Die Wohnstatt

Expressionistisches Gedicht zum Thema Annäherung

von  Caracaira

Diese, die keine Fußleisten im Wohnzimmer hat,
eine mit dunkelblauem Satin bezogene Falttür,
ist sonnenbeschienen und meine Provinz.
Zwischen Stadt und Land und Fluss, dem kleinen
mag ich sie - oh kurze Frist - als Provisorium nur
gemütlich grüner Giebel, goldener und gelben Wänden,
Sägelärm von Firmenverbänden bei offenem Tor.


Ab und zu weigere ich mich vor mir mehr zu renovieren hier.
Sie ist ein Zuhause für den Kater.
Für mich eine Singlewohnung auch in diesem Frühling.
Und nun im Sommer, wieder, wieder zum Brüten hier?


Diese, die keine Lampenschirme im Schlafzimmer hat,
eine mit bourdauxrotem Sticktuch bezogene Lehne,
ist sonnenbeschienen, alleine beschwingt.
Zwischen Job und Luft und Gang zum einen
wurde sie auch meine Arbeitsstätte am Telefon
So lebe ich unter dem großen Dach, gehe nicht an die Wände.
Sägelärm durch offene Mitte wird lindernd zurückgeebnet.


Ich bin ein Zuhause für mich und die Menschen im Umbruch.
Ausgebrütet ist der Frieden mit dem Wohnort wie der Arbeit hier.
Zum Schnellumzug mit Leichtgepäck gerüstet und gebrüstet
bis ich wo im großen Stil walten kann für meinen Mann.


Nun da Zeit und ich ins Land gegangen, reichlich beide fast in Stand gelangen,
gibt es eine übernächste Wohnstatt ähnlich wie die vor dieser hier
abgeschieden, weil abgeschieden von einem Hoffnungsträgerant,
Ex kommt von Exil, also verbannt, hier in diese Gebetsleben forcierende Gegend.


Abgeholt von glücklichen Fügungen trotz unzücklichen Rügungen
Rotz und Wasser kennt kein Alter, Kummer kennt kein Alter
und den Tisch, immer wollt, nun bekommen gesollt,
nur abgeschieden, zum Beten eben.
Beheimate ich mich wieder in mir und hier mit Dankbarkeit für die Zweisamzeit.

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Kommentare zu diesem Text

Metulskie (32)
(30.06.15)
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 Caracaira meinte dazu am 12.03.17:
Dieses Gedicht wurde inspiriert von einem Gedicht, das ich wiederum von einem inspiriert 2000 schrieb, es war eine Hommage an Marie Luise Kaschnitz und ihr 1962 veröffentlichtes Gedicht:



"Interview

Wenn er kommt, der Besucher,

Der Neugierige und dich fragt,

Dann bekenne ihm, daß du keine Briefmarken sammelst,

Keine farbigen Aufnahmen machst,

Keine Kakteen züchtest.

Daß du kein Haus hast,

Keinen Fernsehapparat,

Keine Zimmerlinde.

Daß du nicht weißt,

Warum du dich hinsetzt und schreibst,unwillig, weil es dir kein Vergnügen macht.

Daß du den Sinn deines Lebens immer noch nicht Herausgefunden hast, obwohl du schon alt bist.

Daß du geliebt hast, aber unzureichend,

Daß du gekämpft hast, aber mit zaghaften Atmen.

Daß du an vielen Orten zu Hause warst,

Aber ein Heimatrecht hast an keinem.

Daß du dich nach dem Tode sehnst und ihn fürchtest.

Daß du kein Beispiel geben kannst als dieses:

Immer noch offen."



Diese Hommage habe ich nicht hier leider, allerdings wurde ich heute Nacht daran erinnert, weil ich las, wie auch jemand die Ausschau nach einem jenseits der Maya lebendigen Partner verband mit wiederholtem: "...nicht genug.", mit Benennen des Unentbehrlichen.

Jesus.
Nächstes Jahr habe ich viel vor, jetzt lass mich den Gefährten finden.
17 Jahre sind genug von "nicht genug."
(Antwort korrigiert am 12.03.2017)
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