Schwarzer Fleck

Gedanke zum Thema Egoismus

von  Lidia

Wenn ich zurückblicke, sehe ich sie da noch sitzen, auf das Tal starrend. Reglos irgendeinen Punkt fixierend. Wahrscheinlich nur Leere.
So unreal das ganze Drumherum. So viel zu grün, zu strahlend. Viel zu hell, zu klar.
Das scheint alles wahnsinnig unecht.

Ich seh sie da sitzen. Unmöglich auch nur einen Schritt auf sie zuzumachen. Ich weiche lieber zurück, nehme den leichteren Weg. Alles Andere ist schon schwer genug.

Irgendwas erschreckt sie, lässt sie aufblicken. Sie schaut sich um, suchend, flehend.
Diese leeren Augen brennen sich in mir ein.
Ich blocke sie ab, dreh mich weg.
Gerettet.
Sie wird ihren Weg schon gehen.

Schäbig fühle ich mich heute. Den Punkt verpasst; falsch entschieden.
Zurückdrehen kann ich nichts. Gras wächst nicht darüber. Vergessen ist es nie.
Es war ein Fehler; eine beschissene, egoistische Reaktion; aus Angst, Zweifeln; genug-mit-sich-selbst-zu-tun-Gehabe.
Lächerlich, egal, womit ich mich beruhige; mir gut zurede. Für mich. Für mein Gewissen.
Letztendlich einfach zu viel Ich, zu wenig Sie.
Vor allem jetzt aber viel zu viel Realität, die skrupellos die Augen aufreißt und ruft,
DU EGOIST!

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(02.11.14)
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 Lidia meinte dazu am 02.11.14:
Vielen Dank für deinen Kommentar.
Sicher, so viele Gründe kann es dafür geben. In meiner Erfahrung lässt es sicher aber nur auf Egoismus zurückführen. Ich denke, man sollte selbstanklagend mit so einer gemachten Erfahrung umgehen. Es sich nicht schön reden. Und ohne Umschweife betrachtet, lässt es für mich nur diese eine Schlussfolgerung zu: Damals zu feige, zu sehr an sich selbst gedacht. Heute zu spät.
Aber natürlich kann das nicht für alle Menschen gleich gelten.

 Fuchsiberlin (02.11.14)
Eine selbstkritische Betrachtung. Eine, die aber nicht das Ich verwunden sollte. Die Zukunft eröffnet vielleicht die Chance, eines Tages anders zu reagieren ...

Liebe Grüße
Jörg

 TrekanBelluvitsh (03.11.14)
Ich habe die Vermutung, dass das lyr. Ich da weniger dem Egoismus verfallen ist, sondern einem Gefühl, das viel stärker ist und für das wir uns heute noch so sehr schämen, dass wir es selten erwähnen: Scham.

 Lidia antwortete darauf am 03.11.14:
Absolut! Aus dem Egoismus, der sich endlich eingestanden wird, entsteht dieses tiefe Gefühl. Scham.
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