Rettung

Kurzprosa zum Thema Befreiung

von  tulpenrot

Undeutlich sah ich von Weitem das Staunen in deinem Gesicht, als du vorsichtig zum Ufer schautest zu den dunklen Bluthunden, die ihren Rachen geschlossen hielten und nicht einmal knurrten.

Dann beugtest du dich zu den furchtlosen Kleinen, die knietief im Flüsschen stehend sich mit Wasser bespritzten. Sie kannten die Gefahr noch nicht und lachten ausgelassen.

„Endlich ist die Zeit zum Schwimmen gekommen“, flüstertest du ihnen am Abend erleichtert zu. Sie verstanden nur das Leuchten in deinen Augen und trauten sich mit dir zusammen gegen den Strom.

Ich horchte auf, als euch die Wellen im Dunkeln bis zu mir trugen, und lief hinab.

Erst nach vielen Jahren, als auch der letzte Bluthund zu Stein erstarrt war, feierten wir eines Nachts hoch oben eure Ankunft. Wir stießen Feuerräder den Berg hinab ins Tal, spielten mit Sackpfeifen unsere Melodien, tanzten, aßen und tranken. Als die Glut erloschen war, legten wir die alten grauen Wolldecken über unsere Schultern, die uns damals wärmten und am Leben erhielten, und staunten über den hellen Schein am offenen mondlosen Himmel bis zur Kühle des nächsten Morgens. Bis heute.

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Kommentare zu diesem Text


 princess (10.11.14)
Hallo Angelika,

geheimnisvoll finde ich den Text. Und berührend. Auch auf geheimnisvolle Weise. Ja, natürlich könnte ich mich jetzt ans Interpretieren machen. Aber dann wäre ich bei meiner eigenen Vorstellung davon, was ich hier möglicherweise lesen sollte. Wie langweilig. Da verweile ich doch lieber noch ein wenig beim Text und lasse mich geheimnisvoll berühren.

Liebe Grüße
Ira

 tulpenrot meinte dazu am 10.11.14:
Es war gestern richtig spannend für mich, wie sich der Text entwickelte und welche Ideen kamen, um etwas fast Unsagbares dennoch zu schreiben, eine Stimmung zu erzeugen - offenbar ist bei dir als Leserin etwas angekommen und das freut mich. Danke für deine Mitteilung und viele Grüße
Angelika
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