Treffen in der virtuellen Welt

Erzählung zum Thema Erinnerung

von  sensibelchen13

Es war eine Nacht, wie wir sie wohl alle kennen. Ich lag im Bett, konnte nicht einschlafen. Die Geschehnisse des Tages ließen mich nicht los. Als ich endlich eingeschlafen war, weckte mich irgendein Geräusch wieder auf. Der Blick zum Wecker zeigte drei Uhr, ich drehte mich um, wollte weiterschlafen, doch es ging nicht mehr.
Missmutig stand ich gegen vier Uhr auf, zog den Bademantel an und steckte meine kalten Füße in die Filzpantoffeln.
Im Arbeitszimmer schaltete ich den Computer an, legte mir mein Reiseplaid über die Beine und loggte mich ins Internet ein.
In den Internetforen schliefen noch alle, nur in einem Forum für Senioren war noch eine Menge los.
Viele Usernamen konnte ich da lesen. Mir fiel der alte schottische Königsname „Malcolm „ auf.
„Guten Morgen“, schrieb ich ihn an, “ du hast wohl auch eine kurze Nacht“.
„Guten Morgen, mein Gegenüber“, antwortete er, „was hat denn dich aus dem Bett gejagt“?
„Ich konnte mal wieder nicht einschlafen, warum, das weiß ich nicht“.
„Gründe gibt es immer, auch wenn wir sie nicht sofort erkennen“. antwortete er, und so redeten wir über die möglichen Gründe einer Schlaflosigkeit. Inzwischen war es fast fünf Uhr geworden, und wir redeten und redeten, als er mich fragte:
„Aus welchem Teil der Welt schreibst du eigentlich“?
„Aus Deutschland, genauer gesagt, aus Rheinland-Pfalz“, schreibe ich.
„Die Pfalz kenne ich auch, war vor Jahren mal da, kurz bevor ich nach Süd- Afrika ging“, überraschte er mich.
„Da bist du wohl viel herumgekommen. Seit wann bist du wieder da“?
„Lach“ schrieb er weiter, “ ich bin nicht da, ich lebe in Kanada“.
Kanada...
„Warum bist du so still“? holten seine Zeilen mich zurück.
„Wirst du nun doch müde, obwohl es bei dir Tag wird und bei mir die Nacht anbricht?“
„Nein, müde bin ich nicht, Kanada hat mich nur an etwas erinnert“ antworte ich etwas beklommen.
„Warst du schon mal da?“ wollte er wissen.
„Nein“, sagte ich. „Möchtest du drüber reden?“  fragte er.“ Nein, will ich nicht!“
Er wechselte abrupt das Thema und wollte nun wissen, ob ich Kinder hätte. 
„Ja, zwei, die sind schon erwachsen“, antwortete ich erleichtert. „Und wie viele hast du“, fragte ich ihn.
„Ich habe vier, drei Töchter und einen Sohn, sind aber auch erwachsen-  wie deine.“
„Wir zwei gehören wohl nicht mehr zur jungen Generation“, meinte er.
„Stimmt“, sagte ich, „ist das ein Problem für dich“?
„Aber nein, natürlich nicht“.
„Liebes“, sagte er, ich hoffe, wir treffen uns mal wieder hier. Es war schön, mit dir zu plaudern. Ich wünsche dir einen sonnigen Tag.
Take care“!
Weg war er.
Ich sah noch lange den leeren Bildschirm an und fragte mich, wer sich wohl verbarg hinter diesem freundlichen Mann.


Anmerkung von sensibelchen13:

Oktober 2008

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Kommentare zu diesem Text

Metulskie (32)
(04.06.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 sensibelchen13 meinte dazu am 04.06.14:
lächle!

LG

 Jorge (04.06.14)
Dein Kontakt Malcolm hatte gute Sitten.
Du wirst doch sicher wieder versucht haben, ihm virtuell zu begegnen?
Liebe Grüße
Jorge

 sensibelchen13 antwortete darauf am 04.06.14:
Wie sagt man doch so schön: " Man trifft sich immer zweimal."
Schaun wir mal.

Herzlichen Gruß
Helga

 AZU20 (04.06.14)
Da hilft nur ein erneutes Treffen. LG

 sensibelchen13 schrieb daraufhin am 04.06.14:
Du sagst es, schaun wir mal. Noch einen schönen Abend Dir.

Lieben Gruß
Helga
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