Sie hin. Seins ist heller.

Moderator:
Sind Sie vielleicht dunkler?

Sozial:
Unterstellen Sie etwa gerade, dass das nicht Rot ist?

Mehrsozial:
Können wir nicht zurück...

Moderator:
Herr Sozial, Sie sagten doch, es sei Burgunder.

Sozial:
Sie behaupten allen Ernstes, Rot und Burgunder seien keine Rottöne? Auch Burgunder ist ein Rotton und irgendwie müssen wir und doch von den Ewig-Gestrigen abheben!

Moderator:
Ich meinte doch nur, Ihr Rotton wäre etwas dunkler als der Rotton von ihm, Herr Sozial.

Mehrsozial:
Können wir nicht endlich fortfahren?

Sozial:
Fallen Sie mir nicht mit Ihrem Populismus ins Wort!

Mehrsozial:
Wie bitte?

Sozial:
Da - schon wieder!

Moderator:
Herr Sozial, bitte bleiben Sie ruhig. Ich erkenne an, dass Ihr Burgund auch ein Rotton ist.

Sozial:
Danke schön. Es ist mit halt wichtig, dass man differenzierter auf die Sachen schaut.

Moderator:
Ja, ich fahre dann mit der Personenvorstellung fort. Rechts von mir sitzt die einzige Frau dieser Runde - Frau Quote von der Partei mit den Grüntönen.

Quote:
Wir sind die Mauvepartei! Wir bewegen etwas, wenn sie mir das Wortspiel erlauben.

Moderator:
Mauve? Oh, entschuldigen Sie ebenfalls, aber ich kann die Schrift auf meinen Moderatorenkarten nicht...richtig...pfosen? Kleben? Lesen! Ich kann sie nicht richtig lesen!

Quote:
Kein Grund, unseren Parteinamen zu vergessen!

Moderator:
Wie gesagt, ich bitte vielmals um Entschuldigung! Darf ich dann nun die erste Fragerunde eröffnen?

Mehrsozial:
Äh...

Moderator:
Herr Mehrsozial, bitte äußern Sie sich erst, wenn ich die Frage gestellt habe. Also: Unter der Koalition von Rot-Mauve wurden dringend benötigte Arbeitsmarktrefomen durchgesetzt - Sie haben die Sklaverei wieder eingeführt. Dann stellte acht Jahre lang die Schwarzpartei den Kanzler und wollte die Eisenkette wieder einführen. Dies hat das Bundesverfassungsgericht jedoch kürzlich für grundgesetzwidrig erklärt. Die Schwarzpartei möchte dennoch weiterhin daran festhalten und wartet auf eine Initiative der EU. Die Rotpartei hingegen möchte nach der Wahl kleine Konstruktionsfehler glatt bügeln. Herr Hell, Sie als Erster, bitte.

Hell:
Ja, danke schön. Zunächst einmal will ich noch einmal betonen, dass es nicht unbedingt Eisenketten sein müssen. Aber wir brauchen nun einmal bessere Bindungsmöglichkeiten um einfach zu verhindern, dass unsere Sozialsysteme durch Schmarotzersklaven missbraucht werden! Und es ist sehr löblich, dass vor wenigen Wochen  im Europaparlament eine unterstützende Initiative eingebracht worden ist.

Sozial:
Was reden Sie denn da? Unsere Sozialsysteme sind doch nur deshalb in Not, weil sie so massiv benötigt werden! Ihre völlig fehl geleitete Arbeitsmarktpolitik bringt immer mehr Menschen dazu, weit unter ihren Qualifikationen neue, prekäre Jobs anzunehmen!

Frei:
Nein, nein, nein! Diese Menschen haben schlichtweg zu hohe Lohnanforderungen, wie die Unternehmen immer wieder beklagen.

Mehrsozial:
Wenn sie zu hohe Lohnanforderungen hätten, würden sie doch nicht noch schlechter bezahlte Jobs unter ihren Qualitäten annehmen, oder?

Frei:
Ach, das sind doch jetzt alles nur Einzelfälle, Herr Mehrsozial! Nur weil Sie sich nicht eingestehen können, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei Verhandlungen gleichberechtigt und auf Augenhöhe miteinander reden können, heißt das nicht, dass Sie einfach so Ihre Polemik austragen können!

Hell:
Herr Frei hat da ganz recht. Zur Not muss man als Arbeitnehmer flexibler sein, das geht nun mal nicht anders. Auch das ist einer der Gründe, die für die Ketteneinführung sprechen. Denn je mehr Kette Sie dann haben, um so mehr Beweglichkeit bedeutet das.

Frei:
Und mehr Beweglichkeit bedeutet mehr Freiheit!

Hell:
Sie hören es - mit der Sklaverei haben die Menschen einfach mehr Freiheit. Und dafür setzen wir uns ein: Freiheit und Gleichberechtigung.

Sozial:
Hohle Phrasen sind das!

Quote:
Genau, von wegen Gleichberechtigung! In Ihrem ersten Gesetzesentwurf wollten Sie doch noch zusätzlich verkürzte Ketten für Frauen einführen!

Hell:
Brauchen Sie denn mehr als bis zur Haustür?

Quote:
Wie bitte? Eine Unverschämtheit ist das!

Sozial:
Das sehe ich genau so. Frauen sollten eine gleich lange Kette bekommen!

Mehrsozial:
Waren Sie nicht gerade noch gegen die Kette?

Sozial:
Hören Sie auf, uns ständig zu unterbrechen!

Modertor:
Meine Herren, meine Dame, bitte beruhigen Sie sich ein wenig. Ich weiß, dass es sich um ein emotionales Thema handelt, diskutieren Sie also bitte so sachlich wie möglich. Besonders Sie, Herr Mehrsozial!

Mehrsozial:
Ich? Aber ich habe doch bisher noch gar nicht richtig etwas gesagt!

Sozial:
Tja, dafür steht Ihre Partei! Reden, aber nichts liefern! Wir hingegen packen die Dinge an.

Mehrsozial:
Sie haben die Sklaverei wieder eingeführt!

Sozial:
Was das wieder für Begriffe sind. Es ist ein System zur Kollektivierung der Lohnabhängigen zur Allgemeinen Verbesserung der Einnahmen Rechtlich Emporgehobener Investoren.

Mehrsozial:
Wissen Sie, was ein Akronym ist?

Moderator:
Herr Mehrsozial, bitte weichen Sie nicht vom Thema ab. Herr Sozial, nun können Sie natürlich nicht abstreiten, dass es diverse Mängel in Ihren Reformen gibtm die zu Unmut bei den Betroffenen geführt hat.

Sozial:
Ja, es wurden Fehler gemacht, doch wir bleiben dabei, durch dieses System wieder in ein Arbeitsverhältnis zu kommen, für alle das Beste ist.

Frei:
Wenn es denn nur nicht so teuer wäre...

Hell:
Genau - Ihr Entwurf ist viel zu finanzlastig gewesen und hat die Staatsschuldenquote unnötig nach oben getrieben.

Sozial:
Das stimmt doch gar nicht! Im Gegenzug haben wir doch extra den Reichen den Reichtum subventioniert, damit sie mehr Geld zum Investieren haben.

Hell:
Und auch da waren Sie einfach zu zaghaft. Letztlich haben Sie ein System für Schmarotzer geschaffen, das die arbeitende Bevölkerung diskriminiert! Wir müssen die Leistungen drastisch kürzen. Nur noch einlagiges Toilettenpapier und Eisenkette!

Quote:
Einlagig? Sie sind doch menschenfeindlich!

Sozial:
Frau Quote hat da ganz recht. Wenn wir sozial sein wollen, brauchen wie einen Mindestlagenstand von vier Lagen!

Hell:
Vier? Ja glauben Sie denn, unser Land wäre reich?

Frei:
Also ich muss jetzt auch einmal einspringen. Ihre vierlagigen Wunschvorstellungen - sofern sie denn überhaupt bezahlbar wären, was sie ja nun mal nicht sind - scheitern doch schon an den Kapazitäten der nationalen Klopapierproduktion.

Mehrsozial:
Es gibt vier staatliche Klopapierfabriken.

Frei:
Sie sagen es - staatlich. Damit erreichen Sie gerade einmal die Leistung eines einzelnen Managers einer privaten Klopapierfabrik.

Sozial:
Herr Frei, Sie haben wohl vergessen, dass wir durchaus versucht haben, die staatlichen Klopapierfabriken in eine öffentlich private Partnerschaft zu bringen, aber als SIE in der Opposition waren...

Moderator:
Herr Sozial, bitte keine persönlichen Anfeindungen.

Sozial:
Entschuldigen Sie, aber und falsches wirtschaftliches Handeln vorzuwerfen, das kann ich so nun mal nicht stehen lassen.

Moderator:
Das kann ich verstehen. Ich möchte daraufhin weisen, dass das aktuelle Thema eigentlich die Arbeitsmarktreformen sind. Da der Punkt nun aber auch angesprochen wurde, möchte ich gerne den Mindestlagenstandard einbringen. Die Rotpartei und die Mauvepartei wünschen den Vierlagenstandard, die Schwarzpartei und die Gelbpartei wären höchstens zu branchenabhängigen Standards bereit, lehnen den Mindestlagenstandard aber allgemein ab. Herr Frei, möchten Sie zuerst?

Frei:
Gerne. Wissen Sie, so wie einst von Rot-Mauve beschlossen, sind die Arbeitsmarktreformen natürlich nicht mit unserem Freiheitsbegriff ins Einklang zu bringen. Die Arbeitgeber hatten ja gar keine Möglichkeit, über ihre Arbeitnehmer frei zu entscheiden. Verzeihung, aber so funktioniert eine moderne Wirtschaft einfach nicht. Besonders, wenn sie kosteneffizient sein soll.

Quote:
Herr Frei, ich muss Ihnen widersprechen! Ein Mensch sollte nicht nur für die Arbeit leben, sondern auch von ihr. Könnten Sie denn ohne Klopapier leben?

Frei:
Jetzt fangen Sie aber eine Dekadenzdebatte an, Frau Quote.

Hell:
Also, ich kann das immer noch nicht verstehen. Die Arbeitsmarkreformen waren wichtig und es war gut, dass Sie sie angegangen haben. Wie Sie es dann gemacht haben, das war schlecht, schon alleine, weil Sie die Arbeitgeber nicht vollständig involviert haben.

Sozial:
Nicht involviert? Natürlich nicht, schon aus sozialen Gründen! Erst mit Ihren Änderungen hat doch das Auspeitschen wieder Überhand genommen!

Hell:
Selbstverständlich! Die Arbeitsmarktreformen sollten zur Arbeit anregen und nicht zum Faulenzen!

Mehrsozial:
Sie haben ein Zwangsarbeitssystem geschaffen! Und niemand in unserem Staat darf zur Arbeit gezwungen werden!

Hell:
Wenn die Reformen verfassungswidrig wären, würde das Verfassungsgericht doch Einspruch erheben, Herr Mehrsozial. Oder passt das wieder nicht in Ihre Traumwelt?

Mehrsozial:
Das Verfassungsgericht gibt doch permanent vernichtende Urteile zu den Arbeitsmarktreformen heraus!

Hell:
Was soll denn schon wieder diese Aggression, Herr Mehrsozial? Erst einmal können wir nicht für politisch motivierte Urteile - in erster Linie haben wir einfach ein Defizit in der Justiz. Zweitens kommen diese Urteile nur bei einzelnen Änderungen - es hat sich noch keiner über das Gesamtsystem beschwert. Und letzter Punkt: Wenn es nach Ihnen ginge, wären wir doch schon wieder bei der Planwirtschaft. Und ich muss doch jetzt nicht daran erinnern, wie es das letzte Mal den Menschen ging, die in einer Planwirtschaft auf deutschem Boden lebten, oder?

Moderator:
Nun kommen Sie doch alle wieder etwas herunter! Herr Mehrsozial, bitte argumentieren Sie sachlich!

Mehrsozial:
Wie bitte? Ich durfte bislang höchstens fünf Sätze sagen! Jedes Mal wird mir danach das Wort abgeschnitten - aber wissen Sie, was mich wirklich stört?

Sozial:
Wie oft denn noch? Dies ist ein Burgunderton! Und auch Burgunder ist ein Rotton!

Mehrsozial:
Das ist doch...Also...Wie bitte?

Sozial:
Sie haben ganz recht gehört - finden Sie sich endlich mit der Realität ab!

Moderator:
Das ist ja alles richtig, meine Herren - und die Dame! - aber bitte kehren Sie zum Thema zurück.

Frei:
Nein, nein, ich finde, wir sollten dem Wunsch von Herrn Mehrsozial entsprechen und ihn mehr in den Fokus rücken. Also, wie war's denn in der SED?

Hell:
Genau, welchen Nachbarn wir ausspioniert haben, wissen wir, aber was Herr Mehrsozial tat, das wissen wir nicht!

Mehrsozial:
Also das reicht jetzt! Ich lasse mich doch nicht permanent beleidigen! Ich gehe!

Hell:
Tststs...was für ein unfreundlicher Mensch.

Moderator:
Hm...na gut, Herr Mehrsozial sieht ja dann am Wahltag, was ihm ein solches Verhalten einbringt. Ich würde sagen, wir bleiben beim Thema - Unsere Arbeitsmarktreform soll schöner werden. Wer von Ihnen möchte?


Anmerkung von Dart:

Die Idee kam mir Anfang September letzten Jahres, nimmt also Bezug auf die Bundestagswahl und nicht auf die Europawahl. Aber dazu fällt mir ja vielleicht auch noch was ein...

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Kommentare zu diesem Text

Nimbus (38)
(29.03.14)
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