Verzicht auf den Gnadenstoß

Erörterung zum Thema Krieg/Krieger

von  loslosch

Nobile vindictae genus est ignoscere victo (aus dem Mittelalter, wohl nach Hildebert von Lavardin, Bischof von Tours, 12. Jh.). Eine edle Art der Rache ist es, einem Besiegten zu verzeihen.

Diese (ritterliche) Vorstellung ist dem modernen, anonymisierten Morden in Kriegen fremd. An Rache ist ohnehin nichts Edles zu finden. Gedacht ist wohl eher an folgendes: Der Sieger sieht von einer harten Strafe (Vollstreckung) ab, im Respekt vor dem gegnerischen Heldenmut.

Ernst Udet, 1896 bis 1941, nach Richthofen der bekannteste deutsche Heeresflieger im Ersten Weltkrieg, berichtet in seinen Erinnerungen (Mein Fliegerleben, Berlin, 1935) von einem heroischen Zweikampf voller Kapriolen und Finessen mit einem französischen Kampfflieger (Georges Guynemer, 1894 bis 1917). Der habe zuletzt, trotz guter Schussposition, auf den Gnadenstoß verzichtet und mit erhobener Hand abgedreht; denn er habe eine Ladehemmung bei ihm, Udet, bemerkt. Übrigens vom französischen Piloten postum - möglicherweise zum Selbstschutz - nicht bestätigt.

Nach dem totalen Zusammenbruch und dem Ende des Hitler-Regimes 1945 war es kein Akt des Respekts der westlichen Alliierten, dem zerstörten Deutschland keine strangulierenden Reparationsforderungen aufzuerlegen, sondern kluges Kalkül - im Blick auf die erstarkte UdSSR und die unseligen Erfahrungen von 1919 (Versailler Friedensvertrag). Mit Verzeihen hat das alles nichts mehr zu tun.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (29.06.14)
"Der wahre Sieg besteht darin, dem Gegner klar zumachen, dass es ein Fehler war, sich überhaupt zu widersetzen."
- (sinngemäß): Gul Dukat, in: Star Trek: Deep Space Nine

 loslosch meinte dazu am 29.06.14:
immer feste druff! (wer hats gesagt?)

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 29.06.14:
Hm... passt auf jeden Fall zu Blücher, Marschall Vorwärts. (Ohne Gneisenau wäre er nur ein alter Spinner gewesen.) Von ihm stammt - auch schön - jedenfalls das (sinngemäß): "Wer heute Abend nicht tot oder wonnenfroh ist, hat sich geschlagen wie eine elende Hundsfott!"

 loslosch schrieb daraufhin am 29.06.14:
kwII. der spruch fand auch erwähnung in kaiserlichen randnotizen. in der zabern-affäre wurde sein sohn, der kronprinz, unrühmlich bekannt. immer feste druff, in einem internen telegramm. er bezog sich auf die elsässer "wackes".
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram