Saitenspannung

Prosagedicht zum Thema Liebe und Sehnsucht

von  unangepasste

Unsere Sehnsucht spannten wir auf eine Laute.
Wenn uns das Leben wild berührt,
schwingt sie in roten Melodien.

Mit dem Ruf der Vögel
ziehn die Klänge
über Meere. Dort sind wir Lieder
mit den Wellen und den Möwen,
und nichts hat Grenzen,
nichts ist trist. Alles ist
und lebt und bebt,
und Augenblicke dehnen sich
bis in die Gänge
unsrer Luftschlösser.

Doch manchmal wählt
das Sein in uns
und in den Winden andre Bünde
und bringt Septimen in das Lied.

Und wenn der Herbst
in unser Holz mit Grau und Gram eindringt,
erklingt ein letzter Laut
verstimmt über die Hänge.
Am Ende lassen wir die Saiten
rostig am Boden zurück.

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Kommentare zu diesem Text

BellisParennis (49)
(12.04.14)
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 susidie (12.04.14)
Einfach wunderschön.
Der erste Absatz steht schon als Gedicht für sich.
Sehr schön geschrieben. Kann ich nur wirken lassen.
Liebe Grüße von Su :)

 unangepasste meinte dazu am 12.04.14:
Danke, freut mich. Und stimmt, der erste Absatz könnte auch allein stehen.

 Dieter Wal (12.04.14)
Luftschösser - > Lustschlösser.

 monalisa (12.04.14)
Ich mag das Eingangsbild, die Sehnsucht auf die Laute zu spannen, sehr. Auch sonst sind eine Vielzahl sehr spannender Momente drin. Möglicherweise ist der Bogen über die Meere bis in die Gänge der Luftschlösser und schließlich zu den rostigen Saiten doch sehr weit gespannt; man könnte glatt mehrere Gedichte draus komponieren.
Auch den 'Schrei' könntest du eventuell noch überdenken, gegen etwas austauschen, das näher an die Saiten reicht - einen Laut, einen Ton ...?

Insgesamt gefällt mir, wie die Spannung 'moduliert' wird bis sie schließlich am Boden liegt.

Liebe Grüße,
mona

 unangepasste antwortete darauf am 12.04.14:
Danke für deinen Kommentar. Habe in "Mollakkord" geändert, auch wenn vielleicht etwas zu klischeehaft (werde noch mal nachdenken).

 monalisa schrieb daraufhin am 12.04.14:
Hey, nochmal ich!
Mollakkord ist mir an dieser Stelle tatsächlich zu viel des Guten, ich würde da ganz schlicht bleiben zwischen Grau und Gram und verstimmt, kann sich die Leserin sehr gut Vorstellen um welchen Klang es sich handelt, meinst du nicht auch?
:-) mona

 unangepasste äußerte darauf am 12.04.14:
Mir ging es eigentlich auch etwas zu weit. Ich glaube, ich bleibe doch erst mal beim "Laut".
BellisParennis (49) ergänzte dazu am 12.04.14:
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 unangepasste meinte dazu am 12.04.14:
Danke!

 monalisa meinte dazu am 13.04.14:
'Laut' finde ich auch gut, auch klanglich zum 'Grau'.
MissBluePiano (32)
(12.04.14)
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 unangepasste meinte dazu am 12.04.14:
Das freut mich sehr!
wa Bash (47)
(12.04.14)
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 unangepasste meinte dazu am 12.04.14:
Danke!

 styraxx (12.04.14)
Interessante Bilder, die sich mir beim Lesen hier auftun. Sehr schön!

 unangepasste meinte dazu am 12.04.14:
Danke, freut mich, dass sie dir gefallen.
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