Revolutionär Fragliches??

Grotesk-Zeitkritisches Drama zum Thema Weltgeschehen

von  TassoTuwas

In einem aus verständlichen Gründen der Diskretion
an dieser Stelle nicht näher bezeichnetem Staate
kommt es ganz plötzlich zu Aufruhr und Revolution
durch nächtens angeschlagene Plakate
erfährt der Bürger wo man sich zum Aufstand trifft
mit Datum zwar doch ohne Unterschrift

Schon bald darauf erschallen wilde Kampfgesänge
und durch die Straßen driften Menschenwogen
den Fahnen nach die Fäuste fliegen im Gedränge
so manches Nasenbein wird stark verbogen
doch solches Missgeschick bedeutet hier nicht Halt
denn heißen Herzens folgt die Menge den Parolen
nie wieder Unterdrückung und Gewalt
zuvor gilt es den Nachbarn kräftig zu versohlen

Was soll´s die Freiheit geht daher mit blauen Flecken
die Autos brennen und es boomt der Barrikadenbau
die alten Ideale werden neu geboren
nur unter Schmerzen Angst und tausend Schrecken
zu markigen Gesängen trägt man Zuversicht zur Schau
was keiner weiß die Sache ist schon längst verloren

Ein sogenannter selbsternannter Freund und Bruderstaat
erhält bei Nacht durch einen Telegrafendraht
einen Hilferuf dem er auch prompt entspricht
mir Übermacht noch vor dem nächsten Tageslicht
walzt er den Traum von einer neuen Ordnung platt
die Rebellion ist aus - man liest es nach im Abendblatt

Nun herrscht Verwirrung in der Weltpost-Verwaltung
in Bern - postalisch ist der Vorgang höchst verzwickt
wie kam es einerseits zu einer Telegramm-Erhaltung
wenn andrerseits es niemand abgeschickt

Merke
Wenn wo was wie passiert und keiner weiß warum
da war mit Sicherheit ein Drahtzieher am Werke
der zieht selbst da wo gar nichts ist
was aus dem Draht das ist seine besondere Stärke


Anmerkung von TassoTuwas:

Geschrieben zur Zeit des "Kalten Krieges", als eine Großmacht die Freiheitsbewegungen in den Bruderstaaten mehrfach militärisch beendete.
Nach der Wende schienen derartige Szenarien nicht mehr vorstellbar.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (07.05.14)
Der arme Draht... wofür der immer herhalten muss...

Und was die Brüder und Schwestern angeht:
Im Ruhrgebiet gibt es ein wunderbares Wort: Sportsfreund.
Jeder weiß, wenn das jemand in den Mund nimmt - zumeist so: "Hömma, Sportfreund" - hat das nicht unbedingt etwas mit Sport zu tun und dein Freund will derjenige ganz bestimmt nicht sein! Aber seine Brüder und Schwestern, sonstige Verwandte und Freunde kann man sich nicht immer aussuchen... leider...
(Kommentar korrigiert am 07.05.2014)
Mephobia (31) meinte dazu am 07.05.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 TassoTuwas antwortete darauf am 07.05.14:
Trekan,
auch ich befleißige mich gern der Anrede "Freundchen", dazu einen finsteren Blick.
So kriegst du in jedem Laden mehr Rabatt.

 TassoTuwas schrieb daraufhin am 07.05.14:
Moin Meph,
auch ein allgemeines, grenzübergreifendes Drahtverbot wirkt nicht deeskalierend.

 Fuchsiberlin (07.05.14)
Die Frage ist nur, ob es der Beginn eines neuen "Kalten Krieges" sein könnte? Ich denke eher nicht. Zu sehr ist Russland wirtschaftlich vom Westen abhängig. So dumm kann ein Putin nicht sein. Die alte Großmacht Sowietunion existiert nicht mehr, und das zumindest heutige Russland wird wohl auch in Zukunft diese Rolle nicht übernehmen können. Auch wenn dahingehend einseitige Wünsche existieren. Doch: Wie weit geht das Ganze noch (Destabilisierung eines Staates? Bürgerkrieg? Einmarsch von Truppen?), und was halten Europa und die USA dagegen, außer diesen Sanktionen, die Putin augenscheinlich nicht beeindrucken.

Liebe und nachdenkliche Grüße
Jörg

 TassoTuwas äußerte darauf am 07.05.14:
Hallo Jörg,
ich bin fast geneigt zu sagen, "Gottseidank" sind die stärksten Kräfte auf dem Globus, Geld und Gewinnmaximierung. Das wird die mit dem dicken Sparbuch daran hindern die Welt in Brand zu setzen.
Manchmal bin ich hoffnungsloser Optimist.
Liebe Grüße TT

 AZU20 (07.05.14)
Gut geschrieben. Es bleibt abzuwartern, was noch alles passieren wird. Ich hätte es auch nicht mehr für möglich gehalten. LG

 TassoTuwas ergänzte dazu am 07.05.14:
Herzlichen Dank.
Verbleibe wir in der Binsenweisheit, Wir lernen aus der Geschichte, dass wir nichts aus ihr lernen.
LG TT

 Didi.Costaire (07.05.14)
Ja, die entscheidenden Dinge finden ohne viel Lärm im verborgenen statt.
Gut und originell dargestellt.
Liebe Grüße, Dirk

 TassoTuwas meinte dazu am 07.05.14:
Im nächsten Leben lass ich mich zum Strippenzieher ausbilden. Dann wird alles besser )
Liebe Grüße TT

 irakulani (07.05.14)
Passt immer noch - Kriege, ob kalt oder lauwarm, mit Waffen oder Worten - Drähte gibt es immer, an denen gezogen wird.

Drahtzieher ,die sind ein bisschen wie Küchenschaben...:-)

Scharf beobachtet und umgesetzt,Tasso!

L.G.
Ira

 TassoTuwas meinte dazu am 09.05.14:
Du sagst es - passt immer noch - und wird wohl auch in Zukunft passen.
Es gibt Interessengruppen für jede Schweinerei.
Liebe Grüße TT
Graeculus (69)
(07.05.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 TassoTuwas meinte dazu am 09.05.14:
Ich hoffe du behältst Recht.
Denn wie sagte schon meine Großmutter (ist wahr), für ein gutes Geschäft wird der Kapitalist dem Kommunisten noch den Strick verkaufen, an dem der ihn aufhängt.
LG TT

 ViktorVanHynthersin (12.05.14)
Revolutionäre wurden schon immer von zwei Seiten betrachtet und Drahtzieher war einmal ein angesehender Beruf. Beide haben ihrer Zunft abgeschworen und wandeln auf Abwegen. Leider. Ein treffliche Beschreibung der Zustände hast Du hier wortgewandt umgesetzt. Gefällt mir.
Herzliche Grüße
Viktor

 TassoTuwas meinte dazu am 12.05.14:
Du hast Recht, viele altehrwürdige Berufe haben im Laufe der Zeit ihren guten Ruf verloren.
Hoffen wir, dass der Foren-Literat sein hohes Ansehen noch lange genießen kann. )
Herzliche Grüße TT

 tueichler (20.07.14)
A history in a Nut Shell,

History 's Repeating

usw. usw. ...

Sehr treffend :)
(Kommentar korrigiert am 20.07.2014)

 harzgebirgler (30.03.21)
der machtgewinn und machterhalt
macht' seit je auch viel menschen kalt
sogar im kalten krieg
oh maikäferchen flieg.

lg
harzgebirgler

Kommentar geändert am 31.03.2021 um 10:09 Uhr

 TassoTuwas meinte dazu am 31.03.21:
Das ist das Markenzeichen der Despoten
zur Machterhaltung zählen nicht die Toten!

LG TT
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