Die Verliebten

Absurdes Theaterstück zum Thema Betrug

von  Augustus

Erste Szene.

In der Küche. Mareike läuft eilig zu ihrer älteren Schwester Lilli, die das Essen
zubereitet.
Lilli: Was treibt dich so in der Küche zu rennen? Ich mache das Essen. Pass’ bitte
auf!
Mareike: Schwester! Schwester! Hör’ mich an! Ich habe ihn heute wieder getroffen,
und –
Lilli: Hol erstmal Luft Schwester, du bist ja ganz außer Atem. Und erzähl es mir
dann in aller Ruhe, was du mir zu erzählen hast.
Mareike: Ich habe, Schwester, meinen August gesehen.
Lilli: Red’ nicht so Blödsinn, Schwester, deinen August, was ist mit deinem Freund,
Fritz, mit ihm bist du doch zusammen; wie kannst du bloß von jemand anderen
schwärmen, das ist ungeheuerlich gegenüber Fritz. Schüttelt den Kopf.
Mareike: Du erinnerst dich der Zeit, als ich dir von August immer erzählt habe, wie
ich in ihn verliebt war, in seine Augen, die mich immer angelächelt haben, wenn sie
mich sahen. Ich fühlte in seinem Blick die Zuneigung zu mir; es wollte sich aber nie
ein Gespräch zwischen uns entwickeln, ich war zu schüchtern und er, ich weiß
nicht, wieso er mich nie angesprochen hatte.
Lilli: Ich kenne die Zeit, wo er dir nicht aus dem Gedächtnis gehen wollte, die
Abende, in denen du manchmal Tränen geweint hast, weil dein Herz
wahrscheinlich so voll Empfindung für ihn war.
Mareike: Und er ist wieder hier, Schwester! Ich habe ihn ein halbes Jahr nicht
gesehen und jetzt ist er wieder da!
Lilli: Du unvernünftiges Mädchen. (Fasst sie mit beiden Armen an die Schulter) Du
bist mit Fritz so gut wie verlobt! Wenn er unser Gespräch jetzt hören könnte, was
glaubst du, wie sehr würde es ihn schmerzen, deine Worte aus deinem Mund zu
hören? Sei vernünftig und vergiss August.
Mareike: Du verstehst nicht! Schwester! Die alte Liebe für August ist seit dem
Augenblick, als meine Augen ihn wieder gesehen haben, von neuem in meinem
Herzen entfacht! Als ob ein Gott in meiner Seele eine Kerze angezündet hätte.
Lilli: Schwester, man liebt die Frauen wegen ihrer Treue und Tugend, und nicht
wegen ihrer Sünden und Treuebrüchen. Denke, und ich wiederhole es noch
einmal, wenn nötig, hundertmal, du bist mit Fritz zusammen.
Mareike: Willst du mich nicht verstehen, Schwester, oder muss ich bezweifeln, dass
du mich nicht verstehen kannst? Ich liebe August.
Lilli: Und er, liebt er dich?
Mareike: Ich glaube ja, er lächelte mir zu, als er mich gesehen hatte.
Lilli lacht: Das ist ja köstlich. Er lächelt und du bist verliebt.
Mareike: Lache nicht, Schwester, du fühlst nicht, wie ernst es um mein Herz ist. Ich
kann nicht mehr mit Fritz zusammen sein.
Lilli: Breche bitte Fritz sein Herz nicht. Er liebt dich, und das weißt du. Er hat es
nicht verdient, er ist ein braver, fleißiger Kerl, der die Absicht hat, dich zu heiraten.
Es würde ihn sehr treffen, wenn du ihm deine klandestine Liebe offenbaren
würdest. Ich bitte dich, Schwester, diesen Schritt wohl zu überlegen, der Schaden
wäre groß.
Mareike: Was rätst du mir Schwester? Was soll ich tun?
Lilli: Leiden und aushalten und hoffen, dass August die Stadt wieder verlässt und
ihm solange aus dem Weg gehen.
Mareike: Und meinem Herzen damit alle Hoffnungen rauben? Schmerzen zufügen.
Ach Schwester! Meine Freude von vorhin ist dahin! Ich sehe, in welches Unglück
ich hineingeraten bin. Geht traurig die Treppen ins Zimmer hoch.
Lilli: Arme Mareike. Möge der liebe Gott bei dir sein, er allein kann dir nur noch
helfen.

Zweite Szene.

Mareike läuft zufällig August über den Weg, als sie einen Umweg nehmen wollte.
August: Mareike, guten Tag. Nimmt den Hut ab.
Mareike, sich zusammenreißend: Guten Tag der Herr. (sie hält den Atem an und
geht an ihm vorbei.)
August: Mareike! Warte!
Sie dreht sich hastig um.
Mareike: Ja August?
Sie stehen sich gegenüber, schauen sich an. Schweigen. Sekunden vergehen, und
mehr Sekunden.
Mareike( verwirrt): Ich muss los. Ich bin spät. (will gehen)
August greift nach ihrem Arm.
August: Ich begleite dich, wenn’s erlaubt ist.
Mareike(ungläubig): August.
August (lächelnd): Der bin ich, so wahr ich hier stehe.
Mareike: Wieso möchtest du mich begleiten?
August: Ich bin ein Gentleman, und diese Herren tun das nun mal so, wenn sie
eine Neigung zu einer Frau haben.
Mareike: Neigung? (Sie errötet.)
August: Es ist endlich raus! Was eine Erleichterung für meine Seele das ist. Schon
ein ganzes Jahr, ja seit dem ich dich das erste Mal gesehen habe, trage ich dein
Bild in meinem Geist herum.
Mareike(glücklich): August. Ist das wahr und ich träume nicht?
August: Es ist wahr. Und ich bin froh, dass du es jetzt weißt.
Mareike: August! Mein August! Ich habe dich auch nie vergessen. Ich konnte dich
nicht vergessen. Die Sehnsucht war immer stark in meinem Herzen nach dir.
August: Durch meine Adern fließen warme Empfindungen gerade, und ich fühle
mich glücklich, wenn nicht da wäre –
Mareike: Was August?
August zögert erst: Ich bin verlobt. (und blickt traurig drein)
Mareike: August, ich bin auch in einer Beziehung. (blickt ebenso traurig drein)
August (getroffen): Dann trennen sich unsere Wege hier wieder, wo sie sich
gefunden und gekreuzt haben. Es ist wohl das Beste, glaub’ ich. ( er geht)

Dritte Szene.

August trifft seinen Freund Antonius in seinem Haus. August geht unruhig auf und
ab.
Antonius: Du siehst so aus, als würde dich etwas beschäftigen. Was ist es?
August: Eine dumme Sache, wie sie nur von Amor oder Aphrodite erfunden werden
kann.
Antonius: Es geht um die Liebe.
August: Ja, es geht um sie.
Antonius: Lass’ doch hören, wo ist das Problem?
August: Das ist ein Elend, sag’ ich dir, mir ist als würden zwei Seelen in meinem
Herzen wohnen.
Antonius: Geht das überhaupt?
August: Antonius! Mach mich nicht lächerlich! Es ist ernst.
Antonius. Schon gut. Ich sehe, dass es dir ernst ist. Was ist los?
August: Ich bin verliebt.
Antonius: Ich weiß, in Theresa.
August: Nein, nicht in Theresa.
Antonius: Wie jetzt? Sie ist deine Verlobte seit einem Jahr.
August: Das schon. Ich liebe Mareike.
Antonius: Nein – unmöglich!
August: Es ist wahr. Ich fühlte es eben gerade wieder, als ich sie unterwegs
getroffen hatte, wie sehr ich sie liebe.
Antonius: Unmöglich!
August: Jetzt weißt du es, meine Freund, in welchem Elend ich mich befinde.
Antonius: Und Theresa? Und so weit ich weiß, ist Mareike mit dem Fritz
zusammen. Wo soll das alles hinführen. Was geschieht hier?
August: Ich weiß es nicht. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Allein auf das
Gefühl im Herzen kann ich vertrauen und das gehört Mareike.
Antonius: Und alle die Zeit mit Theresa, wie konntest du –
August: Ich dachte, ich würde sie lieben; und muss jetzt einsehen, dass es nicht
wahr ist. Hilf mir Antonius! Das ist eine Qual. Theresa darf das nicht erfahren. Du weißt was für ein guter Mensch sie ist, du
weißt wie sehr sie an mir hängt. Es würde ihr Herz brechen, wenn ich mich von ihr
trennen würde.
Antonius: Die Liebe kommt und geht. Wie sagt man so schön. Aus den Augen aus
dem Sinn. Verlasse die Stadt und du wirst wieder glücklich, und niemand kommt zu
Schaden.
August: Das rätst du mir also?
Antonius: Tausche deine Ehre nicht gegen Schwärmerei aus. Das ist ein schlechter
Tausch. Theresa ist sicherlich eine bessere Partie, such was die finanzielle Sache
anbetrifft.
August: Das interessiert mich nicht! Das weißt du. Ich lege darauf wenig wert.
Antonius: Und doch tut sie jedem gut.
August: Still Antonius. Ich sagte –
Antonius: Ich bin still. Verzeih mir mein Freund.
August: Vielleicht wird alles gut, wenn ich gehe. Ich würde hier nur leiden, ich
könnte den Anblick Mareikes mit ihrem Freund nicht ertragen. Das würde mich
zugrunde richten. Ich soll gehen, sagst du. Ich werde gehen. (Geht ab seine
Sachen packen.)

Vierte Szene.

Mareike sitzt im Garten und blickt nach dem Himmel hoch. Lilli kommt gerade
herein von der Stadt.
Lilli: Du wirst es nicht erraten was ich gehört habe.
Mareike: Was hast du gehört, Schwester?
Lilli: Dein August, es heißt, er sei so eben verreist, und ich glaube diesmal für
immer. Seine Tante hat’s mir erzählt. Er soll fluchtartig seine Reise angetreten
haben. Den Grund kennt man nicht.
Mareike: Nein – Nein – August. August – wo ist er hin? ( Sie steht auf und rennt
hinaus. )
Lilli: Schwester, wohin?! Fritz kommt gleich.
Mareike läuft und läuft wie um ihr Leben.
O August, mein August, du gehst wegen mir. Ist deine Liebe so stark für mich. Ich
habe mich entschieden! Ich will dir gehören, ich liebe dich. Ich folge meinem
Herzen! Die Menschen können so viele Tugenden erfinden, wie sie wollen, sie sind
und bleiben bloß Einbildungen, aber das warme, tiefe Gefühl im Herzen, das kann
niemand leugnen, das kann jeder fühlen, und somit weist mein Herz allein mir
meinen Weg, und niemand sonst.
Sie kommt an seinem Haus an. Augusts Tante steht vor der Tür.
Mareike: (außer Atem): Wo ist August? Ich muss ihn sehen.
Tante: Liebes Kind, du kommst her gerannt, ist was passiert?
Mareike: Wo ist August, ich muss ihn sprechen?
Tante: Mein liebes Kind, er ist fort, so etwa vor einer halben Stunde ist er mit einem
Pferd fortgeritten.
Mareike: Wohin? Sagen sie mir bitte wohin er fortgeritten ist?
Tante: Er wollte nach – über die Berge reiten.
Mareike: Den Weg kenn’ ich, eine Abkürzung auch. Danke! Tausend Dank!
Sie beeilt sich und mietet ein Pferd und reitet August nach.

Fünfte Szene.

Mareike nimmt die Abkürzung und kommt schließlich an am Fluss raus, und muss
nun eine hölzerne Brücke überqueren. Sie sieht August auf der anderen Seite des
Ufers, der gerade die Hauptbrücke überquert hat.
Mareike: August! August!
August dreht sich um. Erblickt sie.
August (glücklich): Mareike! Du!
Sie will die hölzerne Brücke überqueren, die Brücke bricht ein, Pferd und Mareike
stürzen in den reißenden Fluss.
August: Mareike! Nein! Nein! Um Himmels willen, Nein!
Er reitet hinterher, springt ihn den Fluss, schwimmt und sucht sie, vergebens, der
reißende Fluss hat Mareike verschlungen. Nach einer Stunde spült der Fluss ihre
Leiche ans Ufer. August findet sie.
August (hält fest umschlungen mit den Armen die Leiche und weint heiße Tränen):
Das ist alles, alles meine Schuld! Ihren Tod durch Ertrinken hätte es nicht gegeben,
wenn ich nicht ihr meine Liebe offenbart hätte. Sie ritt mir hinterher! – Götter! – um
mich wahrscheinlich vor meiner Absicht, der Liebe zu entsagen, dem großen
Fehler, zurückzuhalten! – Und wegen mir erleidet sie den Tod. – Götter! – Ich kann
so nicht leben. Ihr habt mir alles genommen, was meinem Herzen von Bedeutung
war. Himmel! – Mareike! – Wo bist du jetzt – warte auf mich! Warte! Ich komme! Ich
komme dir nach! Liebste! Ich komme dir nach!
Er stupst die Leiche wieder ins Wasser und wirft sich selbst dann in den
schäumenden, brausenden Strom hinein und war bald verschwunden.

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Kommentare zu diesem Text

holzköpfchen (31)
(21.06.14)
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 FRP meinte dazu am 21.06.14:
eingedeutscht, Duden kennt es. engl./kelt. schott.

clandestine {adj}
geheim
heimlich
verborgen
klammheimlich [ugs.]
versteckt
Geheim-
verstohlen
klandestin [geh.]
holzköpfchen (31) antwortete darauf am 21.06.14:
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 Augustus schrieb daraufhin am 22.06.14:
Was soll ich sagen? Ich verneige mich höflich und danke recht herzlich dafür, dass meine Verliebten so gut von Dir aufgenommen wurden.

Gruß,
Augustus

 loslosch (21.06.14)
jaja, die klass. vorlagen. hier aber hat das dreckfuhlerteufelchen gewütet. wegen der anzahl nur einen einzigen:

"Ich bin ein Gentalmen ..." (im ersten schreck las ich genitalman.)

ps: "genitale" verarsche.

 loslosch äußerte darauf am 15.08.16:
wo bleibt der gentleman?

 Augustus ergänzte dazu am 16.08.16:
da isser! siehst du ihn nicht?

 loslosch meinte dazu am 16.08.16:
klar, ein echter gentleman. vorher wars ein anagramm. ich werde gleich den anagramm-generator befragen. ich setze auf curiosa.

 Dieter_Rotmund (23.09.20)
Was treibt dich so in der Küche zu rennen?

->

Was treibt dich, so in der Küche zu rennen?

oder

Was treibt dich so, in der Küche zu rennen?

Denkbar wäre auch:

Was treibt dich so in der Küche, zu rennen?


Alle Varianten haben Bedeutungsunterschiede, die Frage ist also nicht trivial.
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