Das Vampir-Phänomen. Ein Vortrag

Referat zum Thema Vampire

von  KayGanahl

Das Vampir-Phänomen
von Kay Ganahl

Ein Vortrag
zu der Show „Vampire unter uns?“ im Bergfried von Schloss Burg, Solingen 8. November 2014



Inhalt
Vampire unter uns?
Historische Vampirforschung
Schloss Burg a. d. Wupper als Aufenthaltsort von Vampiren?
Ausblick



Vampire unter uns?

… langsame, dann wieder schnelle Schatten. Wir fühlen uns bedroht und beobachten genau: Ist es ein vampirisches Ungeheuer, das sich uns nähert? Wahrscheinlich. In welcher Gestalt? Etwa als Fledermaus? Ein Werwolf wird es in diesem Fall nicht sein.
Jedenfalls sind Vampire sogenannte Gestaltwandler. Und immerhin wissen wir seit längerem von der Bedrohung durch Vampire, sind uns dieser Bedrohung auch voll bewusst.
Wir bezeichnen Vampire als untot, weil sie weder wirklich leben noch tot sind.

Die Existenz von Vampiren kennzeichnet eine Grenze zwischen Leben und Tod.

Wer kennt nicht das Wort Vampir!?
Es hat seinen Ursprung  im slawischen Sprachraum und heißt soviel wie „Verstorbener, der aus dem Grabe steigt“.
Vampire entsteigen nach dem Sonnenuntergang ihren Grabstätten und Särgen; sie kommen in der Dunkelheit, um Menschen wie Tieren das Blut auszusaugen, was sie als Nahrung brauchen. Meist haben sie übernatürliche körperliche Kräfte, mit denen sie Menschen leicht besiegen und töten können. Mit einem abnormen Gebiss versehen, beißen und saugen sie.
Für Menschen, die an ihre Existenz glauben, sind sie das Grauen der Nacht, dem jeder Mensch und jedes Tier ausgeliefert sind! Vampire sind – so wird es überliefert - egoistisch, rücksichtslos, hinterhältig und kennen alle möglichen Schlichen.
Mit ihren übernatürlichen Kräften werden sie zu sehr gefährlichen blutdurstigen Jägern aller Lebewesen. Sie schweben. Sie können unsichtbar werden. Kommen als Nebel. Oder, wie oben gehört als Fledermaus, als Werwolf. Unheil richten sie schon mit ihren Gedanken an - das Lesen von Gedanken ist manchen von ihnen zueigen.
Die an das Normalleben der Menschen bestmöglich angepassten Vampire  existieren sogar im Licht des Tages: in Romanen und anderen Werken von Literatur, Film und Kunst.  Gut wäre es, wenn wir die Vampire bloß als Ausgeburten einer angstgeschwängerten Fantasie wahrnehmen würden!

Zum Glück sind Vampire verletzlich und der Mensch kann sie töten. Denn falls sie einmal in ihren Grabstätten ruhend entdeckt worden sind von Menschen, die sie vernichten wollen, so reicht ein Pflock oder Pfahl ins Herz eines Vampirs und er ist nicht mehr! Am besten wird noch der Kopf abgetrennt. Und danach der ganze Korpus verbrannt.
Für die meisten Vampire ist natürliches Sonnenlicht tödlich, sie zerfallen zu Staub oder lösen sich mit den ersten Sonnenstrahlen, die sie treffen auf.

Vampire als gefährliche Wesen könnten vor ihrer Umwandlung zu Vampiren durchaus „gute Menschen“ gewesen sein. Ein oder mehrere Vampirbisse verursachen diese Umwandlung, die erlitten wird oder aber sogar begrüßt. Beides ist individuell verschieden.
So jedenfalls die Literatur, der Film und die Künste!

Nun diese erhellenden Fragen:
Sind Vampire nur der Fantasie von Autoren entsprungen? - Vampirgestalten gibt es zuhauf – eben auch viele dieser „netten Vampire“ in manchen Film- und Buchproduktionen. Sie erleben ihre eigene Existenz als eine Bürde, die sie traurig und nachdenklich macht.

Oder doch reale Untote, die heute überall, von je her in düsteren Regionen Europas und anderswo Menschen verängstigen und töten? - Das  Vampir-Phänomen ist auch und gerade eines der realen Welterfahrung!

Obige Fragen nach der Existenz von Vampiren sind kaum ohne Zweifel zu beantworten.
Dies wäre der einfache Schlüssel zur Wahrheit: Nämlich der Vampir, der sich vor mehreren Wissenschaftlern als Vampir outet und so  den Beweis seiner realen Existenz liefert. Und die menschlichen Zeugen danach am leben lassen würde!




Historische Vampirforschung

Nun einige Zeilen zur historischen Erforschung von Vampiren.
Die ersten Spuren vampirähnlicher Wesen, von denen sich manche Menschen terrorisiert fühlten, finden wir schon in der Antike Griechenlands, aber auch anderswo, ob es Lemuren sind, Strigen, Alb, Mahre usw.
Vielerlei verschiedene schreckenerregende Wesen gab es, die als die Verursacher des Unerwünschten, ja des Bösen hingestellt wurden. Dass es zu einer solchen Verbreitung kam, lag sicher an der Natur des Menschen, Kompliziertes leicht zu erklären.

Der literarische Schöpfer des berühmten Graf Dracula, Bram Stoker, recherchierte im Jahr 1890 in der Bibliothek der kleinen englischen Hafenstadt Whitby für ein neues Buch. Er stieß dort auf reichlich Literatur zum Thema Vampirismus. Stoker ließ sich während seines Whitby-Aufenthalts von der Atmosphäre der Stadt inspirieren.
Sein Vampirgraf entstand schließlich als ein untotes Monstrum, das arglose Menschen in sein Schloss lockt und das transsylvanische Umland beherrscht; der aber auch nach England, nämlich Whitby, per Schiff fährt, um die Menschen mit seinem Blutdurst heimzusuchen - zu „infizieren“.
Das erinnert an Seuchengefahren, wie wir sie heute kennen.

Noch ein konkreter Blick in die Geschichte.
Im 16. Jahrhundert lebte in der Walachei, gelegen im heutigen Rumänien, der Woiwode Vlad III. Draculea  (Vlad III. „Tepes“, dt.: „der Pfähler“), der zu Lebzeiten als Bekämpfer osmanischer Invasoren zu dem besonders grausamen Mittel der Pfählung als Hinrichtungsart griff, um seine Feinde abzuschrecken. Von seinem Vater, dem Woiwoden Vlad II. Dracul erbte er den Beinamen „Draculea“, Sohn des Drachen. Vater wie Sohn gehörten dem Drachenorden des Kaisers Sigismund an. 
Es nimmt kaum Wunder, dass dieser Woiwode, also Fürst bei den Menschen mit den Jahrzehnten und Jahrhunderten zu einer Schreckgestalt wurde, derer man sich mit Angst und Grauen erinnerte. Um dann zum historischen Vorbild der literarischen Figur des Dracula im Roman Stokers zu werden!

Als im Februar des Jahres 1732 in dem zum damaligen Österreich-Ungarn gehörenden Medvegia, Walachei, nachgewiesenermaßen die erste große Vampirwelle um sich zu greifen begann, offenbarte sich sehr deutlich, wie tief verwurzelt schon zum damaligen Zeitpunkt Vampire im Volksglauben waren.
In Osteuropa kam es geradezu zu einer Vampirhysterie, die sich bis nach Zentraleuropa auswirkte, wo Presse, Herrscher und Universitäten die Vampire als gefährliches Phänomen thematisierten. Bücher zum Thema erschienen seitdem zu Hunderten. Fast jeder Universitätswissenschaftler im Europa der damaligen Zeit hielt allerdings den Vampir für ein Phänomen der Einbildung in den Köpfen einfacher Menschen.
Besonders die Dorfbewohner in den abgelegeneren Winkeln in der Walachei und Transsylvaniens glaubten den wildesten Gerüchten über „Vorfälle“ hie und da, ließen sich stark beeindrucken.
Schon immer wurden Menschen von der Angst vor dem Bösen beherrscht.

Eine Kommission unter der Leitung des Militärarztes (alt: Feldschers) Johannes Flückinger (alt: Fluchinger) untersuchte einige Vorfälle des Vampirismus in oben genanntem Ort. In einem längeren Untersuchungsbericht, der dann auch im kaiserlich-königlichen Hofkriegsrat in Wien vorlag, attestierte der Arzt Flückinger abschließend, hier als wörtliches Zitat, das ich dem Buch von Markus Heitz entnommen habe:

„Nach geschehener Visitation seynd denen Vampiren die Köpfe durch die dasige Zigeuner herunter geschlagen worden, und sam denen Cörper verbrennet, die Aschen davon in den Fluß Morava ggeworffen, die verwesenen Leiber aber wiederum in ihre vorgehabte Gräber geleget worden. Welches hiermit nebst den mir zugegebenen Unter-Fendschern bevestigen. Actum ut supra.“ (Quelle: Markus Heitz „Vampire, Vampire!“, Piper Verlag 2008)

Die Ergebnisse aller frühen wissenschaftlichen Untersuchungen zum Vampir-Phänomen, die stattfanden, sind heute noch in den Akten des Hof- und Staatsarchivs von Wien vorhanden. Auch damals versuchte man grundsätzlich, wissenschaftliche Ergebnisse zu erarbeiten -  landete mit diesen oft noch zwischen Realität und Mythos!




Schloss Burg an der Wupper als Aufenthaltsort von Vampiren?

Schloss Burg als ein Ort, wo Vampire, diese gefährlich-rücksichtslosen Blutsauger, tatsächlich schon erschienen sind?
Nach dem letzten wissenschaftlichen Kenntnisstand hat es innerhalb der Mauern von Schloss Burg niemals Vampire gegeben. Die offizielle universitäre Wissenschaft steht diesbezüglich vor keinem Rätsel.
In Deutschland sind übrigens „Wiedergänger“ oder „Nachzehrer“  öfter angetroffene Arten des Vampirs, die angeblich – gemäß Mythos - den Menschen zumindest den „Lebensgeist“ aussaugen.

Nun, auch in unseren Tagen konnten Vampire nicht nachgewiesen werden.
War und ist es deswegen so, weil die Grafen von Berg sich tatsächlichen Übergriffen dieser Untoten bestens erwehren und sie erst gar nicht die Mauern überwinden konnten? Oder etwa daran, dass diese Adligen als Herrscher über ein weites Gebiet in Mittelalter und Neuzeit selber Vampire waren – quasi als Verschwörer gegen die Menschen an der Wupper, die es immer schon in den dichten hügeligen Wäldern gruselte? Letzteres wäre möglich, aber es sind schwere Bedenken angebracht. Denn schließlich könnte jeder Mensch, der äußerlich unauffällig daherkommt, ein Vampir sein. Wir wissen mittlerweile: in der Dunkelheit. Manche allerdings auch tagsüber!
Der wissenschaftliche Beweis für vampirische Existenz auf Schloss Burg steht aus. Dies sollte man als Glückssache ansehen!

Jeder Blick in die Geschichte des Menschen kann uns durchaus lehren, dass zumindest einiges möglich ist.
Die Phantasie des Menschen kennt im Hinblick auf Mythos und Legendenbildung kaum Grenzen. Werden Menschen großen, Angst auslösenden Gefahren ausgesetzt oder werden sie mit für sie ganz Unerklärlichem konfrontiert, so neigen sie zu schlichten Erklärungen. Folge: Sie handeln manchmal unvernünftig und übereilt.
Schuldige sind schnell gefunden: Vampire als Wesen, die für zunächst unerklärliche Erscheinungen als verantwortlich hingestellt werden können!
Hier erkennen wir die Vampire nicht als Verursacher von Gefahren und Ängsten, sondern als Sündenböcke angsterfüllter Menschen.

Auch weil das Bergische Land  in früheren Jahrhunderten mit der düsteren Walachei, wo der europäische Vampir-Mythos heute noch lebendig ist, wenig gemein hatte -  und wo im 18. Jahrhundert  der einfache Dorfbewohner ständig einen Übergriff eines Untoten erwartete – blieb es im 20. und 21. Jahrhundert wie andere Teile der Welt  von Angst, Hysterie und Tod durch das Treiben von Untoten verschont!

Es kam allerdings dazu, dass der Vampir-Mythos auf Bevölkerungsteile übergriff, die sich zumindest ansatzweise vom Typ Vampir „in edler Gestalt und mit edlem Gemüt“, faszinieren ließen.




Ausblick

Wir Menschen der Moderne lesen gern Vampirgeschichten und genießen Movies mit Vampiren als den Bösewichtern. Oder eben „edlen Vampiren“. Dann sind da noch die Vampirjäger, die mit Christuskreuz und Pflock den Untoten nachjagen, um deren „falsches Leben“ zu beenden.
Grauenvolles, was wir nicht selber erleben müssen, unterhält uns.
Wir mögen es ja, Spuren des Todes zu lesen!
Bis zum Ende der Tage des Menschen auf der Erde: Dann könnten wir zu einem Alternativplaneten flüchten, um unsere Gattung zu retten. Oder aber die Vampire kämen uns sehr erfolgreich zuvor …

Eine Tatsache ist nicht zu verleugnen, Vampire seriös und hundertprozentig wissenschaftlich nachzuweisen ist vorerst unmöglich.
Einige von uns möchten weiter an den Mythos ihrer Existenz glauben.

In verschiedensten phantasievollen Werken wird ihnen als Phänomen weiterhin nachgespürt, jeder Autor von Vampirgeschichten und Vampirgedichten wird wissen, wie er eigenverantwortlich und mit schriftstellerischem Können dem Phänomen Vampir GESTALT VERLEIHT.

Mit diesen Worten schließe ich meinen Vortrag. Ich danke für die Aufmerksamkeit!

Ich leite an meine Kolleginnen weiter, die Sie phantasievoll in die Welt der Vampire entführen werden …

(MUSIK MUTZ)

Ende


ANHANG

Literatur zum Thema Vampirismus unter vielen anderen Werken:
Markus Heitz: „Vampire! Vampire! Alles über Blutsauger“, München 2008
Nicolaus Equiamicus: „Vampire. Von damals bis(s) heute“, Diedorf 2010
Norbert Borrmann: „Vampirismus oder die Sehnsucht nach Unsterblichkeit“, Kreuzlingen/München, 1999


Anmerkung von KayGanahl:

Es handelt sich um den kurzen Vortrag zu der Show „Vampire unter uns? Lesung mit Musik" im Bergfried von Schloss Burg, Solingen 8. November 2014, der zu Beginn der Show gehalten wurde.
Diese Show - drei Leserinnen mit ihren Vampirgeschichten standen im Vordergrund - fand großen Publikumszuspruch. Am gleichen Abend fanden zwei Shows statt, um 19 Uhr sowie eine Nacht-Show um 22 Uhr.

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