Das Bild vom Mohn ist fort

Prosagedicht zum Thema Verlust

von  TassoTuwas

Ins sommerliche Ährenfeld
unzählig oft hinein getupfter
Verschwenderischer Funkenflug
Vom Morgenlicht beschienen
noch glänzt der Blättersaum
von silberhellem Tau gerandet

Den eingefangnen Augenblick
in Öl und Lacklasur gebannt
schnell eh die Blüten bleichen
sich matt zu Boden neigen
für alle Zeiten festgehalten
hellrote wilde Flammenmale

Ein Meer aus ruhelosem Rot
das pulst und lodernd brennt
dann unvermittelt stille Glut
die mit der Farbe flüstert
das lebt und nie verstummt
in Ewigkeiten nicht verdorrt

Der Blick zurück die Wand 
ein Fleck jetzt weiß und leer
verkauft - vielleicht verschenkt
an einen fremden fernen Ort
von Ahnungslosen hingehängt
schönes Bild - nicht mehr

Es brennt und spricht nur hier
das glüht und schmerzt nie dort


Anmerkung von TassoTuwas:

für G

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (28.04.14)
Sagt man nicht, das Kunst durch drei Dinge entsteht? Den Künstler, das Kunstwerk und den Betrachter. Fehlt eines, ist es keine Kunst. Und letztlich kann eine kleine Vorraussetzungsänderung bei einem der drei Dinge die ganze Bedeutung ändern. Was dir etwas sagt, bleibt für mich still und was mir wichtig ist, übersiehst du vielleicht...

Und all das ziehe ich aus deinen schönen Worten.

 SapphoSonne meinte dazu am 28.04.14:
Da kann ich mich nur anschließen. :)
Gefällt mir sehr.
LG Sappho

 AZU20 antwortete darauf am 28.04.14:
Ich auch. LG

 TassoTuwas schrieb daraufhin am 28.04.14:
Trekan, was andere in dicken Büchern zu erklären versuchen, ist dir mit drei Sätzen gelungen.
Du hast den Nagel voll auf die Zwölf getroffen )

 TrekanBelluvitsh äußerte darauf am 28.04.14:
Ich fürchte, dieses Lob kann ich nicht annehmen, denn die Erklärung mit diesen drei Dingen (Künstler, Kunstwerk, Beobachter) ist, soweit ich weiß, eine kunsttheoretische Definition - der ich aber zustimme und auf deine Weise hast du das in deinem Gedicht ja bestätigt(eingefangen), weshalb es mir ja eingefallen ist.

Auch ich kann Wein nicht in Wasser verwandeln...
...noch nicht einmal Pepsi in Coca Cola... :D
(Antwort korrigiert am 28.04.2014)

 TassoTuwas ergänzte dazu am 28.04.14:
Nicht so bescheiden mein Lieber. Drei Sachen zusammen zu bringen, die stimmig sind, ist wirklich nicht einfach. Ich übe derweil mit zweien, Bombay und Tonic.
Cheers )

 susidie (28.04.14)
Hauptsache du lässt dir nie deinen Blickwinkel klauen. Ich schaue immer gerne aus der gleichen Richtung mit drauf.
Liebe Grüße von Su :)
Wenn du noch ein Glas weiterübst, hätte ich gerne noch Zitrone und Eis dazu :)))))

 TassoTuwas meinte dazu am 29.04.14:
Hallo Su, ich habe mir ein Blickwinkelmessgerät gekauft und Eis und Zitronen, ich blicke also zuversichtlich in die Zukunft.
Liebe Grüße TT

 irakulani (28.04.14)
Ein Bild, das mehr ist als ein Bild spricht nicht in jeder Umgebung dieselbe Sprache...

Der Zauber lässt sich nicht so ohne weiteres mitverkaufen oder verschenken, die persönliche Beziehung lässt sich nicht ohne weiteres ersetzten - und so schmerzt der weiße Fleck wahrscheinlich noch lange.

L.G.
Ira

 TassoTuwas meinte dazu am 29.04.14:
Wir geben den Dingen eine eigene Bedeutung, und mit den Jahren werden die Reliquien mehr.
Manche weiße Flecke verblassen nie.
Liebe Grüße TT
MarieT (58)
(05.04.17)
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 harzgebirgler (31.03.21)
selbst in wirklichkeit seit man kaum mohn
leider noch so viel seit langem schon.

lg
harzgebirgler

 TassoTuwas meinte dazu am 01.04.21:
Den Mohn lass auf dem Felde stehn
denn in der Vase wird er schnell vergehn.

Herzliche Grüße
TT
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