Hodegetria

Text

von  Akzidenz


[..] Feuer ist der Wege Wucher.
Im Feuer fault das Licht.
Was Feuer ist, das ist verlangsamt: Erde und Zerfall.



Bei dem Bild der Kestigung, dieser Selbstverstümmelung enormer Euchiten, Chlysten, Borboriten und zu weit getriebener Askesen: diese dem immerzu höheren, hieratischen Dienste der Sache Huldigenden Gottes, denen Gott wohl bloß unheimlich ist: hat der V e r z i c h t e nie erwiesen, wie sehr mächtig doch sein Gegenteile ihn zu sich selber erst verpflichtet hat? Dass Herr und Diener sind: derselbe! Denn dass ihr nicht giert, o Flagellanten, ist eure Gier und hat euer aller Diät Selbstüberhebung, ja Verlängerung gelehrt: die ist am selben Faden mit der Gefräßigkeit gespannet worden! Und alles Jähe, das die Höhe sucht, wird um das Doppelte beerdigt sein, wenn ihr das Rechte innehabt und das Linke urteilt: daselbst liegt der Logik göttlichstes Gliede, in einem inneren Kreis des Widerlaufes! Bogen ist das Gute dem Bösen, wenn es so furchtsam sich vor seinen Pfeilen aufspannet! O, der Streit ist ein Spiegel! Ich zwinge die mortifikatorische Abart, derer sich so mancher Frömmler mächtig machte, weniger als die Sühne und noch weniger als die Ausstellung einer gottbewogenen Katharsis, sondern die wohl ohngöttischste, die wohl schwierigste, irdische Erduldung des peccatum originale, aller erbsündigen Verkrachung sich zu heißen, dass ihr noch einer Rechtfertigung mühtet, Schautat zu werden und der Herablassung ähnlich, wenn die Peiniger lauern! Do ut des. Diese ist eher noch irdene Wildheit unter denen, die die Erbsünde ehren und durch Predigten die Welt verfinstern, sie ist noch eher eine faunische Vergröberung aller feingliedrigen Filigranitäten, aller fettarmen Formgebilde, aller lohfarbenen und wohlriechenden Erdenfrüchte, aller beschwornen Tugend, euch wachsam zu halten auf himmlische Pforten!

Dass die Hüter dem Zu-Behütenden stets vorstehen müssen: wie einsam ist der Truhen Glanze, ganz innen Schatten und den Schlüssel durch Kammern uns ratend! Ja, Kassandra: sie hören ja nicht auf, zu leben! Manch Dauer führt zu S i n n - doch glaubst Du, der Menschen Zweifelsucht sei es, was der Welten Rätsel nie erlöst: der Dinge Schnell- und Wirrerwerden, wenn uns tausend Leben dienlich sind! Von ganz Jahrtausenden sprichst Du, ob uralt oder frischgeboren: nur ist es der Gegenwart Gange und nie die erste Menschheit stets geblieben! Aber S e e l e, Du sprichst: es kommt alles von hier, was die Jahrhunderte einet!

Und deren wirkendes Blut vom Leben vergessen worden ist.

So sind es denn, die am wenigsten am Leben sind: bei allem zu Lauten, zu Schweren, zu Eisernen und Steinernen zu finden! Stärke - diese Euryökie bei dem Volke: sie leben am wenigsten und gröbster Sinne, weil sie des Wiedererkennens wegen zur Hoheit der Erkenntnisse gelanget sind - beharrlich, diese am härtesten, die keine Anmut mehr vertragen und keinen Tropfen! Die Rinden - ja stets Sturm und Erbruche! Und ihre Rast auf Wanderspfaden stets durch Gaststätten erquälend! Deswegen ist es Zunft und Gutes im Kinde, was von Unschuld sprechen lässt: die Niederkunft und der Kindheit Neugierde wir loben und die Frischen vor Verrohung warnen: weiß ist ihr Erinnertwerden, weil sie nichts erkannte, was schon vorher da war und wir keine Eigenschaften von ihr haben, als: den Tempel der Leeren, derer die werden, der Unversehrten!

Man gebe mir hin und wieder nur den Seufzer, ein gefärbtes Leben anzulächeln!
Er ist Quelle allen Lebensgeistes und Würde meiner Auszerrung!

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(10.04.14)
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