Vom Wunderrad

Text

von  Akzidenz

[..] Die Musik ist der Zeit ähnlicher als die Sonnenuhren der Sumerer.


In der Tat so unähnlich wie das, was wir im Traume sehen, ist die Filmkunst dem Auge. Jene mit dem Auge ringende, sequenzielle Gebärde, die das Bleiben der Möbel, die Spannkraft des Leibes zu der sich ihm vorgesetzten Stelle hin erklärte, weist zu dem Unterschiede; ein Winde vielleicht, schnellt unter einem der Götter, die die Träume beherrschen, wie Licht - doch unten ist: bleibende Erde.

Es zeigt und erlischt, erkennt und erkennt wieder nicht, die Orte sich wenden und nachtblau, einem Dachfirst gleich, wie schweigende Gabe Vertrauen erheischt.

Verähnlichung eigentlich, Apophänie, was die Augen von der Seele zählen wie als aus düsterem Geheck, sie aus Sorge um das Unbekannte in der alten Welt wieder erwachen lässt; man merkt dem Geistlosen ab, dass sich unter seinen Träumen eben so viel Zerrbild von Alltag, Myopie und Schales anfindet, wie unter seinen liebsten Filmen. Sie sind ganz Wunsche nur.
Und auf des Phantasos Aglaia, bilderherzig wie ein Dunkel, leuchtet solch feuchtgewordenen Mündern ein, der Filme sei Abbild des Sehens und cartesianisches Fenster!
Unter solchen bist Du wohl ein Weiser, die Filmkunst optozentrisch zu finden: es wäre das Schmecken ein stetes Empfinden der Zunge, wenn dies Gerede Wahrheit birgt! Traum ist nicht Abbild, sondern Ackerbau der Seele!

So wenig eine Tonbildschau denn dem Sehen verwandt ist, ist es die Musik dem Ohre; hierin unvollständig wie das Sehen, macht uns Musik eigentlich vor, was das Ohre nicht hört, wie der Film dem gedenkt, was das Auge nicht sehen kann: dem Gehör nicht gedenkend, sondern der Stille, zeigt sie die alte Taubheit von uns fallen, weist der steten Motologie und Gewichtigung des Körpers die Kunst der Leibesübung und Athletik das Bewegtsein des Daseins, lasten der schnöden Beisicht aller Dinge manch ein Mal die girlandenhaften Gipfel eines shishkin'schen Gemäldes die untätige Vornehmheit alles vorherigen Betrachtens auf, verbeugt sich das ganze prohairetische Trauma irdischer Weile tief und breit in hellenischen Versen.

Einzig der Unkenntlichkeit entspringt, dass nichts Geringeres die Endlosigkeit besser zu teilen versteht, als das Dunkel - was sich Gemüter dort zu sehen wagen, wo nichts erleuchtet, wo das, was unbestimmt ist, unanfechtbar erscheint; überfordert sind wir, wo das allen Werten sich Entziehende, allen Maßen Erhabene, alle Grenzen Überschreitende nichts tut, als nicht zu sein:
doch hier rühmen sich die meisten, denen es die Furcht zuteilt, mit Ungeborenem zu drohen!

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