Außenseiter

Anekdote zum Thema Schein und Sein

von  loslosch

Saepe est etiam sub palliolo sordido sapientia (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Tusulanae disputationes). Oft ist selbst unter einem schmutzigen Mäntelchen Weisheit (verborgen).

Quasi als Kontrapunkt zu "Kleider machen Leute" (Gottfried Keller, 1874). Der zerstreute Professor mit zweierlei Socken bietet eine moderne Version des antiken Spruchs, der wohl seinen Ursprung in Diogenes hat, dem Philosophen in der Tonne (4. Jh. v. Chr.). Auch äußerlich schmutzige, unansehnliche Arbeitstracht kann trügen: Nach einem Schachmatch mit überraschendem Remisschluss erklärte der Gegner mit kaum unterdrücktem Stolz, beruflich throne er auf einem Kutschbock moderner Bauart. Der Mann war Boss einer Müllmänner-Truppe und jonglierte sein Vehikel mit allen Finessen, selbst im Rückwärtsgang, durch enge Buchten und Wendehämmer, als wär´s ein Schachspiel der dritten Art. Ein eigenes Buch hatte der Müllwerker auch schon vermarktet, nach der Erinnerung des Chronisten nicht übers Schachspiel.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(10.11.14)
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 loslosch meinte dazu am 10.11.14:
vor meiner partie hatte man mich vor dem knaben gewarnt. das hat meinen spielfluss eher gehemmt als beflügelt.

 TrekanBelluvitsh (10.11.14)
Nach den Erfahrungen mit der Finanzkrise (eigentlich: Bankenkrise), finde ich das nicht nur passend, sonder auch durch den Umkehrschluss ("Oft ist selbst unter einem sauberen Mäntelchen Verlogenheit(verborgen).") bewiesen.

 loslosch antwortete darauf am 10.11.14:
jaja, die white-color-kriminellen ...

 niemand (10.11.14)
Das Äußere ist oft ein Lügen-Konstrukt, entweder man stapelt hoch oder tief.Wie oft hat ein schüchterner Unscheinbarer mehr innere Tiefe, als ein mit Redekunst gesegneter "intellektueller" Quatschkopf. Ersterem wird die Gesellschaft Dummheit unterstellen, Zweiterem Geist - beides muss jedoch nicht stimmen. Nicht nur Kleidung und äußere Erscheinung ist oft täuschend, sondern auch ein sich nach Außen Geben/Auftreten. Da gab es schon Millionäre unter den Bettlern und Pleite-Geier unter aufgetakelten Blendern. Wir haben alle unsere Klischees
bei der Beurteilung anderer. Ich lache oft über Leute
die nach außen aussehen wie Kriegsheimkehrer, von denen ich allerdings weiß, dass ihr Konto einige nicht unerhebliche Nullen hinter der Zahl hat. Tarnung aus Angst vom Entlarvt-Werden. Und da braucht man nicht unbedingt zu den Außenseitern gehen, sondern nur voll in die Gesellschaft eintauchen Mit herzlichen Grüßen, Irene

 loslosch schrieb daraufhin am 10.11.14:
bei manchen sinds ausgemachte schrullen. friedrich flick ließ sich vom chauffeur zum preiswerten frisör im nachbarort kutschieren, sicherlich in biederen klamotten.
LottaManguetti (59)
(10.11.14)
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 loslosch äußerte darauf am 10.11.14:
ob die affen auch klischees haben? wir machen sie doch nach. nein, sie uns. oder wie war das?

 Augustus (11.11.14)
Offenheit statt Verschlossenheit, Abwarten und genaues Zuhören sollen hier die Maximen sein, auf welchen Pfaden die Weisheit wandelt!

Grüße,
Augustus
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