Camille Claudel

Sonett zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch

von  IngeWrobel

.

Du warst ihm Lehrling, Muse und Geliebte.
Sein Name stand allein für das Genie –
nicht deiner, die ihm all ihr Können lieh,
denn du warst nicht ein Lehrling, der noch übte!

Man blieb dir diese Anerkennung schuldig –
sie hätte dir und deiner Kunst gebührt
und nicht dem Meister nur, der dich verführt.
Doch demütig ertrugst du das geduldig.

Als endlich du im eignen Glanz erstrahltest
war hoch das Lehrgeld, das du dafür zahltest:
Er wählte eine Andere zum Leben;
hat dir damit den Todesstoß gegeben.

Hinter dem Genius verbarg sich ein Kretin,
ein Mann ohne Moral: Auguste Rodin.

.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 franky (19.08.14)
Hi liebe Inge,

Das ist eigentlich ein tolles Gemälde. Mit einer einzigartigen Dichte von Farbschattierungen.
Du vermittelst sehr eindrucksvoll eine Geschichte mit Melancholischem Inhalt.
Sie eröffnet sich erst bei mehrmaligem Lesen.
Meisterlich geschrieben.

Liebe Grüße über die Berge zu dir

Von Franky

 IngeWrobel meinte dazu am 19.08.14:
Lieber Franky,
vor einigen Jahren las ich eine faszinierende Biographie über die französische Bildhauerin Camille Claudel - übrigens die Schwester des Schriftstellers Paul Claudel, der hierzulande bekannter wurde, als seine Schwester Camille.
Camille war hochbegabt, aber ihr fehlten die Mittel, als Künstlerin in ihrer Zeit freischaffend zu arbeiten. So wurde sie die Mitarbeiterin des damals schon berühmten und anerkannten Auguste Rodin. Sie war all das für den "Meister", was ich oben im Gedicht beschreibe. Kenner vermuten, dass einige seiner besten Skulpturen zumindest teilweise von ihr geschaffen wurden. Sie war ihm Modell und Geliebte ... aber er heiratete eine Bürgerliche, mit der er ein spießiges Leben führte.
Camille wurde, depressiv, schwermütig und suizidgefährdet, in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen, in der sie dann auch starb.
In einem Augenblick der Wut und Verzweiflung zerstörte sie die meisten ihrer großartigen Werke - deswegen findet man nur noch wenige Exponate von ihr in Museen.
Voriges Jahr war ich in einem Museum in einer Abteilung mit wichtigen zeitgenössischen Werken weiblicher Künstler. Dort stand besonders exponiert eine Büste von Rodin, die wahrscheinlich Camille darstellt. Aber in dem Saal gab es kein einziges Werk von Camille selber. Mich hat das damals sehr empört.
Gestern wurde irgendwo im TV ein Spielfilm über Camille gezeigt - das brachte mich auf die Idee, mein Widmungsgedicht hier einzustellen. Übrigens hab ich den Film schon vor einiger Zeit gesehen. Ich fand ihn durchaus gut ... wenngleich die Biographie in Buchform mich wirklich nachhaltig beeindruckte - worüber ja mein Gedicht Zeugnis ablegt.
Ich hoffe, mein langer Re-Komm bereitet Deinem PC keine allzu großen Schwierigkeiten, lieber Franky!
Sei herzlich bedankt für die Sternchen
und lieb gegrüßt
von der Inge hinter den Bergen ,-)
aliceandthebutterfly (36)
(18.03.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 IngeWrobel antwortete darauf am 22.04.19:
Liebe Stefanie,
ich habe mich noch gar nicht für Deine Worte und die Favorisierung meines Gedichtes bedankt ... sorry!
Das hole ich nun nach und verbinde es mit lieben Grüßen in den Ostermontag!
Herzlichst
Inge
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram