Das Hasen-Prinzip

Lehrstück zum Thema Lebenseinstellung

von  TassoTuwas

Wie schlau ist das denn, wenn sie jemanden so von oben herab als "Angsthasen" bezeichnen? Kommen sie sich dabei so richtig schön überlegen vor und meinen es wäre lustig oder gar klug?
Besser nicht. In meinem Verständnis offenbart sich darin nur ein weiterer Beleg des Bildungsnotstandes dieses Landes, dass es  Menschen gibt, die nicht einmal den Unterschied zwischen Angst und Vorsicht, zwischen Mut und Leichtsinn kennen, was etwa das Gleiche ist, wie wenn man ein Krokodil mit einem Hasen auf eine Stufe stellt.
Zur Erinnerung, das Krokodil besitzt ein Gebiss, das bei der Erfindung der Kettensäge Pate gestanden hat, aufgehängt in einem Scharnier von Panzerknackerqualität, dazu besitzt es vier muskelbepackte, krallenbewehrte Greifer und hat einen Schwanz, mit dem es im Handumdrehen einen ganzen Teich leer peitschen kann. Als wenn das noch nicht genug der Kraftmeierei wäre, wird das ganze Paket von einem Schuppenhemd zusammen gehalten. Und sollte diese perfekte, nie an Kompromisse denkende Dumpfbacke einmal keine Lust auf Krawall haben, taucht sie ab und macht es sich auf schlammigen Grund gemütlich. So ausgestattet kann man ohne Kopfschmerzen Jahrmillionen überdauern.
Was dagegen hat der Hase vorzuweisen? Vergleichsweise wenig, ein paar vorstehende, bestenfalls zum Möhren beknabbern geeignete gelbe Stiftzähne, lange dünne Hinterbeine zum Wegrennen, einen Schwanz, oder was im Zeitlauf der Evolution davon übrig geblieben ist, von Kennern neckisch Blume genannt und er hat keinerlei Schwimmerfahrung.
Klarer Fall, der Hase ist der geborene Loser. Seine Haupttätigkeit  besteht darin, ständig in alle Himmelsrichtungen zu schauen, ob da etwas Bedrohliches nahen könnte. Rennen kann er. Abhauen und Hakenschlagen, mehr hat er nicht drauf, trotzdem gibt es ihn immer noch.
Wieso?
Weil er vor die Wahl gestellt - Sein oder Nichtsein - sich für Sein entschieden hat, in der Gewissheit, dass das fröhliche durch Feld und Wald Gehoppel nur funktionieren kann, wenn all die Hilfsmittel, die die Natur ihm ungerechterweise vorenthalten hat, durch etwas anders ersetzt wird.
Was könnte das sein?
Unterstellen wir ihm einen Denkprozess, an dessen Ende ein Überlebensplan steht und nennen wir diesen Plan das "Hasen-Prinzip".
Das Hasenhirn ist nämlich nach reiflicher Überlegung und unter Berücksichtigung der schmerzlichen Verlusste  im Familienkreis zu der Erkenntnis gelangt, dass es für den Fortbestand seiner Art wenig Erfolg versprechend ist, hinterm Gebüsch dem Fuchs aufzulauern und ihm mit dem Satz "Willste Dresche!", keck in den Weg zu springen oder nachts auf der Lichtung, direkt vor dem Hochstand Stellung zu beziehen, um dem Oberförster mit einem "Komm runter und kämpfe!" in Panik zu versetzen.
Der Hase hat also gar keine Angst, wenn er ständig an Flucht denkt, er handelt sehr viel weitsichtiger als die überheblichen "Angsthase!" Schreier.
Das "Hasen- Prinzip" ist zukunftsorientiert, ist so simpel wie sinnlich, dass es inzwischen von pfiffigen Menschen übernommen wurde, es lautet, "Wer morgens rennt kann abends rammeln!"

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Kommentare zu diesem Text


 SapphoSonne (01.10.14)
Wahre Worte. Wir neigen dazu uns ungerechtfertigter Weise der Tiere zu bedienen um menschliche Schwächen deutlich zu machen. So ergeht es nicht nur dem Hasen, auch der Esel, dessen Vorsicht oft mit Sturheit gleichgesetzt wird, leidet darunter. Und die Liste ist sicher noch deutlich länger. Der Text gefällt mir gut.

LG Sappho
(Kommentar korrigiert am 01.10.2014)

 TassoTuwas meinte dazu am 01.10.14:
Hallo Sappho,
ich denke, es kann ganz interessant sein Schlagworte, die wir so locker gebrauchen ein bisschen zu hinterfragen.
Es muss ja nicht staubtrocken sein.
Herzlichen Dank für deine Antwort.
LG TT

 TrekanBelluvitsh (01.10.14)
Womöglich ist auch das 'Unterschätzwerden' ein Überlebensprinzip. Ich würde meinen: Das hat sich bewährt!

 AZU20 antwortete darauf am 01.10.14:
Auf jeden Fall. LG
LottaManguetti (59) schrieb daraufhin am 01.10.14:
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 TassoTuwas äußerte darauf am 01.10.14:
Trekan,
du wirst bestimmt uralt )

 TassoTuwas ergänzte dazu am 01.10.14:
AZU,
tief stapeln oder hoch pokern?

 TassoTuwas meinte dazu am 01.10.14:
Ja Lotta, andersrum ist viiiiiel schwerer )

 AZU20 meinte dazu am 01.10.14:
Hoch pokern. LG
LottaManguetti (59)
(01.10.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 TassoTuwas meinte dazu am 01.10.14:
In jedem Meister Lampe schläft ein Killer!
Nicht wahr mein Häschen? )))))))))))))

 LotharAtzert (01.10.14)
" Wer morgens rennt kann abends rammeln! "
Ein wahrer "Schlußakkord!"

 TassoTuwas meinte dazu am 01.10.14:
Zum guten Ende gehört der finale Paukenschlag!
Herzlichen Dank
LG TT
CarlottaB (44)
(20.12.16)
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 TassoTuwas meinte dazu am 04.08.17:
Dumm für Langschläfer wie mich
Liebe Grüße
TT

 harzgebirgler (21.03.21)
...denn auf den jäger schießt der hase nur im märchen
und krümmt ihm ja in wirklichkeit kein härchen.

toll geschrieben, tolles ende!

lg
harzgebirgler

 TassoTuwas meinte dazu am 21.03.21:
Die Märchentante war sehr gut in ihrem Fach
sie sprach, "Nun machen wir's den Hasen nach"!

Herzlichen Dank deinem Kommi
LG TT

 FrankReich (29.03.21)
Geniales Plädoyer!!! 😂😂

Ciao, Frank

 TassoTuwas meinte dazu am 29.03.21:
Wenn man von etwas überzeugt ist, fällt es leicht sich dafür in der Öffentlichkeint lautstark einzusetzen! !

LG TT
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