Bettykind

Gedicht zum Thema Abhängigkeit

von  Isaban

Er war kein Saukerl, wie ihr denkt,
der Vater. Betty murmelt und
die lieben, alten Augen blicken
dabei sehr sanft ins Nirgendwo.
Gewollt hat er, zu viel gewollt
und Oma musste immer stricken;
sie war schon weit vor vierzig grau.
Die Mutter ging mit Peterle,
das nicht lang schnaufen durfte.
Geackert hat sie und geschuftet
und als sie dann im Himmel war,
war keiner außer mir mehr da,
da nahm er mich zur Frau.
Oh Gott, all Nacht hat er gewollt,
es riss mich schier entzwei.
Elf, zwölf war ich, doch einerlei,
er hat es müssen, müssen, müssen.
Müssen und geweint dabei.
Ich habe keine Kinder nicht, wir
hatten all das Vieh. Ich heiratete nie.
Er war kein Saukerl, wie ihr denkt,
er hat mir sonntags Geld geschenkt,
zum Schlafgut meinen Mund geküsst,
hielt manchmal meine Hand.
Die Oma tat das nie. Ich hab nichts anderes
gekannt und stand schon immer
hinten an und wenn er schlief, war er
schön warm. Erst als ich in die Lehre kam,
nahm er die Amelie.

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (28.07.14)
Ein behutsamer, nicht anklagender Text über Missbrauch, scheinbar sehr authentisch.
LG Jorge

 Isaban meinte dazu am 17.08.14:
Vielen Dank für die Rückmeldung, Jorge.

Liebe Grüße
Sabine
janna (66)
(28.07.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban antwortete darauf am 17.08.14:
Danke, Janna.

Liebe Grüße

Sabine

 Lluviagata (28.07.14)
Hier gefällt mir vor allem die Sprache, Isaban! Ich sehe sie förmlich vor mir sitzen, die alte Betty.

Toll gemacht!

Liebe Grüße
Llu ♥

 Isaban schrieb daraufhin am 17.08.14:
Dann habe ich in etwa geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Herzlichen Dank für deine Rückmeldung, liebe llu! :-*
Fabi (50)
(07.08.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban äußerte darauf am 17.08.14:
Es freut mich sehr, dass der Text berühren konnte.
Vielen Dank.

Liebe Grüße

Sabine
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