Empörter Herbst

Gedicht zum Thema Jahreszeiten

von  EkkehartMittelberg

Ich bin als Herbst ein armer Tropf,
und greif mir manchmal an  den Kopf.
Was nützen Äpfel mir und Pflaumen
für die verwöhnten Kennergaumen?

Die Klassik hat mich nur verehrt
und keiner hat sich mir verwehrt.
Modernen bin ich zu banal,
als wären Herbstgedichte schal.

Na wartet nur ihr Neunmalschlauen,
ich will den Hochmut euch versauen,
schick Nebel euch und klamme Nässe,
da schaut ihr dumm aus fahler Blässe.

Ihr könnt die Fülle nicht ertragen,
braucht Saures für Geschmäckler-Magen.
Ich  peitsche Stürme euch aufs Dach,
dann liegt ihr mit Frau Grippe flach.

© Ekkehart Mittelberg, September 2014


Anmerkung von EkkehartMittelberg:

So manchem geht die Inflation der Herbstgedichte auf den Senkel. Er findet das Motiv und Thema ausgelutscht. Doch was sagt der von den Dichtern verwöhnte Herbst selbst dazu?

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (15.09.14)
Hehehe...
Ich wusste schon immer, dass du ein alter Spötter bist. Und ich schätze mal, bevor du das aufschriebst, hast du dich mit dem alten Herbst auf einen Schoppen Wein getroffen.;-)
(Kommentar korrigiert am 15.09.2014)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.09.14:
Danke, Trekan, so war es, ich mag diesen alten verschrobenen Kauz.

 susidie (15.09.14)
Ich fühle mich ja immer in ihn ein....auch wenn ich nicht habe. Aber ab morgen...naja....mal sehen.....aber das mit der Fr. Grippe lassen wir mal lieber sein. Reicht so schon :)
Lieben Gruß von Su....in Nebelschwaden

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 15.09.14:
Merci, Su, du bist zu beneiden, weil du dem deutschen Nebel immer wieder dahin entfliehen kannst, wohin die Macht des Herbsts nicht reicht.

Liebe Grüße
Ekki
Scheester (80)
(15.09.14)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 15.09.14:
Du hast den Perspektivenwechsel erkannt. Danke Detlef.

LG
Ekki

 monalisa (15.09.14)
Die Intention ist soweit klar, die Reaktion des Herbstes verständlich: Von Klassik bis Romantik allerorts gepreisen und besungen, holt er zum Gegenschlag aus gegen die 'Modernen', die ihn für banal und Herbstgedichte als schal bezeichnen. Ein rechter Diplomat scheint er nicht zu sein. Statt sie eines Besseren zu belehren und mit Reife, Farbenrausch und Fülle zu beeindrucken und Skeptiker in 'goldenen Licht' zu baden, wartet er mit Nebel, Nässe und Sturm auf und drängt sich in die privateste Privatspäre, indem er 'Frau Grippe' als Bettgefährtin entsendet.
Herr Herbst reagiert damit sehr menschlich, indem er sich für etwas, das er als 'ungerecht' ansieht, heimtückisch rächt.
Soweit ein vordergründig recht vergnügliches, etwas anderes Herbstgedicht, das mich dann doch etwas nachdenklich entlässt; eine moderne Fabel, die Undank (man könnte sich ja über die unzählichen 'schönen' Herbstgedichte einfach freuen) Eitelkeiten, Gehässigkeiten und Rachsucht fokusiert. Andererseits denke ich, wie wichtig doch ein wenig Beachtung und Anerkennung in unser aller Leben ist, man sollte sie also auch dem guten alten Herbst nicht gänzlich vorenthalten ;)

Liebe Grüße,
mona
(Kommentar korrigiert am 15.09.2014)

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 15.09.14:
Grazie, Mona, dir entgeht keine Schattierung. Wenn der alte Herbst etwas klüger wäre, würde er sich selbst über die Anti-Herbstgedichte freuen; denn solange man im Gespräch ist, lebt man.

Liebe Grüße
Ekki

 Fuchsiberlin (15.09.14)
Sie existieren, diese vielen Jahreszeitengedichte. Viele gleichen oder ähneln sich zu sehr, so dass manch ein Leser, anhand dieses Massenwahns, abwinkt. Dein Herbstgedicht hebt sich allerdings aus der Masse angenehm hervor.

PS: Ich bin ansonsten auch kein Fan von Jahreszeitengedichten.

Liebe Grüße
Jörg

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 15.09.14:
Merci, Jörg, ich würde mich auch nicht als Fan von Jahreszeitengedichten bezeichnen, aber ich wundere mich immer wieder, dass es einigen gelingt, dem Thema Jahr für Jahr neue Perspektiven abzugewinnen.

Liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (15.09.14)
Bist Du etwa mit Herrn Herbst befreundet? LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.09.14:
Danke, Armin, sagen wir mal, ich stehe auf gutem Fuß mit ihm, weshalb ich hoffe, dass er mir Frau Grippe vom Hals hält.

LG
Ekki

 Didi.Costaire (15.09.14)
Der Herbst hat einiges gegen uns in der Hand. Das Gedicht spricht für sich, der Paarreim passt gut dazu. Warum noch eine Anmerkung?
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.09.14:
Merci, Didi, mich freut, dass du die Anmerkung für überflüssig hältst.

Liebe Grüße
Ekki
LancealostDream (49)
(15.09.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.09.14:
Gracias, Lance, ich bin sicher, er wird denen, die ihn nicht verspotten, seine kuscheligen Seiten nicht entziehen.

LG
Ekki

 TassoTuwas (16.09.14)
Ekki, du hast mich überzeugt!
Dieses Jahr gibt's kein Herbstgedicht von mir (
Nächstes Jahr dann zwei )
Und überhaupt haben wir noch Sommer!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.14:
Du kannst auch getrost in diesem Jahr noch eines schreiben, Tasso, dann lernt er, wie man es charmant macht.

Herzliche Grüße
Ekki

 Dieter Wal (16.09.14)
Wenn er Frau Grippe flach gelegt,
dann wird der Herbst vom Dach gefegt.
Die Grippe nahm der Schornsteinfeger,
der putzt sie durch wie'n Fliesenleger.

Isst du das Vitamin mit C,
bleibst du gesund bis sinkt der Schnee.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.09.14:
hahaha, Dieter, ich denke, das wird dem alten Schlitzohr gefallen.

LG
Ekki

 DerHerrSchädel (07.10.14)
Frei nach Loriot: Ein Leben ohne Herbstgedichte ist möglich, aber sinnlos!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.10.14:
Grazie, Herr Schädel. Ich wusste nicht, dass Loriot auch in dieser Hiinsicht so tief blickte.
Mit besten Grüßen
Ekki
InkTwin (45)
(22.09.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.09.15:
InKTwin, der Herbst bedankt sich für dein Einfühlungsvermögen und lässt dich herzlich grüßen.
Ekki
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