Spätfolgen

Text zum Thema Genozid

von  Anifarap

Der Asphalt war schwarzer als sonst. Die Füße schienen ihn nicht zu berühren, während sie das Rollfeld runter schritt. Ein leichtes Zittern begleitete ihre Glieder, ein stärkeres Beben ihre Brust. Geschüttelt von innen nach Außen.
Der Wind zog an ihren Haaren, riss einige heraus und ließ sie im Himmel verschwinden. Der Regen schlug kalt gegen die Haut, wie eine kleine Gerte. Wie viele kleine tausende Gerten, einen Atemzug später.
Der Atemzug kam mit Mühe und Not und fand auch bald zum nächsten und übernächsten. So war es Außen.
Die Sonne strahlte hinter dunklen Wolken am Horizont hervor, streckte ihre Hände aus, sie war auf dem Weg hinter die Frontlinie.
Das Gefühl. Das Gefühl war irreal. Alles um sie herum war nicht wahr.
Alte Erinnerungen krochen aus ihren gerade noch verschütteten Gruben und stürmten voran. Fußsoldaten.
Ihre Hand krallte sich in die linke Wange, doch sie war wie taub.
Weiter ging es, irgendwohin. Das Ziel war unvorstellbar.
Sie fühlte sich wie ein unbeteiligter Besucher im ihren eigenen Leben. Und die Erinnerungen, die da heranstürmten, schienen nicht zu ihr zu gehören.
Flimmerbilder, wie in einem Film, der mit neuen Effekten aufgebauscht wurde.
Der Wind flüsterte leis.
Der Regen fiel, ebenfalls flüsternd.
In einer Glaskugel stehend, versuchte sie hin zuhören. Aber ihre Sinne stürzten einer nach dem anderen hinab. Innerwärts. Fort.
Es fehlte nicht viel zur kompletten Ablösung. Die Neutralität zum eigenen Selbst. Der Gedanke flackerte auf und verbrannte gleich zu unsichtbaren Rauch.
Wogen von Licht versanken hinter dicken Wolken. Der Augen Blick wanderte zum Himmel, der Wind ließ das Haar los.
Fetzen.
- Im KZ wäre sie zumindest nicht vergast worden. Da sie so schwächlich war, wäre sie schon vorher krepiert.-
Irgendwo in den Tiefen brodelte Schlamm und eine dicke Schwefelblase stieg auf. Alle Gedanken vergiftend.
Worte. - Deine Worte sind wie Gift.-
Worte. -Wer schweigt, verliert. - Worte.

Sie sagt nichts.

Ein Junge kommt auf sie zu. Frech grinsend. Die Glaskugel zerspringt lautlos.

-Ist das Berlin?- Lachend.

Er geht weiter. Sie schüttelt den Kopf. Die Zeit beginnt wieder.

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Kommentare zu diesem Text

TanteHedwig (53)
(13.05.14)
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 Anifarap meinte dazu am 18.05.14:
Danke Dir für Deine Meinung und Deinen Eindruck!

LG,
A.
Graeculus (69)
(13.05.14)
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 Anifarap antwortete darauf am 18.05.14:
^^"Muss" ich?

Ich gebe Dir natürlich recht, dass ich an meinen Texten arbeiten sollte, weil ich das bisher nur bei einem Text und viel Unterstützung versucht habe all die Jahre.
Mir fällt es schwer mich an die sachliche Wortauseinandersetzung zu machen. Ich kann das nicht in Texten, in denen einfach ein Teil von mir mit einfließt.

Die Formulierung, die Du gewählt hast, um diesen Hinweis zu formulieren, stößt mir allerdings sauer auf. Sie hat etwas sehr schulmässiges an sich und ich kann das nicht leiden, da ich ein Problem mit der Art habe, wie Kritik und "Lehrerhaftigkeit" in der Form transportiert werden.

Nichts für ungut.^^

Danke und angenehmen Gruß,
A.
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