Auftakten

Erzählung

von  Caracaira

...
Heute war sie in diesen Gedanken gerade mit dem Zug im kontrastreichen Frankfurt am Main angekommen.
Einen Weg gen Westhafen bahnend, von Smartphone über die Füße, rekapitulierte Jana oder kapitulierte.
Als  freie Journalistin für Stadtmagazine und Seniorenzeitungen hatte sie in jener gefundenen Marktlücke für Kaffekränzchenkurse, wie Exkurskurskränzchen ihren Weg aufgenommen.
Zuerst richtete sie vereinzelte kooperierte Veranstaltungen aus, für die Sz, später kamen eigene hinzu, in denen sie praktischerweise ein Händchen für das richtige Engagement von Autoren, Musikern und Wissenschaftlern hatte.
Eine sich in Zeit entfaltende zaubervolle Wirkung stellte sich ein, war es später auch so, wenn die Schauspieler nun steif in ihrer Rolle gefangene Incentiveteilnehmer auflockerten? Inkognito verstand sich. Die Schauspieler lockten die Menschen als Menschen aus ihrer Arbeitssphäre. Diese Eventgeschichten hatten sich aufgedrängt, wie das so kommt.
Und die Birkenbihlschen Selbstlerner fielen in den Hintergrund.

"Ja, so ist das.", sprach sie zu sich bei ihrem auf den Punkt gebratenen Tomahawk in der Mittagspause, klein inmitten des großen Restaurantsaals des Druckwasserhauses in Frankfurt - bis ihre Reflexe, die bei aller Vielbeschäftigtheit funktionierten, an diesem Müttermittag dort ihn entdeckten, den Polygamistpianisten Caesare, wie er sich ungefähr mal skizzieren würde.
Er hatte die Tomatensuppe bestellt, er saß nicht wirklich, er lehnte an der Stuhlkante und aß eilig.
"Ist doch egal, wie er aussieht.", dachte sie, sich in vollen Zügen ihrem Armlehnstuhl und ihrem Bissen widmen mögend vor diesem Getriebenen  - attraktivem Dunklem.
Der Saal wirkte spannend statt heimelnd jedenfalls, schrieb sie diesem wegen seiner für einen Industrieraum mit den schwarz-weißen Rautenfliesen und den oben von der Galerie oder Empore wohl präsenteren halbrunden Fenstern unterm breiten Giebel des mit roten dicken Lederbänken ganz wie ein Zuginneres jenseits von Verweilen eher als von Platznehmen sprechenden Raumes.

Und da hatte er auch schon bemerkt, wie die Frauen ihn einschätzten und offensichtlich bemühte er sich nach hinten kippend durchzuatmen. Jetzt traf sein Blick Jana und wurde zu einem Lächeln. Sein kinskyesker Ausdruck wurde zu einem Roy Blacks. Jana proustete mit einem lautem Lachen und dann ihrem mit rotem Burgunder gefüllten Weinglas herüber zu ihm. Das erwiderte er prompt und kaum später saß er neben ihr.
Ob er das wohl so machte, dass er Frauen die Hand küsste?, wunderte sie sich sich zu wundern.
"... etwas Kleines heute hier und dann habe ich noch einen Termin in Friedberg, einen Flügel anschauen. Heute Morgen in Heiligenroth. Zwei Flügel sogar, ein Klang..." kam es aus diesem sich von Roy Black zu wohl ihm selbst sich für sie wandelnden Gesicht. Da mochten die Worte so friedvoll engelshaft klingen, es waren seine Getriebenheit und Hafenlosigkeit diesmal zu hören. So befand die in ihrem bourdeauxroten schlichtlangen schlanken Kleid vom hellroten Sitzplatz Abgehobene. "...klare Sache...", Caesares Stimme formte im kurzen Atmen konsonantenlastig schnell gesprochene Sätze.
Sie hatte ihren Tomahawk gegessen und hielt das Glas am Bauch, der Handrücken noch im Nachklang des Kusses.
Schön war es hier.
"Oh, 12:55 Uhr. - Schön ist es hier.", dachte sie nochmals, saugte den Moment ein. Mit seiner für einen Pianisten nicht allzu feingliedrigen Hand  auf dem Bauch verabschiedete er sich einen gedehnten Moment nickend, nicht ohne die Bitte um ihre Telefonnummer auszusprechen. Ihre magnetische Visitenkarte legte sie auf den Holztisch, neben die wieder geschlossene Bezahlmappe. Es war ruhig geworden.
"War schön hier mit dir.", sprach er aus den graubraunen Augen lächelnd.

Dieser Mittag hatte ihr was Handfestes und Feines beschert und schnellen Schrittes war sie wieder am Mainufer, in Flussrichtung. Angenehme Sonnenscheinmomente halfen ihren Hader mit sich gut sein zu lassen, den keiner ausgelöst hatte. Kein äußerer Grund hatte sie - nein, - es war die Universität, der sie hier den Rücken gekehrt hatte 2007, zu blutleer und aufstrebend war sie ihr geworden, die nun voll ausgebaute statt wie zuvor ausgekaute Universität mit Spürbarkeit ihrer Geschichte. Und was war geworden aus ihrem Vorhaben nicht für Konzerne wie Mestle` zu arbeiten? Sie hatte es getan, ein Konzept geschrieben und die Düsseldorfer Künstler machen lassen, für diese Mitarbeiterfestivität im Advent. Und ihr Advent?
Aus diesen düsteren Gedanken holte sie Caesares Anruf. Er habe noch eine Stunde am Nachmittag in der Stadt, wie sie geplant hätte.
Kurzerhand lud sie ihn in die Wilhelm Leuschner Straße zum Hotel für ihre heutigen beiden Seminare, schließlich konnte er zu Fuß zum Bahngleis.
Bei einem Steetee in dem Bereich oben vor der großen Panoramaterrasse zum Garten raus erzählte jener, er habe sich zu billig ficken lassen beim letzten "was Kleinem". Das Spielen für einen 102jährigen, der stank.
Auch wenn die Zeit ein Wenig war, gab sie Jana und Caesare ein angenehmes Gefühl.

Wieder in einem, nach dem lockeren Seminar mit den lustigen Ruheständlern, hatte sie das Auto einer Dame gesharet und wippte zur Fahrgrinsmusik in den satten letzten Sonnenstrahlen, in denen ihr Haar so rot leuchtete. Gerade neu gemacht war der Führerschein der 33 Jährigen.
Sie kam in Rödelheim bei der Konditorei an und freute sich riesig auf Erika und sie, die besten Freundinnen im Caféplausch.
"Du strahlst ja so herrlich.", konnte Jana ihr sagen, während Erikas Blick schon verriet, es war etwas geworden mit dem Heimgekehrten.
"Ja. Wir haben Steinpilze gesammelt.", strahlte die jung wirkende und viel ältere Freundin. "Ich grinse den ganzen Tag schon wie ein Honigkuchenpferd. - Hast Du Leika oben gelassen? "
"Ja, genau. Guido und der Kleine haben Zeit, Toni will die zwei etwas dazu bringen Vater-Sohn-Zeit zu erleben.", bekräftigte Jana. "In jedem Fall pilgert sie nun doch weiter nach dem Jahr Hausbaupause."
"Und wie ist es geworden?  Wirklich mit runden großen Fenstern und Tonstudio dahinter?"
"Exakt. Meine und Leikas Hütte wirkte daneben wie Leikas Hütte, wenn wir nicht drei davon in der Gemeinschaft hätten."
"Ich fand die immer toll mit dem Holzofen in der Mitte und der Teekanne obendrauf. ", schwärmte Erika. Sie hatte nicht nur als Alpinistin eben den Sinn dafür.
Ohne Überleitung erzählte sie lebendig zwei kleinkarierte Törtchen lang von dem Wanderwiedersehen.
'Almost heaven' sang Sande im Radio samtig darüber.
"Und Du?..." "... hast heute also zwei Handküsse bekommen."
" Das ist ja schon für Friedrich beachtlich. In eurem Alter erst recht. Ah ja, naja. Schau halt mal."
"Ne, ne, der hat mir schon komischerweise mitgeteilt, dass er in drei Städten drei Frauen zugleich zu haben pflegte. Jetzt ist er zwar am Darben. So keine und lange."
"Ah ja, naja. So habe ich früher in Paris auch gelebt, so statt mit einem. Da haben sich die Männer die Klinke in die Hand gegeben."
"Das hast Du mir ja noch gar nicht erzählt! ", "Ja klar. Da war ich wie so ein Manager so unter Strom, dass ich das irgendwie als Ausgleich gebraucht habe, so als Druckausgleich. - Mensch, keine Moral hatte ich da.", ließ Erika auf sich und Jana wirken. In letzter Zeit war sie männerrückblickend ihre zeitlebens beendenden Züge betrachtend - und ihre neue Wahrnehmung, langfristig mit einem Mann leben zu wollen.
Ob sie noch einen Mann mal dauerhaft ertragen könnte, war eine echte Frage geworden.

"Wohin willst du? Pano im Krankenhaus besuchen? - "Ja."
"Wir zahlen bitte!", waren sie sich einig.

Der sonst nicht so leise Freund bekam Nikotinpflaster mitgebracht,  er nutzte seine Genesungszeit wie geplant, nachdem er die Mandeln heraus bekommen hatte und wie geplant hatte er sich nun auf eine Singleböse begeben, bekam um Rat ersuchend ergänzende Beschreibungen zu sich von den beiden Freundinnen.
Als der schneidige Friedrich Erika draußen zum Steinpilzrisottokochen abholte, fachsimpelten Jana und Panochen wortkarg im blumengeschmückten mit Holzpaneel veredelten Zweibettzimmer in abendlicher Ruhe über dessen neueste Texte wie der über den Bosnienkriegsveteran. "Eisengrau" war das erste Wort des Romans.
Später würde Toni diese erste Seite in Musik umwandeln.

Pano hatte sich kaum über seinen Zustand beklagen könnend Zuhörerqualitäten und ermunterte Jana zu erzählen.
Sie erzählte mit einem ebenfalls reduzierten Gestus von Erikas neuer Haltung, auch wenn Erikas Aussagen zugleich standhaft weiter hießen: am besten sei es ohne einen Mann mit all seinen Facetten für sie.
Vom ihr heute begegneten Caesare erzählte Jana.

Zu Jana hatte er gesagt, diese Begegnung könnte für beide fruchtbar sein. Und sie hatte das Gefühl nicht nur sein Weihnachtsengel sein zu sollen, als tröstende Möglichkeit im Peto.

So sollte es sich als wahr herausstellen,  klar war von Anfang an, dass er keine Beziehung suchte. Sie besuchten einander und trafen sich zu Städtetouren.

Heute allerdings war das noch eine vage Aussicht und die auf Wiesbaden die derzeitige.
Das Dunkel beglänzte die großzügige Adventsbeleuchtung feierlicher als woanders.
Die Straße war montäglich ruhig, vielleicht auch wegen des frühen Frostes, man fuhr im Kutschentempo durch die pompöse Stadt.


Anmerkung von Caracaira:

entsteht

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (23.07.20)
Einen Weg gen Westhafen bahnend, von Smartphone über die Füße, rekapitulierte Jana oder kapitulierte.

Wirrer und unverständlicher Satz.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.06.21:
Hallo, ist da noch jemand?

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 16.05.22 um 13:49:
Nein.
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