Heimchen

Sonett zum Thema Verlassenheit

von  Irma

Von ihrem Heim ist ihr nicht viel geblieben:
ein Stuhl, ein Tisch, dazu noch die marode
barocke Mahagoniholz-Kommode;
darüber hängen Fotos ihrer Lieben.

Das Klärchen hat ihr Gott so früh genommen,
daneben Franz aus Übersee und Klaus.
Karl-Friedrich, links, wohnt jetzt in ihrem Haus.
Ihr Mann, der Erwin, ist nicht heimgekommen

aus Russland (ist bei Stalingrad gefallen).
Aus treuen Augen blickt sie über allen
Gesichtern weg ihr Schatz - ihr Bruno - an.

Weil niemand ihn bei sich behalten kann,
hat man den alten Kerl ins Heim gesteckt.
Beim Abschied hat er ihre Hand geleckt.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(16.09.14)
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 Irma meinte dazu am 24.09.14:
Das ist wohl wahr. Danke, Graeculus. LG Irma
ues (34)
(16.09.14)
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Fabi (50) antwortete darauf am 16.09.14:
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 Irma schrieb daraufhin am 24.09.14:
Am Ende bleibt ein Hund wohl der treueste Gefährte, den man sich wünschen kann. Ganz lieben Dank euch beiden! LG Irma

 AZU20 (16.09.14)
Sehr traurig. LG

 Irma äußerte darauf am 24.09.14:
Ja. Danke, lieber Armin. LG Irma

 Didi.Costaire (16.09.14)
Am Ende bleibt nicht viel übrig. Wenigstens die Erinnerung daran ist in diesem Fall noch da.
Liebe Grüße, Dirk

 Irma ergänzte dazu am 24.09.14:
Ja Dirk, das ist tröstlich. Und es stimmt, man könnte dieses Sonett tatsächlich als so eine Art Gegenstück zu meinem Alzheimer-Gedicht  "Kauderwelsch" betrachten. Lieben Gruß und Dank, Irma
(Antwort korrigiert am 24.09.2014)

 Jorge (16.09.14)
Bruno lebt noch.
Aber so gut wie bei ihr wird er es nirgends haben.
Ich sehe die Bilder über der Kommode.
Liebe Grüße
Jorge

 Irma meinte dazu am 24.09.14:
Ich freue mich, wenn ich sie für dich sichtbar machen konnte, Jorge. Lieben Gruß und Dank, Irma
janna (66)
(16.09.14)
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 Irma meinte dazu am 24.09.14:
Weil man keinen Platz mehr für sie (im Herzen) hat, werden Mensch und Tier in ein Heim abgeschoben, das niemals ihr Heim sein wird. Ich danke dir, Janna! LG Irma
(Antwort korrigiert am 24.09.2014)

 EkkehartMittelberg (16.09.14)
Irma, dein Sonett wird hier einhellig als anrührend empfunden. Ich schließe mich da gerne an.
Bei der Betroffenheit kann übersehen werden, wie schwierig es ist, eine solche an Emotionen appellierende Aussage in der artifiziellen Form des Sonett glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Liebe Grüße
Ekki

 Irma meinte dazu am 24.09.14:
Danke schön, lieber Ekki. Mir erschien das Sonett sehr kleidsam für die alte Dame. Ich freue mich, wenn es tatsächlich passt. LG Irma

 plotzn (21.09.14)
Liebe Irma,
Du hast die Einsamkeit in erschreckend realisitischen Bildern eingefangen. Ein berührendes Gedicht!

Liebe Grüße, Stefan

 Irma meinte dazu am 24.09.14:
Ich danke dir herzlich, Stefan! LG Irma
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