ἀκρασία

Text

von  Akzidenz

[..] Eine Schmach über sein Haupte kam,
als böte Ich ihm einen Galgen dar.


Mit der Lüge hat es die Gewissheit, die allem Vorgetäuschten und Erlisteten in die Unsittlichkeit folgt, dass sie sich daher so beständig zu ihrer Ursache wieder wenden wird, als die Wahrheit zur Höh, dass dieselbe Strenge, von welcher uns die Wahrheit zukommt, weil das Gewissen - o heilige Pflicht - sie zum Guten zwingt und nichts mehr zu verbergen braucht, der Unwahrheit zum immer größeren Verhängnis vorwaltet. Aus dieser Sorglosigkeit ist also das Gute gleichermaßen überzeugt, als es das Arglistige von seiner Bückung, das Listige von seiner Vergewisserung ist, nicht enttarnet zu werden; darum verewigt alles Heimlichtuerische seinen Argwohn und Ursprung gegen sich selbst. Wie aber kommt es uns gleich jenen Entdeckungen aus Misstrauen zu, einem ehelichen Zaudern gleich, Wahres zu sehen, als ob es sich versteckt hielte; gleichwie aufgedeckt aus Schleiern, sich in zielloser Bewegung findend, im Groben wabernd, vor Schrecken triefend, und wie von Tränen erkoren auf rauhen Pfaden!





Was vom Guten herrührt,
das ist schon die Pflicht gegen sich selbst,
als Niedertracht und Schlechtigkeit
nunmehr der Missbrauch gegen einen selber ist.

Predigt - ein Diplyonstil der Verführung und Verschlimmbesserung alles Guten. Eine Seele möchte Ich sehen, welche sich vom Üblen je so schwindelig hat machen lassen, wie als vom B e s t e n  - Ja das Bessern ist direct das S c h l i m m w e r d e n des Guten. Es macht die Menschen bang und verdächtig, jenen Homilien zu lauschen, die von Sünden traktieren wie von der Seuche; wie als es sich dem Anlass zur Erziehung eines Zöglings aus keinem geringeren Verdacht hingibt, dass er sich falsch entfalten würde! So erst ist das fahnenwedlerische Ungleichgewicht aller falsch verstandenen Pflicht zur Seelsorge erhoben worden; gleichsam vorbereitend wirken jene, die allen fremden Schlichen kundig werden wollten: düster. Sprächen diese Franziskaner vom Wahren, dann tobten sie nicht drum und würden nicht gleich ärgerlich, wenn ihre Tempel nicht betreten werden: als ob das Gute nicht für alle Zeiten im Schoße der Götter umgarnt läge - so trauen sie weder ihren Proselyten noch der Sache ihrer selbst, dass das Rechte erscheine und sie erbärmlich werden müssen, wie Verführer und sprechende Schätze . .

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