Kapitel 3

Parodie

von  shinai

Strassenkämpfe waren in Athen nicht ungewöhnlich: Nach stundenlangen philosophischen Vorträgen oder mehrtägigen Theatervorstellungen genehmigten sich die Bürger gerne etwas körperliche Aktivität – für irgendetwas musste das Training im Gymnasium ja gut sein. Und so taten sich an diesem frühen Morgen hunderte verhinderte Olympioniken als Ringer, Werfer, Beisser und Treter hervor, kurz: Auf der Agora tobte eine Massenschlägerei.

Die wenigen Markthändler, die nicht über die natürlich ganz spontane Veranstaltung informiert worden waren, hieben mit allerlei Gemüse, ganzen Lammkeulen und gackerndem Federvieh auf die sportlicheren Kämpfer ein, und ballistische Fische und Meeresfrüchte erlebten eine zweite Existenz als Wurfgeschosse. Frauen hatten sich zu kleinen Gruppen verbündet und bescherten der hin und her wogenden Menge brennendes Öl oder Wasser, je nachdem, was sie gerade zur Hand hatten.

Kinder filzten die Geldbeutel der Bewusstlosen, und manch ein Philosoph nutzte die Gunst der Stunde um seine Argumente tatkräftig zu untermalen; Sorgestes, ein schmählich unbeachteter Philosoph aus Theben, brachte am anderen Ende der Agora eine experimentelle Fernwaffe in Stellung, während sich seine Schüler ins Getümmel stürzten, um sich Munition zu besorgen.

Die vornehmen Athener beschränkten sich noch aufs profane Schlägern, liebäugelten aber heftig mit drastischeren Massnahmen, und der Trupp aus skythischen Sklaven, der eigentlich solche Szenen verhindern sollte, piekste halbherzig mit seinen Speeren in die Menge. Derweil leerten die übrigen Sklaven die Weinvorräte in den verwaisten Häusern.

Alle waren so beschäftigt, dass sie die drei Ausländer gar nicht bemerkten, die aus einer Seitenstrasse herantaumelten und benommen vor dem Tohuwabohu stehen blieben. Ein faulender Fisch traf den einen ins Gesicht.

„Barbaren“, prustete er und klaubte die zerfledderte Seezunge von der Backe.
„Das war zu erwarten“, würgte der Zweite und bereicherte eine nahe Hauswand um etliche Grünschattierungen.
„Könnte bitte jemand die Welt anhalten“, stöhnte der Dritte und plumpste auf etwas, das unter anderen Umständen einen schmackhaften Eintopf ergeben hätte.
„Ich kann nicht fassen, dass die da unsere Flotte besiegt haben“, würgte es von der Mauer her.

„Feuer“, schallte es von rechts, und ein Abendessen, mit dem man ein ganzes Symposium hätte verköstigen können, entlud sich über der Schlägerei, begleitet von einem kreischenden Philosophiestudenten.
„Wie oft soll ich noch sagen, dass ihr nicht in den Korb klettern sollt.“
„Der sass nicht im Korb; der hat den Auslöser bedient.“
„Tatsächlich?“

Der erste Neuankömmling beobachtete einen Mann mit langem weissem Bart, der hektisch in einigen Schriftrollen wühlte.
„Gegen Spontaneität kann man nicht gewinnen“, erklärte er weise.
„Wage es nicht, das als grossen philosophischen Wurf zu verkaufen, wenn wir wieder zuhause sind, sonst erzähle ich allen, wie du dir über dem Meer die Seele aus dem Leib gekotzt hast.“
„Erbrechen zur rechten Zeit, erspart…“
„Ach halt die Klappe!“

Der Mann auf dem verhinderten Eintopf stand unsicher auf und wischte sich ein Salatblatt vom Hintern.
„Geh lieber und sag das Sprüchlein auf.“ Der Erste hob abwehrend die Hände.
„Ich gehe doch nicht alleine. Hast du dir den Haufen mal angesehen?“

„Feuer!“ Die experimentelle Fernwaffe explodierte. Holzstücke, Seilfragmente und Schüler spickten durch die Luft, und Sorgestes machte sich an eine Abhandlung über geladene Atmosphären und ihre Wirkung auf harmlose Konstruktionen.

„Die sind ja irre!“ rief der Erste. „Ausserdem war ausgemacht, dass wir zu dritt gehen. Sieh dir die Zeichnung an.“
„Nimm den Wisch aus meinem Gesicht!“
„Oh, oh“, stöhnte es an der Mauer.
„Wer wollte denn den Nachthimmel ausserhalb der Stadt beobachten?“ schrie der Dritte. „Ohne dich könnten wir jetzt gemütlich zuhause sitzen und nichts tun. Übernimm mindestens einmal die Verantwortung.“

Der Erste machte ein gekränktes Gesicht.
„Das finde ich kleinlich von dir“, maulte er.
„Ach, kleinlich findest der Herr das? Na dann geb ich dir kleinlich, du Halunke!“ Er schwenkte seinen Myrrhetopf und traf den Ersten am Kopf.
„Oh, oh“, stöhnte es.

~0~

Loki stand in Apollons Palast vor einem Spiegel und betrachtete sich. Er war nicht übermässig eitel, auch wenn er zugeben musste, dass er ein gutaussehendes Kerlchen war, aber viel wichtiger als seine offenkundige Schönheit war ihm das, was man damit erreichen konnte: In seinem Gewerbe zählte der erste Eindruck. Gelang dieser, konnte man anschliessend alles tun, was man wollte. Nun ja, fast alles.

Sein Alles-Inklusive-Weltuntergansszenario war bei den Asen nicht ganz so gut angekommen, wie er das erhofft hatte, und darum hatte er es für klug gehalten, Asgaard für eine Weile zu verlassen. In ein- oder zweihundert Jahren, wenn Gras über die Sache gewachsen war, würde er zurückkehren. Die Asen waren glücklicherweise nicht nachtragend, und in der Zwischenzeit konnte er ja hausieren gehen. Für einen Gott mit seinen Talenten fanden sich überall Gelegenheiten.

Diese Olympier zum Beispiel: Ganz anders als die Asen waren sie offen für die schönen Seiten des Lebens (was durchaus am Wetter liegen mochte – bei Minusgraden ist den wenigsten Göttern nach einer Verführung auf der Wiese). Natürlich mangelte es ihrer Religion an einem überzeugenden Fundament. Wer brauchte schon Götter, die sich willkürlich in die Geschicke der Menschen einmischten, wenn ihnen Ambrosia und Nektar zum Hals heraushingen?

Loki unterhielt bereits einen gut gehenden Schwarzmarkt für Wein auf dem Olymp, trieb ab und zu Jungfrauen auf und erwog, Hera bei nächster Gelegenheit für die Friss-alles-Diät zu erwärmen – natürlich musste er sich dafür noch einen anderen Namen einfallen lassen, aber das Konzept würde sicher auf Wohlwollen stossen. Es war höchste Zeit, dass er ihnen etwas Neues bot: Seit ihm dieses ungemein praktische geflügelte Pferd abhanden gekommen war, stockte der Süsswarennachschub, für den sich besonders die Göttinnen begeisterten, und Heras Miene wurde von Tag zu Tag säuerlicher.

Loki drehte den Kopf zur Seite und bedachte sein Spiegelbild mit kritischem Blick. Zufriedene Kunden sind bei Laune gehaltene Kunden, erinnerte er sich. Vielleicht könnte er auch das Weltuntergangspaket mit den Trompeten, den vier Reitern und dem ewig langen Strafgericht erwähnen? Mit all dem Blut, Feuer, Zorn und der endlosen Rederei war es wie geschaffen für die Olympier, und so ein Szenario konnte Wunder wirken:

Erst seit er das andere Szenario an die Asen verscherbelt hatte, sahen die Menschen überhaupt einen Sinn in der Religion; zuvor hatten sie sich immer leicht verwirrt eingefunden und unsicher vor sich hin zeremoniert, ehe sie sich an dem mitgebrachten Picknick gütlich taten.
Loki seufzte. Sein Talent wurde einfach nicht genug gewürdigt.

Die Pforte von Apollons Palast zitterte und zerbarst unter mächtigen Schlägen. Loki hob den Kopf und mass den eindringenden Herakles mit mildem Tadel.
„Mein Bester“, begrüsste er ihn überschwänglich. „Was für ein Auftritt! Zumal die Pforte nicht verschlossen war. Vielleicht könntest du sie beim nächsten Mal einfach aufstossen?“

Herakles blickte zur Pforte, dachte eine Weile nach und stapfte dann auf Loki zu. Seine Miene zeugte von vagem Unbehagen.
„Meinst du, Apollon merkt was?“ fragte er.
„Oh, das muss nicht sein. Zufälligerweise habe ich hier ein erstaunliches Renovierungspaket, einen bimmelnden Türsteher inklusive. Ich mache dir auch einen guten Preis.“ Herakles starrte dumpf vor sich hin.

„Ich habe aber kein Geld“, gestand er bedrückt.
„Ach, das macht nichts“, strahlte Loki. „Ich nehme auch ein paar von diesen Schafen mit den goldenen Hörnern – als Anzahlung, versteht sich.“
„Das wird Hera aber nicht gefallen“, grollte Herakles.
„Sie muss es ja nicht erfahren“, zwinkerte Loki, aber Herakles schüttelte den Kopf und trat näher.
„Zeus will dich sprechen“, brummte er.
„Ah gut.“

Sie verliessen den Palast. Loki überlegte eine Weile, wie er die Frage stellen sollte, die ihm auf der Zunge brannte, und entschied sich angesichts Herakles’ schlichten Gemüts für den direkten Weg.
„Es ist wirklich aufmerksam, dass du mich abgeholt hast, aber muss ich dabei wirklich über deinen Schultern hängen wie eine Jagdtrophäe?“

~0~

Athene rieb sich die Schläfen. Es war eine lange Nacht gewesen, und weder der plärrende Säugling, noch Aphrodites Eskapaden hatten es erträglicher gemacht. Die Hirten waren mittlerweile so eingeweicht, dass man befürchten musste, sie würden bei unbedachter Berührung zerreissen – vom liebevollen Vater ganz zu schweigen. Aphrodite und Ares waren zwar nach langer Diskussion im Wirtshaus verschwunden, aber da man nicht wissen konnte, wann sie wieder auftauchten, hatte Athene den Hirten die Augen verbunden. Sie mussten ja nur anwesend sein und beten – davon, dass sie das, was sie anbeteten auch sehen mussten, war nie die Rede gewesen.

Mit müdem Blick beobachtete sie die Schafe, die desorientiert umherwankten und tunlichst Abstand zum neuernannten Ochsen hielten, der wieder einmal mit seinen Hörnern kämpfte.
Warum mache ich das eigentlich, fragte sich Athene. Ich habe mit dem Ganzen doch nichts zu tun. Am Besten bestehe ich darauf, das nächste Mal die Mutter zu spielen, dann brauche ich nichts anderes zu tun, als im Stroh zu liegen und mich zu beklagen. Neidisch blickte sie auf das gesegnete Paar, das völlig fertig im Stroh lag und schnarchte. Wenigstens schwieg das Neugeborene und schlummerte friedlich in seiner Krippe. Athene seufzte und wandte sich dem unmittelbaren Problem zu, das leider keinerlei Anzeichen für Müdigkeit zeigte.

„Also Hermes, sei jetzt ein braver Gott und lass den Wirt los.“ Hermes, der Götterbote schwebte einige Fuss über dem Boden, gerade hoch genug, um dem Besen der Wirtin zu entgehen, und hielt den bleichen Kybros in den Armen.
„Wer’s findet, darf’s behalten“, verkündete er.
„Ich habe ihn lange vor dir gefunden“, keifte die Wirtin und schlug mit dem Besen nach den Flügelchen.
„Beweis es!“
„Das muss ich nicht beweisen. Er ist mein Mann!“
„Er sieht das aber ganz anders, nicht wahr, Liebster?“

Kybros hatte in dieser Nacht eine Erfahrung fürs Leben gemacht, die er nicht zu wiederholen gedachte, aber die Wahl zwischen seiner Frau und Hermes erschien ihm wie die Frage, ob es besser sei von Skylla oder Charybdis getötet zu werden. Ausserdem tat ihm so manches weh und darum schwieg er. Im Moment war es in Hermes Armen jedenfalls sicherer.

„Siehst du?“ rief Hermes triumphierend, was die Wirtin mit weiteren Besenschlägen beantwortete.
„Hermes, so sei doch vernünftig“, unternahm Athene einen neuen Versuch. „Hera erlaubt dir nie, ihn mit auf den Olymp zu nehmen.“
„Ja genau“, posaunte die Wirtin. „Ich werde Hera alles petzen.“
„Nein, das wirst du nicht!“ fauchte Athene, die für gewöhnlich die Schelte einfing, wenn sie das Pech hatte, während eines der Fehltritte ihrer Mitgötter auch nur auf dem gleichen Kontinent zu weilen. Intelligenz war ein wahrer Fluch: Alle Welt erwartete, dass intelligente Leute Dummheiten verhinderten – pah!

Hermes stimmte lallend ein Trinklied an; Athene verdrehte die Augen.
„Ach bitte, so viel kannst du gar nicht getrunken haben.“
„Es war eine ziemlich grosse Amphore“, murmelte die Sklavin Undine, die sich strategisch günstig unter Hermes postiert hatte und ihm unter das Gewand lugte.

„Hosianna!“ grollte es aus dem Wirtshaus.
„Oh, ja!“ Die Mauern des Hauses wankten rhythmisch. Athene stöhnte.
„Wenn die mir etwas zerbrechen, müssen sie’s bezahlen!“
„Aber sicher, gute Frau. Wir lassen dir ein Fass Ambrosia zukommen, jede Menge Fässer, aber hör endlich auf, mit dem Besen rumzufuchteln. Das hilft doch nichts.“ Hinter Athene regte sich der Säugling in der Krippe und alle Laute verstummten schlagartig. Selbst die Schafe trippelten auf den Hufspitzen durch die Gegend. Eine Ewigkeit hielten alle den Atem an, der Junge wimmerte – und schlief wieder ein. Wirtin, Athene, und Hermes mitsamt Geisel und Voyeurin rückten näher zusammen.

„Jetzt seid vernünftig“, flüsterte Athene. „Frau Wirtin, ähm, wie war noch der Name?“ Die Wirtin starrte zu Boden.
„…“
„Wie bitte?“
„Helena“, sagte sie mürrisch. Athene musterte den Berg von Frau und suchte nach einer höflichen Bemerkung. Hermes besass weniger diplomatisches Feingefühl: Er gackerte lauthals los.

„Helena“, brüllte er keuchend. „Helena! Die grösste und rundeste Frau weit und breit und sie heisst Helena!“
„Na warte!“ fauchte Helena und schleuderte den Besen nach ihm, traf aber lediglich ihren Mann in die Magengrube, der von dem ständigen Auf und Ab schon ganz grün um die Nase war.

Der Säugling plärrte los, Herake stimmte mit ein, und Antalos drehte sich grunzend zur Seite. Die Hirten tasteten blind nach ihren Schafen und pressten sich je eins an jedes Ohr.

„Hermes, komm sofort runter!“ brüllte Athene über den allgemeinen Lärm hinweg.
„Nein“, rief der lachend. „Ich habe keine Lust. Helena – der ist gut!“
„Komm runter oder du kannst was erleben.“
„Haha, und was willst du tun? Ich bin viel schneller als deine doofe Eule.“

Athene starrte ihn brodelnd an, schnippte mit den Fingern, und im nächsten Moment rollte eine sich prügelnde Philosophenschar über die Wiese.
„Männer, stillgestanden“, kommandierte Athene. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Philosophen merkten, dass jemand mit ihnen sprach ohne gleichzeitig auf sie einzudreschen, und noch etwas länger, bis ihnen dämmerte, dass sie nicht mehr auf der Agora von Athen waren. Einer nach dem andern erhob sich.

„Wo sind wir und wie sind wir hierher gekommen?“ fragte einer und schnäuzte sich die blutige Nase. Athene lächelte grimmig, schnippte den Herren geflügelte Stiefel an und deutete auf den entsetzten Hermes.
„Ich schlage vor, ihr diskutiert dieses Problem mit ihm. Er hält Philosophie nämlich für lächerlich.“ Augenblicklich war der Himmel voller Rechthaber, die den verzweifelten Hermes für ihre Meinung gewinnen wollten.

~0~

Loki blickte vom Olymp zum Stall und schüttelte den Kopf.
„Ich kann mich nicht erinnern, Philosophen gezeichnet zu haben“, murmelte er, fasste sich wieder und wandte sich mit einem positiven Lächeln an Hera und Zeus.
„Das läuft doch sehr gut! Wirklich eine fantastische Idee, etwas Lokalkolorit einzubringen. Das ist so authentisch.“ Heras Lippen wurden noch schmaler als sie ohnehin schon waren, und von Zeus war vor lauter Blitzen kaum etwas zu sehen.

„Ich glaube“, meinte Hera, „dass dein Plan gewisse Schwächen aufweist.“
„Tatsächlich?“ fragte Loki erstaunt. „Es ist doch alles da, und das Mehr trägt, wie ich schon sagte, wundervoll zum Realismus bei. Nimm nur den Hund, meine Teuerste: Einen solchen Einfall kann man gar nicht haben, so etwas muss organisch wachsen. Ausserdem ist es ein Zeichen von Akzeptanz, wenn sich die Gläubigen in Spe an der Gestaltung beteiligen. Ich meine, das muss von einem Menschen kommen, es ist so herrlich improvisiert.“

„Die ganze Szene ist eine einzige Improvisation“, donnerte Zeus.
„Aber das ist gut!“ jauchzte Loki verbissen. „Es entspricht eurer Religion, ich meine, darin liegt ja der Charme, nicht wahr? Und es verweist auf natürliche Weise darauf, dass unter Umständen ein Wandel konstruktiv wäre.“ Zeus Augen wurden zu Schlitzen.
„Willst du etwa behaupten, unsere Religion wäre planlos?“
„Aber nein“, rief Loki und wich einem entkommenen Blitz aus. „Ich meine nur, dass die Menschen den göttlichen Plan nicht genug verinnerlicht haben.“ Zeus schwieg, und Loki nutzte die Atempause um sich zu räuspern.

„Betrachtet man eure Religion als Kosten-Nutzen-Rechnung, so liegen die Kosten zu hundert Prozent auf eurer Seite: Blitze, Wunder, Orakel und all die Mühe, die da drinsteckt, ganz abgesehen vom zunehmend Platzproblem angesichts der vielen Halbgötter. Und die Nutzenseite? Was bekommt ihr schon für eure Mühen, ausser ein wenig verbrannten Innereien und monotonen Gebeten? Da stimmt doch was nicht, und genau darum habt ihr mich doch gebeten mein Glaubenserneuerungspaket umzusetzen.“ Zeus blinzelte.

„Das haben wir?“
„Aber ja! Und es war ein weiser Entschluss.“
„Tatsächlich?“
„Ja! Die Sicht eines Aussenstehenden kann in solchen Fällen sehr nützlich sein, und Ressourcen aufdecken, die man selbst gar nicht erkannt hat. Ich versichere dir: Der Plan entwickelt sich grossartig.“

Eine Wolke brauste heran, kollidierte mit dem Olymp und eine wutschäumende Athene stapfte auf die drei Götter am Tor zu.
„Wie ich sehe, hat Hermes den Wirt losgelassen“, begrüsste Hera ihre Stieftochter. Athene schnaubte.
„Und es scheint zu stimmen, was die Leute sagen: Unter jedem verzweifelten Mann, liegt eine beleibte Frau.“
„Oh, Helena wird sich erholen“, schnappte Athene und rauschte an ihrem Vater vorbei.

„Willst du den Philosophen nicht die Flügelchen nehmen, Liebe?“ rief Hera ihr hinterher. „Sie sind schon im nichtaerodynamischen Zustand bedenklich.“
„Ach, beim nächsten Strassenkampf erledigt sich das von selbst.“

„Ich habe dich wirklich gebeten, die Menschen mehr an der Religion zu beteiligen?“ wandte sich Zeus an Loki.
„Aber ja.“
„Erklär mir doch nochmals, worum es eigentlich geht.“
„Ich sehe immer noch gewisse Schwächen“, warf Hera ein.
„Aber nicht doch, Teuerste. Du wirst sehen: Am Ende werden wir genau das Resultat erreichen, das wir anvisieren.“ Hera lächelte.
„Wirklich? Und was ist mit dem König?“

~0~

„Was soll das heissen: Das ist eine Demokratie?“ fragte der Dritte der drei Fremden.
„Woher soll ich das wissen? Jedenfalls haben sie keinen König“, antwortete der Erste und pulte Lauch aus seinem Bart.
„Die haben mich angestarrt, als sei ich ein neunköpfiges Ungeheuer mit Schlagseite. Und dann haben sie mich in ein Fass gestopft!“ Er warf den beiden anderen einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ihr hättet mir ruhig helfen können.“

„Aber wir brauchen einen König!“ rief der Zweite. „Schaut euch doch die Zeichnung an: Da ist der König, seht ihr? Er hat sogar ein Krönchen auf dem Kopf. Und hier befiehlt er alle Neugeborenen zu töten. Wer soll das denn befehlen, wenn kein König da ist?“
„Wahrscheinlich prügeln sie sich drum“, mutmasste der Erste. Der Dritte stöhnte.
„Ich will nach Hause, verdammt nochmal. Ich habe keine Lust, das ganze Land nach einem mordlüsternen König zu durchkämmen.“
„Das war so auch nicht abgemacht. Er hat uns gesagt, wir müssten uns nur an die Zeichnung halten, dann dürften wir wieder gehen.“

Sie blickten die Strasse hinunter zu dem schimmernden Mann, der an einer Hausmauer lehnte und systematisch seine göttliche Ausstrahlung sabotierte, indem er mit einem Pfeil in seinen Zähnen stocherte.
„Also ich warte nicht, bis die sich hier auf einen König einigen“, murmelte der Erste.
„Aber sagen müssen wir es ihm“, flüsterte der Zweite.
„Und wer soll das tun?“ fragte der Dritte. Sie schwiegen.
„Knobeln wir es aus.“

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