ob es ein nach den tränen gibt?

Kurzgedicht zum Thema Abschied

von  monalisa

deine herbstastern legst du
mir in allen farben ans herz,
natürlich ohne sie zu pflücken,
und sprichst von tulpen – dann
im nächsten märz.

unsere welt – verzweifelt schön –
sieht dich hinübergehn.
ich halte haltlos deine hand.


Anmerkung von monalisa:

1. Abschnitt auf Isabans Anregung hin entfernt.
'ich weiß, du möchtest es glauben.
meine zweifel unterdrücken,
möchte ich.'

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (25.09.14)
Haltlos des anderen Hand halten ist ein gefühlvolles Bild von Abschied und Traurigkeit.
Liebe Grüße
Jorge

 monalisa meinte dazu am 25.09.14:
Ja, Jorge, manches ist und bleibt unfassbar.
Vielen Dank für deinen Kommi und die Empfehlung.

Liebe Grüße,
mona

 Irma (25.09.14)
LyrIch sieht den Tod eines geliebten Du nahen, es weiß, dass das Ende unausweichlich näher rückt, sich nicht mehr verleugnen lässt. LyrDu hingegen schiebt diesen Gedanken weit von sich, spricht von einer gemeinsamen Zukunft, von einem neuen Frühling, obwohl eigentlich klar ist, dass es diesen nicht mehr erleben wird.

Die farbenfrohen Herbstastern, die nicht nur räumlich, sondern auch vom Klang her so dicht am Herzen liegen, werden zum Sinnbild für dieses letzte verzweifelte Aufblühen vor dem Winter, vor dem Tod. Dass LyrDu sie hier verschenkt, ohne sie abzupflücken (Z.6), zeigt seine Unfähigkeit, das Sterben zu akzeptieren.

Der Reim ums Herz ("herz" - "märz", Z.5+8, unwillkürlich liest man hier auch "sch-merz" mit) ist bezeichnenderweise auch der einzig reine Reim in diesem Gedicht. Er sticht regelrecht heraus aus all dem Ungereimten bzw. nur noch scheinbar Stimmigen ("schön" - "hinübergehn", Z.9+10). Das "herz" von LyrDu klammert sich mit aller Kraft an diesen "märz" und umgreift reimtechnisch die Vorstellung von einem Tulpen-Frühling.

Mit ebensolcher Intensität und Verzweiflung klammert sich LyrIch an die Hand des Dahinscheidenden ("ich halte haltlos deine hand", Z.11). Das Leid und die absolute Hilflosigkeit von LyrIch, diese ganze Schwierigkeit des Loslassen-Müssens und Nicht-loslassen-Könnens steckt in diesem letzten Widerspruch: Dem Versuch, Halt zu geben, wo man selbst gerade den seinen verliert.

Sehr berührend, Mona! LG Irma
(Kommentar korrigiert am 25.09.2014)

 monalisa antwortete darauf am 25.09.14:
Liebe Irma,
so einen Kommentar zu bekommen, ist ein echter Glücksfall :) - und du wirst damit zur Glücksfee ernannt. Da weiß ich wieder, warum ich alles, was mit Schreiben und Lesen zusammenhängt, so faszinierend finde.
Schön, wie du dich hier einfühlen konntest, und noch schöner, was du alles herausgelesen hast. In weiten Teilen folgst du damit meiner Intension, was mich natürlich ebenso freut, wie deine Empfehlung, und dass du diesen Text sogar zu einem deiner Favoriten gemacht hast, freut mich noch mehr. :) Dankeschön!

Liebe Grüße,
mona
Graeculus (69)
(25.09.14)
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 monalisa schrieb daraufhin am 25.09.14:
Danke, dass du durchgehalten hast - und wie schön, dass es sich für dich gelohnt hat.
Liebe Grüße,
mona
Inis (48)
(30.09.14)
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 Isaban (07.06.19)
Liebe Mona,

ein äußerst berührender Text, nachspürbar schmerzlich in seiner Intensität.

Die ersten drei Verse würde ich weglassen, ersatzlos streichen, das, was danach kommt wirkt umso direkter, authentischer, lässt sich viel besser auf den Leser übertragen.

Liebe Grüße
Sabine

 monalisa äußerte darauf am 10.06.19:
Liebe Sabine,
ja, jetzt da ich diese Zeilen nach Jahren wieder lese, kommt es mir auch so vor, dass es den ersten Absatz gar nicht braucht. Da gebe ich dir recht. Ich werde also darauf verzichten und bedanke mich herzlich für deinen Kommi und den guten Tipp.

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg (07.06.19)
Liebe Mona,
die Trauer, die von diesem wunderschönen Gedicht ausgeht, senkt sich mir tief ins Herz, macht mich sprachlos.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa ergänzte dazu am 10.06.19:
Lieber Ekki,
vielen Dank für deine Worte, die mich jetzt auch sprachlos machen.

Herzliche Grüße
mona
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