kein Kindermärchen.

Gedicht

von  Vaga

es waren einmal die
die so viel zu erzählen hatten
von Kindheit und Flucht
von Jugend und Krieg

und die erwachsen wurden
ohne Übergang zwischen
den Zeiten die nichts änderten daran
dass sie erzählten

und immer wieder erzählten
von dem Unabänderbaren
ihrem einen Leben
das sie nur hatten

und sie konnten
von den Zuhörenden
nicht genug bekommen
von den Zuhörenden
die sie stumm erzählten

denn niemand hatte so viel
zu erzählen wie sie

von Kindheit an.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (31.10.14)
Davon kann ich auch nicht genug bekommen. LG

 Vaga meinte dazu am 03.11.14:
Danke fürs Lesen. LG
AbrakadabrA (45) antwortete darauf am 08.11.14:
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 Songline (31.10.14)
Ich wünschen allen, die erzählen, Zuhörende. Doch leider gibt es nicht viele, die es wirklich können.
Es sehr guter Text.
Liebe Grüße
Song

 Vaga schrieb daraufhin am 03.11.14:
Danke, Songline, und lb. Gruß.

 TrekanBelluvitsh (01.11.14)
von den Zuhörenden
die sie stumm erzählten
Natürlich beansprucht jeder die Deutungshoheit über das eigene Leben. Manchen ist das aber nicht genug. Sie wollen auch noch deins! Oder: "Hör auch mal, wenn man die was sagt!"

 Vaga äußerte darauf am 03.11.14:
Danke dir fürs Kommentieren!

 Bergmann (02.11.14)
Liebe Vaga!
Verstehe ich den Text richtig, wenn ich lese, dass die Hörenden mehr zu erzählen haben (hätten) als der Vorleser?
Schlängliche Grüße, Uli

 Vaga ergänzte dazu am 02.11.14:
Mir ist durch deine Frage nicht ganz klar, wie du den Text verstehst, aber klar ist mir, dass Fragen zur Klärung beitragen können , und ich möchte deshalb eine Gegenfrage stellen: Gehe ich recht in der Annahme, dass Erlebtes, und der sich daraus entspinnende Erzählstoff, weder mit der Schere zu beschneiden, noch auf der Goldwaage abwäg- bzw. -wiegbar ist? Paradoxerweise - um diesen Gedanken weiter zu verfolgen - können ja sowohl die Erzählenden als auch die Zuhörenden (aus durchaus verschiedenen Gründen) unter der Last dieses Erzählstoffes leiden.

 Bergmann meinte dazu am 02.11.14:
Ich habe natürlich eine polemische Frage gestellt. Wenn zum Beispiel Dieter Bohlen sein Leben erzählt (Nichts als die Wahrheit, so hieß der Titel, glaube ich), dann ist es gut möglich, dass viele Leser viel mehr und Wesentlicheres erlebt haben als so ein Schnulzensänger; allerdings würden solche Leser das Buch schnell wieder zuklappen und in den Papiermüll geben. Aber selbst bei anderen Erzählern könnte es so weit kommen ...
Anders: Der Leser, der sich auf das Erzählte einlässt, könnte immer mehr sagen als das was der Autor sagen wollte, weil der Leser sein Leben dazu assoziiert und interpretiert.
Im Übrigen kommt es auf die Schere an und auf die Waage. Manchmal sind Schere und Waage, richtig eingesetzt, beim Lesen auch nützlich. Aber das sollte nicht geschehen, um Leiden zu verhindern. Dann ist es besser, der kluge Leser verfährt mit dem Buch wie mit Bohlen. - Herzlichst: Uli

 Vaga meinte dazu am 03.11.14:
Meine (bildliche) Vorstellung, als ich dieses Textlein schrieb, war primär eine andere. Zwei Menschen verschiedenen Alters sitzen sich gegenüber. Der ältere (Mensch) erzählt, erzählt, erzählt, von dem, was er (durchaus schmerzlich) erfahren hat, einem jüngeren (Menschen), der zuhört, zuhört, zuhört, immer wieder zuhört, nichts sagen kann, weil es ihn schockiert, was er da hört, kann nur hoffen, niemals zu erfahren, was der Erzählende erfahren hat, kann vielleicht daraus lernen, möglicherweise rechtzeitig 'einzuschreiten', falls sich Ähnliches anbahnen sollte, um zu verhindern, später von etwas erzählen zu müssen, was Zuhörende schockieren könnte. Generationen lernen zuweilen voneinander, wenn sie überdies lernen, zuhören zu können.

 Bergmann meinte dazu am 03.11.14:
Man sieht, liebe Vaga, wie unterschiedlich interpretiert werden kann, vor allem dann, wenn Kontext und Situation fehlen oder knapp angedeutet sind, was in der Poesie dazu beiträgt, dass der Text allgemeiner oder sogar allgemeingültig verstanden werden kann; hier in diesem Fall sowohl in sinnlicher Richtung als auch in poetologischer. Herzlichst: Uli
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