Sprengstoff

Stanze zum Thema Grenzen/ Grenzen überschreiten

von  Irma

In seinen Augen ist kein Weg zu sehen.
Ein Fehltritt. Röte schießt ihm ins Gesicht.
Das Folgende macht nichts mehr ungeschehen:
Er explodiert! Gleich mehrfach sticht er dicht
ins Sichtfeld. Blitzschnell. Aussichtslos, kein Flehen
hilft. - Sie verliert das Augenlicht.
Ihr Lächeln aber (man mag es kaum glauben)
scheint strahlend hell. Das wird ihr niemand rauben.
Mit finstrer Miene steht er vor Gericht.

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Kommentare zu diesem Text

B-Site (30)
(18.05.14)
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 Irma meinte dazu am 19.05.14:
Dankeschön! LG Irma

 Annabell (18.05.14)
Dein Sprengstoff gefällt mir. Liebe Grüße in Deinen Sonntag von
Annabell

 Irma antwortete darauf am 19.05.14:
Das freut mich. Lieben Dank und Gruß zurück, Irma

 AZU20 (19.05.14)
Sprengstoff, dieser Text. LG

 Irma schrieb daraufhin am 19.05.14:
Danke, Armin! LG Irma

 monalisa (19.05.14)
Eine recht explosive Nonarime, liebe Irma, bildlich und sprachlich sehr dicht mit einem auf den ersten Blick ungewöhnlichen Ende: das mit Blindheit geschlagene Opfer behält sein Lächeln, während der Täter mit finsterer Miene vor Gericht steht. 'Ist das Opfer über die tatsächliche Erblindung hinaus geblendet vom 'Charme' des Täter, ihm ergeben, verfallen?', so könnte man sich infolge fragen.
Jedenfalls scheint ER eifersüchtig über SIE zu wachen und beim geringsten oder auch gar keinen Anlass zu explodieren, was ihm nichts als seine finstere Miene einbringt und beiden das Leben zur Hölle macht.

Formal finde ich den Haufenreim V4/5 'sticht – dich – Sichtfeld' sehr gelungen, weil er Tempo macht und die mehrfachen Stiche gut wiedergibt; in V5 wird es dann für mich etwas schwierig, flüssig weiterzulesen, weil ich 'blitzschnell' auf beiden Silben betonen und 'Aussichtslos' wiederum betont beginnt, sodass ich zweimal einen Hebungsprall übergehen muss, was mir nicht ganz ohne Stocken gelingt. Das läuft hier diesem 'blitzschnell' zuwider, vielleicht ist das Absicht – vielleicht ergibt das einen Zeitlupenmitschnitt, der später immer wieder abgespult wird, ohne dass man ihn stoppen kann?
Ich mag das 'nichts hilft' über den Zeilensprung hinweg, wobei ich das 'hilft' auch betont lese und den unbetonten Auftakt übergehe, die nachfolgende Pause und der neue wieder betonte Ansatz mit 'Sie' verleihen der Erblindung ganz besonderes Gewicht. Das find ich stark!
Dein Einschub '(man mag es kaum glauben)' finde ich dann aufgrund der durch das Metrum vorgegebenen Betonung weniger günstig: man mag es kaum glauben. Vor allem das starke ES.

Insgesamt wieder hervorragend in Szene gesetzt, Irma! Ich hoffe, du nimmst mir den pingeligen Detailblick nicht übel.

Implosiv hineingezogen,
mit lieben Grüßen,
mona

 Irma äußerte darauf am 19.05.14:
Liebe Mona, ich freue mich, dass du dich auf dieses Minenfeld meiner Nonarime vorgewagt hast und bedanke mich für deinen Bombenkommentar!

Du hast Recht, es ging mir darum diesen Unterschied herauszukehren zwischen seiner begrenzten Sichtweise (er vermag von Anfang an keine Lösungswege zu sehen) und ihrem Weitblick und unbegrenzten Frohsinn.

Jedenfalls scheint ER eifersüchtig über SIE zu wachen und beim geringsten oder auch gar keinen Anlass zu explodieren
Dieses Unverhältnis zwischen geringem Auslöser und weitreichender Folge wollte ich genau zum Ausdruck bringen durch die äußerst kurze Erwähnung ihres Vergehens in nur zwei Worten. Und durch die doppelte Lesbarkeit von V.3, die sowohl die Unsinnigkeit als auch die schwerwiegenden Konsequenzen seines Handelns zeigt.

In V.5 ging es mir tatsächlich darum, das Tempo der schnellen Stiche etwas rauszunehmen und in diese lange Qual, in dieses aussichtslose, immerwährende Flehen überzuleiten. "Blitzschnell" lässt sich natürlich sowohl auf der ersten als auch auf der zweiten Silbe betonen, aber der alternierende Rhythmus ergibt für mich eine eindeutige Betonung auf "Blitz". So wie das grelle Licht bei einer Explosion führen diese schnellen Messerstiche zur Erblindung.

Bei dem Gedankenstrich in V.6 habe ich lange überlegt, ob ich ihn an dieser Stelle setzen soll. Oder vielleicht ans Versende. Ohne ihn würde man das "hilft" nämlich tatsächlich eher auftaktisch unbetont lesen, was für mich Sinn ergibt, weil ja eben gerade nichts hilft. Dadurch würde dem Vers dann auch sinngemäß die fünfte Hebung verloren gehen. Mit dem Bindestrich kann man hingegen, so wie du es tust, das "hilft" auch betont lesen. In diesem Fall fehlt der Auftakt, dafür stimmt die Hebungszahl. Es gehen wohl beide Varianten, denke ich.

Bei dem Einschub gefiel mir die Betonung des "man" (Mann) eigentlich ganz gut, weil dieser vermutlich besonders ungläubig dreinschaut. Und das betonte "es" stört mich nicht sonderlich. Aber das ist vielleicht Geschmackssache. Werde nochmal drüber nachdenken.

Ich freue mich jedenfalls sehr über deinen genauen Blick auf das Geschehen! Lieben Dank, Irma
(Antwort korrigiert am 20.05.2014)
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