Gott ist in allen Dingen

Erörterung zum Thema Gott

von  loslosch

Dei plena sunt omnia (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr; ohne Fundstelle; wohl eine Nachbildung zu Cicero, Ad familiares: Stultorum plena sunt omnia. Die Welt ist ein Irrenhaus). Alle Dinge sind voll von Gott. Oder: Alle Dinge sind von einer göttlichen Wirkkraft erfüllt.

Diese Vorstellung war in der Antike sehr verbreitet, schon bei den sog. Vorsokratikern (5./6.Jh. v. Chr.) lebendig. Sie fand im 18. Jh. ihren Niederschlag im Pantheismus. Wenn aber alle Dinge (ob fest, flüssig oder gasförmig) das Göttliche atmen, rückt die Sentenz in gedankliche Nähe zum Atheismus. Schopenhauer (1788 bis 1860) erkannte im Begriff des Pantheismus eine euphemistische Umschreibung des Atheismus. Aber so analytisch scharf sahen es die Alten nicht, sie lebten ja in einer polytheistisch durchfluteten Welt. Alle Dinge sind von Gott erfüllt. Dieser Satz erhält in der Öffentlichkeit, besonders auch der Moderne, einen hohen Sympathiewert: Der Mensch ist Teil der Natur, soll sich in sie einfügen. In ihrer Schwammigkeit und weiten, fast beliebigen Interpretierbarkeit vermag die Sentenz zu beeindrucken.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(29.09.14)
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 Dieter Wal meinte dazu am 29.09.14:
@ Graeculus: H. Hesse bezeichnete sich einmal als Feld-, Wald- und Wiesenpantheist.

 loslosch antwortete darauf am 29.09.14:
der globetrotter hesse hat das erkennbar ironisch formuliert. was wallentin weiß, finde ich versteckt in einer rezension bei wallmann.

o diese belesenen wall-männer.

@graecu: das zitat soll einer anders gemeinten cicero-sentenz (die welt, ein irrenhaus) nachgebildet sein. imo vermutlich aus dem MA oder gar der neuzeit.

 TrekanBelluvitsh (30.09.14)
Ich sitze auf dem Klo, erhebe mich, blicke in die Schüssel und sage zu mir selbst: "Alle Dinge sind voll von Gott."

 loslosch schrieb daraufhin am 30.09.14:
der gläubige ist im zweifel ein eklektiker, obwohl er das gar nicht weiß. .-)

 Kleist (21.10.14)
Der Unterschied zwischen Pantheismus und Atheismus liegt m.E. darin, welchen Charakter man der Welt verleiht. Im Pantheismus scheint sie wie ein fühlendes Wesen, im Atheismus hingegen eher seelenlos.

Die Grenze zwischen beidem bleibt natürlich schwer zu ziehen. Das ist eine sehr subjektive Kiste.

 loslosch äußerte darauf am 21.10.14:
der emotionale unterschied macht es aus, ja.

 Kleist ergänzte dazu am 21.10.14:
Genau.

Das meinte ich.
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