Gott oder Goethe - wer hat das Gebet erhört?

Anekdote zum Thema Schicksal

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)

In seinen Lebenserinnerungen erzählte Jungstilling, ein überzeugter Christ, folgende Anekdote. Ich gebe sie aus meinem Gedächtnis wieder:
Goethe und Jungstilling waren Studiengenossen und eng miteinander befreundet. Eines Tages ging Goethe unangemeldet in Jungstillings Zimmer und sah ihn – den Rücken ihm zugewandt – auf dem Boden knien und hörte ihn beten: „Herr, du weißt, dass ich das nötige Studiengeld nicht habe. Ich bitte dich um … (hier nannte er die konkrete fehlende Summe). In Jesu Namen. Amen!"
    Goethe, der unbemerkt geblieben war, schlich sich aus dem Zimmer und wartete ab, bis er Jungstilling in einem Seminar wusste. Dann ging er erneut in dessen Zimmer, legte die erbetene Summe auf den Tisch und versteckte sich hinter einem Vorhang.

Als Jungstilling nun ins Zimmer kam und das Geld auf dem Tisch liegen sah, fiel er auf die Knie und dankte Gott laut für die Erhörung des Gebets. In dem Moment kam Goethe lachend hinter dem Vorhang hervor und sagte: „Ich bin dein Gott! Ich habe dein Gebet erhört und die Summe hierher gelegt.“
    Natürlich war Jungstilling im ersten Moment etwas verwirrt, dann aber - nach näherer Aufklärung - sagte er: „Du magst ja das Geld hierher gelegt haben, aber Gott war es, der dich in dem Moment hierher geleitet hat, als ich mein Gebet sprach. Und der so dich meine Not wissen ließ."

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

Mephobia (31)
(20.05.14)
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 Bluebird meinte dazu am 20.05.14:
Ja, ist richtig! Zwischen einem Atheisten und einem Agnostiker kann ein sehr großer Unterschied bestehen. Was jetzt nicht unbedingt wertend zu verstehen ist
Graeculus (69)
(20.05.14)
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 LotharAtzert antwortete darauf am 20.05.14:
Ja! - Wenn der Pirschende schließlich vor dem Bepirschten steht, hat er die Spuren zweifellos richtig gedeutet!
(so hat's mir Artemis geflüstert;-)

 Bluebird schrieb daraufhin am 20.05.14:
Nun, ich denke schon, dass es eine richtige Deutung gibt. Welche die "richtige" ist, wäre wohl die Frage. Und Lothar`s Hinweis. obwohl ein wenig schelmisch, gefällt mir gut. Irgendwann gibt es EIN-Deutigkeiten!?
Graeculus (69) äußerte darauf am 20.05.14:
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 loslosch ergänzte dazu am 20.05.14:
das ist so gut, dieses "Sollte eines Tages zu mir eine mächtige Stimme von Himmel sprechen und sagen: "Ich bin der Herr, dein Gott!", dann werde ich annehmen, daß ich wahnsinnig geworden bin."

jetzt sollte man eine umfrage machen: wer hat diese stimme schon mal gehört?

am besten mehrfach gehört! dann könnten sich prüfer auf die lauer legen ...

 Dieter Wal (20.05.14)
Johann Wolfgang von Goethe

Prooemion

Im Namen dessen, der sich selbst erschuf,
Von Ewigkeit in schaffendem Beruf;
In seinem Namen, der den Glauben schafft,
Vertrauen, Liebe, Tätigkeit und Kraft;
In jenes Namen, der, sooft genannt,
Dem Wesen nach blieb immer unbekannt:

Soweit das Ohr, soweit das Auge reicht,
Du findest nur Bekanntes, das ihm gleicht,
Und deines Geistes höchster Feuerflug
Hat schon am Gleichnis, hat am Bild genug;
Es zieht dich an, es reißt dich heiter fort,
Und wo du wandelst, schmückt sich Weg und Ort;
Du zählst nicht mehr, berechnest keine Zeit,
Und jeder Schritt ist Unermeßlichkeit.


Kennst du die Stelle in "Dichtung und Wahrheit", die Goethe beschreibt, als er auf einem Ritt sich selbst auf sich zukommen und an sich vorbeireiten sah? (Doppelgänger, Bilokation)

Beide hatten Spiritualität, wenn auch verschieden ausgeprägte. Da gibt es keine Punkte, keine Sieger oder Gewinner, sondern nur individuell verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich im Wesentlichen ergänzen, wenn sie auch verschiedene Akzente besitzen.

 Bluebird meinte dazu am 20.05.14:
Ich kannte das Gedicht nicht! Und bloss keine "Sieger" und "Verlierer", wenn es um ERKENNTNIS geht. Da sollte es nach Möglichkeit nur "Gewinner" geben

 Augustus (20.05.14)
Die Anekdote ist herrlich; aber...

"bedeutet, dass es auch eine 50% Wahrscheinlichkeit gibt, dass die Sache mit dem Glauben an Jesus und dem ewigen Leben stimmt"

Woran ich mich hier störe ist an der 50% Wahrscheinlichkeit. Denn je nachdem ich es dem Zufall oder der Fügung zuschreibe wird es doch 100%. Das soll heißen, z.B ich glaube an die Fügung, also schließe ich damit zu 100% den Zufall aus und umgekehrt, wenn ich an den Zufall glaube.

Gruß,
Augustus

 Bluebird meinte dazu am 20.05.14:
Na, das ist ja klar. Ich glaube zu 100%, dass die Sache von Gott gelenkt war! Aber wenn ich es "objektiv" zu sehen versuche, so muss ich sagen, dass es natürlich so oder so gewesen sein könnte. Dies ist das Zugeständnis, was ich den Zufalls-gläubigen mache.Auch wenn ich -wie gesagt völlig anderer Meinung bin
smartie (53) meinte dazu am 21.05.14:
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