Euponia

Text

von  Akzidenz

[..] Tíz litero bennem van.

Erinnerungen läutern mich, wenn nur gelegentlich ein Mensch sein Leben, das heißt, sein Gewissen überdenkt, so nähert er sich vielleicht jener eigentlichen, fanalen Güte, die die Zugkraft seiner Pastorale in eben die Vornehmheit versetzt findet, welche uns wohl in der Späte des Lebens über den Hingang unseres Wirkens ein nicht nur kühnes, sondern demütiges Seufzen entlässt: denn wie das Sterben sitzt das Zartgefühl für die Entbehrlichkeiten alter Wuchten, der Leichtsinn einer falschen Muße, dem Andächtigen inne. Das Schwere von einst, das wir in des Lebens andächtige Mitte getragen: ein Jetzt war es, das ihn trieb, und einmal bedauert werden würde. Wenn ihr die Taten  überdenkt, so muss es ein Benehmen sein, dass das Gewissen sie zusammenzählt.
Taten scheinen mir die, welche das Schlechte aufrecht werden lassen - Eine Lehre antiker Heteropathik, und möge es nützen: sie müssen erst Abtrünnige werden,
um Gebete zu machen. Gebete heißt hier Flehen, wie es Gewissen heißt, zu beichten - verquastem Echo ähnlich, wo ihr Säulenjoch nur widerhallt, was große Klagen erst erklimmen konnten. Solchereins werden mit suchenden Händen zu dem Rechte eilen, erst wenn das Unrecht ihnen zu Leide tat. Das ist aber wohl demselben, der seine Antezedenzien zu reinigen neigt, zu Gute zu halten; gleich jenem, der Gottes Gnade auf das ihm zugefügte Unheil zu häufig schon zu richten suchte: sie werden gütig werden müssen. Dem Guten lastet nunmehr die Ostentation der Wiederholung, des ewigen Wiederkehrers auf! Ihr müsst das Gute wiederholen, weil es doch stets dasselbe bleibt; einst aus dem Hypogäum des Zweifels getreten, wird einmal Zweifel es sein, was es verdirbt - einst aus dem Toten ins Leben verbannt, wird Leben einmal sein, was es wieder heimbittet.





Es gibt eigentlich zweierlei Primalität der Leidenschaft, die aus der Reibung zwischen ihrer Seele und der äußeren Welt durch den Leib ins Eine gehen. Geradezu missbraucht er ihren Feinsinn: sie horchen, was schallt und sehen, was gleißend ist. Und ehe sie sahen, waren sie geblendet. Was sich eurem Leib entgegenstellt muss singen und frohlocken dürfen! Was das Blute erhebt soll den Tanze verleiden, dass noch jede Nacktheit dieser Erde wie ein Bub nach dem Versteck sich kreißt! Was wundert eure Seele schon, da der Limbus jetzt die Wolken dreht: mutet's Dich an, Dich wie die Hölle zu benehmen, wer nur in der Hölle lebt! Uns errichtest Du ein Denkmal, härter als M e n s c h! Kaskade, die am tiefsten sich erkrachet - macht, dass kein Tropfen mehr den Leib ermutigt -
erst Seltenheit
ist ganzer Rückfall
allen Wassers
in den Seen,
allen Taues
in der Wüste,
aller Viehe
im Gehöft!

Aber in die Seele steigt kein Messer je:
als ob Blutttat in die Kindheit riss,
welcher der sterbende Manne
- es ist voller Sterne -
hier erblickt!

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